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Klimabilanzen: Jetzt legen die Molkereien im Süden los

Im Süden erfassen bisher wenige Molkereien die Klimabilanzen ihrer Milcherzeuger. Mit einem neuen Eingabetool soll der Klima-Check in die Breite gehen und über 50 % der bayerischen Milch erfassen.

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn wir künftig unsere Milchprodukte weiter vermarkten wollen, dann führt am Erstellen von Klimabilanzen kein Weg vorbei“, erklärt Andreas Kraus, Geschäftsführer der Goldsteig Käsereien Bayerwald GmbH. Die Molkerei nimmt auf Drängen des Lebensmitteleinzelhandels an der Klimaschutzinitiative „Science Based Targets Initiative“ (SBTi) teil, die weltweit Verfahren zur Emissionsminderung definiert.

Eingabe über neues Portal

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„Die SBTi-Vereinbarung schreibt vor, dass wir eine repräsentative Ersterfassung der Klimabilanzen in unseren Erzeugerbetrieben durchführen“, erläutert Kraus. Seine Molkerei hat im April das Eingabeportal Root Global für die Landwirte freigeschaltet. Diese App-Anwendung basiert inhaltlich auf dem Klimacheck der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zur Ermittlung der CO2-Äquivalente pro kg Milch und erleichtert die Eingabe für die Milcherzeuger erheblich.

„Unsere Milcherzeuger nutzen das Portal bereits intensiv“, freut sich der Molkerei-Chef. Die Landwirte seien vorbereitet, weil man das Thema auf den Winterveranstaltungen ausführlich kommuniziert habe. Kraus ist zuversichtlich, dass sich mindestens 1.200 bis 1.300 seiner rund 2.000 Milcherzeuger an der Erfassung beteiligen, sodass die Molkerei einen repräsentativen Querschnitt ihrer Lieferanten erhält.

Wie Goldsteig drücken viele weitere bayerische Molkereien aufs Tempo bei der Klimabilanzierung. Die Mehrheit von ihnen nutzt die Eingabemaske Root Global zusammen mit dem Klimarechner der LfL, sagt Claudia Weiß, Geschäftsführerin von milch.bayern, dem Dachverband der bayerischen Molkereien. Der Check entspricht dem global anerkannten Standard der „International Dairy Federation“ (IDF).

Root Global (siehe Übersicht unten) ermöglicht eine einfache Eingabe. So übernimmt es automatisch die Daten der Stoffstrombilanz, wenn man diese hochlädt. Nach bisherigen Erfahrungen dauert die Erfassung der Daten seitens der Landwirte ca. 1 bis 1,5 Stunden.

Emissionen aus der Milcherzeugung nach Quellen

milch.bayern hat einen Rabatt für seine Mitgliedsmolkereien ausgehandelt. „Wie viele der bayerischen Molkereien dieses System nutzen, lässt sich noch nicht abschließend sagen“, so Weiß. „Wir gehen aber davon aus, dass für weit mehr als die Hälfte der bayerischen Milchmenge die Daten über das Root Global-System erfasst werden.“

Teilnahme meist freiwillig

Die Erfassung der Daten ist für die Milcherzeuger bislang freiwillig. Nur in höheren Haltungsformstufen ist sie bei einigen Molkereien verpflichtend, z. B. bei der Molkerei Zott. Um auch die Milchviehhalter in den Stufen 1 und 2 zum Mitmachen zu bewegen, gewährt Zott diesen Betrieben für die Teilnahme einen Bonus von 0,1 ct/kg Milch.

Auch die Molkerei Hochland zahlt seinen Vertragslandwirten, die sich an der Erhebung beteiligen, eine Aufwandsentschädigung für die Datenerfassung. Diese nutzen dafür auch Root Gobal und den Klimarechner der LfL. Die Teilnahme läuft über alle Qualitätssegmente hinweg.

Allerdings verwenden in Bayern nicht alle Molkereien den Klimarechner der LfL. Bei der Molkerei Gropper mit Sitz im schwäbischen Bissingen, die auch am Standort Moers in Nordrhein-Westfalen (NRW) Milch verarbeitet, erfassen zwei speziell dafür ausgebildete Mitarbeiter Klimabilanzen auf den Erzeugerbetrieben. Dabei verwenden sie den Klimarechner der Landwirtschaftskammer NRW und erstellen damit Klimabilanzen, die dem IDF-Standard entsprechen.

Die Erfassung der Daten auf den Höfen verbinden die beiden Molkereimitarbeiter damit, die Betriebe zu beraten, wie sie ihre Klimabilanzen verbessern können. Die Landwirte erhalten dafür von der Molkerei eine pauschale Aufwandsentschädigung von 500 €.

Die Privatmolkerei Bechtel arbeitet bereits seit 2021 mit dem excelbasierten AgriClimatChangeTool der Bodenseestiftung, um Klimabilanzen auf den Erzeugerbetrieben zu erstellen. Der Rechner ist laut Molkerei IDF-konform. Für Erzeugerbetriebe mit Haltungsformstufe 3 und 4 ist die Bilanzierung seit 2022 verpflichtend. Seitdem richtet sich die Höhe des Zuschlags für diese Betriebe auch nach der einzelbetrieblichen Energie- und Treibhausgas-Bilanz. Für Betriebe mit Haltungsstufe 1 und 2 ist die Erfassung der Klimabilanzdaten hingegen freiwillig.

Norden und Westen ­weiter

Etliche Molkereien im Norden und Westen Deutschlands erfassen schon länger Klimabilanzen auf ihren Erzeugerbetrieben. Arla hat bereits 2020 mit der Erfassung der Treibhausgas (THG)-Emissionen begonnen. Die Molkerei hat dazu einen eigenen Rechner entwickelt, der IDF-konform ist. Die Landwirte müssen einen umfangreichen Fragebogen beantworten, auf dessen Basis dann ein Beratungsgespräch stattfindet.

Die Lieferanten erhalten 1 ct/kg für die Teilnahme am Programm sowie einen Nachhaltigkeitszuschlag, der sich nach den THG-Emissionen richtet. Aktuell beträgt er im Schnitt 1,65 ct/kg. Allerdings werden die Zuschläge durch ein Absenken des Grundpreises finanziert. Bisher rechnen bereits 1.600 deutsche Arla-Lieferanten Klimabilanzen.

Bei der Molkerei Hochwald erfassen aktuell 1.400 Mitgliedsbetriebe den CO2-Fußabdruck über das MilchPlusProgramm auf Basis von „Cool Farm Tool“. Der Rechner ist IDF-konform. Für das Erstellen der Klimabilanz erhalten die Betriebe 0,4 ct/kg Milch. Wenn sie CO2-Reduktionsmaßnahmen aus einem definierten Maßnahmenkatalog umsetzen, weitere 0,4 ct/kg.

Mit der Klimaplattform Milch, die es bereits seit drei Jahren gibt, rechnen derzeit sieben Molkereien Klimabilanzen, u. a. DMK, Ammerland, Uelzena, Rücker und frischli. Als Klimarechner fungiert aktuell ein onlinebasiertes Tool, das auf dem TEKLa-Rechner der LWK Niedersachsen aufbaut.

„IDF-Konformität ist ein Muss“

Das Problem: Der Rechner ist noch nicht IDF-konform. An dieser Herausforderung arbeitet die LWK Niedersachsen unter anderem auf Wunsch der Molkereien und passt ihr TEKLa-Berechnungsmodell an, berichtet Stefan Ortmann, stellvertretender Kammerdirektor bei der LWK.

Aus Sicht des Milchindustrie-Verbands (MIV) ist die Konformität mit IDF ein Muss, damit die Ergebnisse miteinander vergleichbar sind. „Wir haben einen Wildwuchs bei den Rechnern“, sagt Dr. Simon Harnisch, der beim MIV für Nachhaltigkeit und Umwelt zuständig ist. „Eine Vereinheitlichung wäre wünschenswert, erscheint aber unrealistisch“, so Harnisch. „Das Ziel ist, eine Vergleichbarkeit nach wissenschaftlichen Kriterien zu erreichen.“

Dieses Ziel verfolgt auch die LWK Niedersachsen. Mit den beteiligten Institutionen wie Landesanstalten und Landwirtschaftskammern führt sie aktuell Gespräche, inwieweit sich dieses Ziel erreichen lässt.

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