Alina Schmidtmann vom Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben sprach mit Johannes Steinhoff, Vorstandsmitglied für Rind und Weiterverarbeitung, Westfleisch SCE, über die Anerkennung von QM++ Schlachtkühen für die Haltungsformstufe 3.
Die Discounter Aldi und Lidl kündigten an bereits im Frühjahr Trinkmilch der Eigenmarken sowie frisches Rindfleisch (Lidl) nur noch aus den Haltungsformen 3 und 4 zu verkaufen. Wie deuten Sie das Signal, Herr Steinhoff?
Steinfhoff: Mit ihren Ankündigungen beschleunigen die Handelshäuser sicherlich den Haltungswechsel im Bereich Rindfleisch. Im Zuge der Umstellung bei der Milch werden perspektivisch mehr Schlachtkühe aus den höheren Haltungsformen (HF) auf den Markt kommen. Parallel dazu erwarten wir auch langsam mehr Schlachtbullen in den hohen Haltungsstufen.
Bedeutet das das Aus für die ITW Rind (HF 2)?
Steinfhoff: Mit seinen Plänen „überspringt“ der Handel sozusagen die Haltungsform 2 beim Rind. Inwieweit sich dieses Vorhaben auch in der Praxis umsetzen lässt, bleibt abzuwarten – insbesondere mit Blick auf die für die gesamte Kette notwendigen Preisaufschläge für die höheren Haltungsbedingungen.
Künftig arbeiten QM und die Schlachtwirtschaft enger zusammen. So sollen Schlachtkühe der an QM++ teilnehmenden Milchviehhalter in der Haltungsform 3 verkauft werden. Konkret laufen die Kühe unter den beiden Westfleisch-Programmen „Mehr Tierwohl – Gemeinsam für die Zukunft“ und „Gute Haltung! Direkt von Bauern“. Ab wann können Verbraucher entsprechendes Fleisch im Supermarktregal finden?
Steinfhoff: Im Grunde können sie HF3-Rindfleisch bereits heute finden – wenn auch noch in eher überschaubarem Umfang. Einzelne Händler haben Teile ihres Sortimentes bereits entsprechend umgestellt. Dass bei dieser Weichenstellung für die Milch auch gleich für „Fleisch“ mitgedacht und organisiert wurde, ist ein gutes Signal für die Landwirte.
Welchen Zuschlag zahlt Westfleisch für QM++-Kühe?
Steinfhoff: Aktuell planen wir bei Westfleisch einen Aufschlag von 15 Cent/kg Schlachtgewicht für HF3-Tiere mit QM++ Audit.
Wie viele Betriebe nehmen bereits am Programm teil?
Steinfhoff: Aktuell befinden wir uns im lebendigen Austausch mit den Molkereien. Sie sind in hohem Maße dabei, ihre Lieferstrukturen entsprechend der neuen Herausforderung zu optimieren. Der Großteil der Audits ist für die kommenden drei bis vier Monate zu erwarten, sodass sukzessive Betriebe aufgenommen werden können.