„Er wird geliebt oder gescholten. Einige vergöttern ihn, andere verteufeln ihn“, sagte Vanessa Ludwig, Projektleiterin im Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“, am Donnerstag in Rudolstadt auf dem „Fachgespräch Nutztierhaltung“.
Die Rückkehr des Wolfes nach langer Abwesenheit bringt viele Konflikte mit sich, so Ludwig. Daher sei das Ziel des Wolfsmanagement in Sachsen, die Unterstützung und sachliche Information der Bevölkerung für ein konfliktarmes Zusammenleben mit dem Wolf. Als mögliche Konflikte zählt Ludwig unter anderem die Angst vor dem Wolf, die Gefährdung der Nutztiere und die Ausrottung des Wildes auf.
„Wie gefährlich ist der Wolf für unsere Nutztiere?“, fragt sich Ludwig. Der Wolf ernähre sich zu 94 % von wildlebenden Huftieren. Nutztiere sind eher eine Gelegenheitsbeute, so Ludwig. Schafe und Ziegen seien stärker gefährdet als Rinder und Pferde.
Um die Nutztiere vor dem Wolf zu schützen, nimmt der Herdenschutz eine wichtige Rolle ein. Elektrozäune (Netz oder mind. 5 Litzen) sollen mindestens 100 cm und Festzäune mindestens 140 cm hoch sein. Vor allem der Einsatz von Herdenschutzhunden sei sinnvoll. Wenn der Wolf einmal Erfolg an unzureichend geschützten Nutztieren hatte, kann das dazu führen, dass er diese gezielt tötet, erklärt Ludwig.
Ludwig betont, dass kein Wolf als „Problemwolf“ geboren werde. Tollwut, Provokation oder Habituation (Gewöhnung) können Ursache für ein auffälliges Verhalten sein. Hier sei eine Ausnahme vom Tötungsverbot möglich.
Das Töten der Wölfe könne aber nur kurzfristig die Nutztierschäden reduzieren, da andere Wölfe nachkommen. Für einen langfristigen Schutz seien effektive Herdenschutzmaßnahmen zu etablieren. Bisher sei eine Regulierung der Wolfsdichte allerdings nicht notwendig. Im Gegenteil: Das europäische Ziel sei die Erhaltung bzw. Wiederherstellung lebensfähiger Wolfspopulationen als Teil der europäischen Landschaft. Das heißt, es soll ein „Günstiger Erhaltungszustand“ erhalten bzw. erreicht werden. (jm)
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