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"Nachhaltige Milchproduktion braucht Maßnahmen-Mix"

Wie müssen Milchbauern reagieren, damit ihre Höfe eine Zukunft haben? Welche Rolle nehmen dabei die milchverarbeitende Industrie, Handel und Politik ein? Diese Fragen diskutierten die Milchviehhalter am Mittwoch auf dem BDM-Milchbauerntag mit Landwirtschaftsminister Robert Habeck in Osterrönfeld.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie müssen Milchbauern reagieren, damit ihre Höfe eine Zukunft haben? Welche Rolle nehmen dabei die milchverarbeitende Industrie, Handel und Politik ein? Diese Fragen diskutierten die Milchviehhalter am Mittwoch auf dem BDM-Milchbauerntag mit Landwirtschaftsminister Robert Habeck in Osterrönfeld.


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Der Milchpreis im Norden hat seit einigen Monaten die 30 Cent Marke wieder überschritten. Eine Entwarnung sei für viele Milchviehbetriebe aber noch nicht in Sicht, kommentiert Dr. Thomas Bahr, Berater der Agrarberatung Mitte e.V.,  die aktuelle Situation der schleswig-holsteinischen Milchviehbetriebe.


Besonders Betriebe, die in den letzten Jahren stark investiert hätten, seien betroffen. „Auf vielen Betrieben musste die Liquidität auch in dieser Krise durch Kredite gesichert werden. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Rückzahlungen dieser Kredite die Betroffenen in den nächsten Jahren mit 2-3 Cent je Liter Milch belasten werden. Sollten wir in eine neue Krise am Milchmarkt geraten, bevor diese Kredite zurückgezahlt sind, dann wird das für noch mehr Milchviehbetriebe bei uns das Aus bedeuten“, kommentiert Kirsten Wosnitza, Sprecherin des BDM- Landesteams die Lage in einer Pressemitteilung.


„Umso wichtiger, dass wir diesen Wahnsinn endlich beenden“, forderte auch Romuald Schaber, Vorsitzender des BDM und European Milch Board. „Wir Milcherzeuger müssen und wollen die Ansprüche der Gesellschaft an die Milchproduktion auf unseren Betrieben erfüllen. Das geht aber nur, wenn die wirtschaftliche Situation dies überhaupt zulässt“, erklärte Schaber, der selbst Milchviehhalter im Allgäu ist. Eigentlich sei Nachhaltigkeit von jeher das Prinzip, in dem Milchbauern und ihre Familie seit Jahrhunderten denken: „Ziel ist es doch, den Hof in einer besseren Verfassung an die nächste Generation weiter zu geben, als ihn der Bauer selbst von seinen Eltern übernommen hat. Wenn die Liberalisierung der Milchpolitik weiter solch einen wirtschaftlichen Druck auf unsere Betriebe erzeugt, dann wird dieses Prinzip bald nicht mehr gelten“, so Schaber.

 

Dr. Jürn Sanders vom Thünen-Institut in Braunschweig zeigte auf, dass es auch im ökologischen Bereich fünf vor 12 sei, da wichtige Ziele im Schutz von Klima oder Biodiversität nicht  erreicht worden seien, berichtet der BDM. Daher sei es notwendig, dass zur nächsten Reform der EU-Agrarpolitik der Umbau der Zahlungen an die Landwirtschaft viel stärker diskutiert würde.


Auch Professor Dr. Holger Thiele, Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft, beschrieb die Schwierigkeit, in immer volatileren Märkten nachhaltig zu wirtschaften. Milcherzeuger müssten mehr Bereitschaft zeigen, zukünftig viel stärker über ihre Lieferbeziehungen zu den Molkereien nachzudenken.


„Eigentlich läuft doch im Moment alles schief“, beschrieb auch Dr. Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, die Lage der Milchbauern. Die Landwirte würden ihre Produktion ständig verbessern und ihre Leistungen erhöhen, aber als Ergebnis verschlechtere sowohl ihre wirtschaftliche Lage als auch die ökologische Situation in der Landwirtschaft. Hier müsse endlich ein echtes Umdenken stattfinden, weg von einem „Immer mehr und immer billiger“. Öffentliche Gelder müssten so eingesetzt werden, dass Landwirte in Zukunft Alternativen ergreifen könnten. Überschüsse am Milchmarkt dürften nicht immer wieder zu Preiskrisen und damit zu Betriebsaufgaben führen und jungen Landwirten die wirtschaftliche Perspektive nehmen.

 

Am Ende der Veranstaltung war klar, so der BDM, dass es einen ganzen Mix aus Maßnahmen braucht, um

Milchproduktion noch nachhaltiger zu gestalten. „Nachhaltige Milchproduktion muss ein Gemeinschaftsprojekt von Milchbauern, Molkereien, Verbrauchern und Politik sein“, fasst Kirsten Wosnitza die Diskussion zusammen. Denn Nachhaltigkeit dürfe nicht zum Schlagwort verkommen, so Wosnitza: „Eine Milchkrise wie in den letzten Jahren darf sich nicht wiederholen. Wenn Betrieben immer wieder das Wasser bis zum Hals steht, haben sie keinerlei Spielraum für nachhaltiges Handeln. Der schleswig-holsteinischen Landesregierung mit Landwirtschaftsminister Habeck ist das längst klar. Es ist jetzt allerhöchste Zeit, dass sich auch Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt an die Seite der Milchbauern stellt und sich in Brüssel für mengenwirksame und damit preisstabilisierende Kriseninstrumente einsetzt. Dann könnten wir unser Einkommen am Markt erwirtschaften und für unsere Höfe auch wieder eine Perspektive sehen.“

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