"Bei weitem nicht alle Milchbauern sind bereit, sich an diesem Milchlieferboykott zu beteiligen. Auch unter denjenigen, die sich beteiligen, gebe es etliche, die nur unter Druck mitmachen oder körperliche Beschwerden wie Übelkeit und Kopfschmerzen empfinden, wenn sie den Kran von ihrem Milchtank aufdrehen. Berichtet wird von finanziellen Gründen, ethisch-moralische Gründe dürften jedoch ebenso bedeutsam sein.
In den letzten Tage wurde von den BDM-Vertretern über eine lokale Zeitung mitgeteilt, dass "Schwarze Listen" von so genannten "Trittbrettfahrern" veröffentlicht werden sollen. Venema ist sich sicher, dass diese Listen bereits unter der Hand existieren.
In Gesprächen mit Landwirten hat er erfahren, wie groß die seelische Belastung von Berufskollegen ist, die mit Telefonaten und Gewaltandrohungen terrorisiert werden. Kinder werden in der Schule angepöbelt, Familien werden bedroht, Freunde werden von Feiern ausgeschlossen, Milchtankwagen wurden daran gehindert Milch einzusammeln.
Die Angst geht um bei den Lieferwilligen. Sie fühlen sich wie "Aussätzige".
Eines hat dieser Lieferboykott leider schon jetzt bewirkt: Streit in den Familien, unter Freunden und Nachbarn, in den Dörfern und unter Berufskollegen. Dieser Schaden ist mit Geld nicht zu beziffern und auch in absehbarer Zeit nicht wieder gut zu machen.
Es kann nicht sein, dass eine Minderheit Gewalt gegen Andersdenkende ausübt. In einer Demokratie muss eine freie unternehmerische Entscheidung von allen respektiert werden. Hört endlich auf mit dem Psychoterror."