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Schaden Milchpreis-Vergleiche den Bauern?

Für seinen kürzlich veröffentlichten „Sektorbericht Milch“ erhält das Bundeskartellamt heftigen Gegenwind von Milcherzeugern, Molkereien und Wissenschaftlern, aber auch vom Bundes-Landwirtschaftsministerium. Besonders deutlich wurde das beim DBV-Fachforum Milch in Berlin zum Thema „Transparenz am Milchmarkt: Wird zu viel preisgegeben?

Lesezeit: 4 Minuten

Für seinen kürzlich veröffentlichten „Sektorbericht Milch“ erhält das Bundeskartellamt heftigen Gegenwind von Milcherzeugern, Molkereien und Wissenschaftlern, aber auch vom Bundes-Landwirtschaftsministerium. Besonders deutlich wurde das beim DBV-Fachforum Milch in Berlin  zum Thema „Transparenz am Milchmarkt: Wird zu viel preisgegeben?“

 

Besonders kritisch sei die Veröffentlichung von aktuellen Auszahlungspreisen der Molkereien, erklärte Eva-Maria Schulze vom Kartellamt. Die aktuellen Daten könnten den Wettbewerb zwischen den Molkereien stören, die ihre Auszahlungspreise möglicherweise nicht an der tatsächlichen Wertschöpfung orientierten, sondern an den Milchpreisen der Nachbarmolkereien. Die vollständige Transparenz könne zu Einheitspreisen der Molkereien führen, dies sei dann ein Kartellverstoß. Nach Ansicht des Kartellamtes sollten Milchpreise mit einem Zeitverzug von sechs Monaten veröffentlicht werden.

 

Diesen Ausführungen widersprach Staatssekretär Dr. Gerd Müller vom Bundes-Landwirtschaftsministerium. Nach seinen Beobachtungen funktionieren der Wettbewerb und der Markt, die Preistransparenz könne nicht schädlich sein. Im übrigen könne man Markttransparenz heute nicht mehr unterdrücken. Und auch Brüssel wolle mehr Transparenz in den Märkten. Müller forderte das Kartellamt auf, eindeutige Antworten zu liefern und nationale Sonderwege zu vermeiden, die zur Verunsicherung führten.

 

Handlungsbedarf sieht Müller vielmehr auf anderen Feldern: Mit Blick auf den Quotenausstieg in 2015 müssten die Erzeugergemeinschaften gestärkt werden. Die Molkereien sollten mehr Wert legen auf Wertschöpfung, Produktforschung, Marketing und Drittlandexporte. Die deutschen Molkereien seien nicht in der Lage, die wachsenden Drittlandsmärkte zu bedienen. Fördergelder der EU für die Auslandswerbung würden nicht abgerufen.

 

Auch Molkereichef Theo Müller (Senior) hält Markttransparenz für wichtig. Der Wettbewerb funktioniere, das bringe Vorteile für die Verbraucher. Machtmissbrauch durch den Handel sieht Müller nicht. Der Handel schreibe seinen Bedarf aus, das beste Angebot der Molkereien akzeptiere er, das sei völlig normal. Dieses System sei zwar schwierig, aber ein besseres gebe es nicht.

 

Aktuelle Marktinformationen würden für Milcherzeuger und Erzeugergemeinschaften immer wichtiger und dürften deshalb nicht eingeschränkt werden, das forderte Leonhard Welzmiller vom Verband der Milcherzeuger in Bayern. Viele Erzeugergemeinschaften stünden alle sechs bis acht Wochen in Preisverhandlungen mit den Molkereien, da seien sechs Monate alte Zahlen, wie vom Kartellamt gefordert, wenig hilfreich.

 

Nach Ansicht von Wilhelm Neu, der die Milchliefergemeinschaft Bocholt (NRW) mit 60 Milchbauern vertritt, schwächt das Kartellamt die Position der Milcherzeuger gegenüber den Molkereien. Er kritisierte die „praxisfernen Recherchen des Bundeskartellamtes“. Ferner hält er das Unterbinden von Transparenz für nicht realistisch. Die Molkereien verfügten über ein gutes Informationsnetz und das bleibe auch in Zukunft so. Seine Erzeugergemeinschaft benötige die monatlichen Auszahlungspreise der Molkereien für regelmäßige Unternehmensvergleiche und für die Kontrolle der Auszahlungsleistung. Wissen sei Macht, so Neu, Nichtwissen sei Ohnmacht.

 

In die gleiche Kerbe stieß DBV-Präsident Udo Folgart, die Transparenz am Milchmarkt sei von den Bauern erkämpft worden und müsste unbedingt erhalten bleiben. Das Kartellamt sei die Hüterin der transparenten Märkte, ausgerechnet bei den Milchpreisen spreche sie sich dagegen aus, das sei ein Widerspruch in sich. Bei Auszahlungsdifferenzen zwischen den Unternehmen von bis zu 5 Cent je kg Milch sei Transparenz unumgänglich.

 

Hart ins Gericht mit dem Kartellamt ging auch der Wissenschaftler Prof. Weindlmaier aus Weihenstephan. Nach seinen Beobachtungen sei der Rohstoff-Wettbewerb zwischen den Molkereien sehr groß. Das Kartellamt liefere in seinem 130-seitigen Bericht keinen einzigen Beleg dafür, dass der Wettbewerb nicht funktioniere.

 

Einzig die EU-Abgeordnete Britta Reimers aus Schleswig-Holstein (FDP) unterstützte die Position des Kartellamtes. Es gebe eine hohe Transparenz auf der Rohstoffseite, aber nur eine geringe Transparenz auf den folgenden Stufen. Reimers wünschte sich mehr Zeitverzug bei der Veröffentlichung der Milchauszahlungspreise, schließlich gehe es hier um den Schutz des geistigen Eigentums der Firmen.  

 

Zur Klärung offener Fragen bietet das Bundeskartellamt allen Milcherzeugergemeinschaften und Molkereien Beratungsgespräche an.

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