Der Handelsverband Deutschland (HDE) will die Vorwürfe von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus, dass die Preiserhöhungen nur ein billiger Marketingcoup der Discounter seien, nicht auf sich sitzen lassen. Das berichtete die Die Welt gestern.
Demnach soll der HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in einem Brief, der Der Welt vorliege, an die Politiker geschrieben haben, dass der Milchpreis von einigen Politikern ausgenutzt werde, "um die wirtschaftliche Misere der Erzeuger an der Preispolitik des Handels festzumachen". Tatsächlich verantwortlich seien die Molkereien und eine verfehlte Politik, die zu Überschüssen geführt habe.
Sanktjohanser habe in dem zwei Seiten langen Schreiben katogorisch der Milchwirtschaft die Schuld in die Schuhe geschoben. Die aktuell wieder steigenden Milchpreise würden von ihnen nicht an die Bauern weitergereicht. Im Übrigen bestehe gar keine einseitige Abhängigkeit der Bauern vom deutschen Handel, denn dieser nehme nur 42% der Milchmenge ab. Der große Rest gehe fast ausschließlich in den Export und in die Weiterverarbeitung.
Nichtsdestotrotz habe der Lobbyist Aussicht auf Marktwachstum gegeben. Er gehe davon aus, dass der Markt für hochwertige Milchprodukte künftig deutlich wachsen werde. Damit sei für die deutschen Landwirte die Chance verbunden, neben der "exportorientierten Massenproduktion" mehr Geld durch nachhaltige Nahversorgung zu verdienen.