Die Forscher vom Leibniz Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf fanden heraus, dass die geschädigte Schutzbarriere Bakterien und weitere Erreger nicht mehr abwehren kann. Anschließend vermehren sich diese und dringen tiefer in die Darmschichten ein, vermuten die Wissenschaftler. Sie befürchten, dass die Krankheitserreger in Form von eingewanderte Immunzellen eine Immunabwehrreaktion hervorrufen. Diese Erkenntnisse seien auch für die Humanmedizin von Bedeutung, erklärt Prof. Dr. Christa Kühn vom Institut für Genombiologie.
In einem Versuch waren Holsteinkühe hohen Umgebungstemperaturen ausgesetzt. Simuliert wurde eine mehrtägige Hitzeperiode. Parallel untersuchten die Forscher auch eine Vergleichsgruppe ohne Hitzestress. Die Tiere in der Kontrollgruppe erhielten die gleichen Futtermengen wie die Kühe mit Hitzestress.
Die Wissenschaftler fanden in der Bindegewebsschicht des Dünndarms von hitzegestressten Tieren nicht näher bestimmbare Zellen und Zellhaufen. Dr. Elke Albrecht, Institut für Muskelbiologie und Wachstum am FBN, erklärt: „Dies kann Folge einer gestörten Darmbarriere sein.“ Die Auswertung der Daten ergab, dass es sich bei diesen eingewanderten Zellen um Immunzellen handelte, so Prof. Kühn. Sie erläutert: „Somit ist klar, dass der zunehmende Hitzestress zu gesundheitlichen Folgen im Darm bei Milchkühen führt. Diese Folgen haben nichts mit der reduzierten Futteraufnahme bei hohen Temperaturen zu tun.“
Die Klimaerwärmung sei eine entsprechende Herausforderung für die rund 4,1 Millionen Milchkühen in Deutschland. Aufgrund des Klimawandels sei es wichtig grundlegende physiologische Mechanismen des Hitzestresses aufzuklären. Weitere Studien dazu sind am FBN geplant.