Die "Milch" ist das Gesicht der Konjunkturkrise in der Landwirtschaft. Darauf wies der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, auf der "Handelsblatt"-Jahrestagung Agrar- und Ernährungswirtschaft hin. Nach Aussage Sonnleitners ist die Milchkrise jedoch nicht nur konjunkturell bedingt, "sondern in Deutschland hausgemacht." Es brauche dringend deutliche Fortschritte in der Bündelung des Angebots der Molkereiwirtschaft gegenüber den Handelsketten. Das könnten Vertriebsgemeinschaften bei einzelnen Produktbereichen sein, nötig seien aber auch raschere Fusionen. Sonnleitner rief die Molkereien zum "unternehmerischen Aufbruch" auf. Benötigt würden neue Vertrags- und Liefermodelle zwischen Molkereien und Milcherzeugern, die die Gegebenheiten am Markt widerspiegeln. Es könne nicht sein, dass der Landwirt erst im Nachhinein erfahre, wie hoch der Auszahlungspreis für die Milch ist. Vorbilder gebe es aus anderen Ländern, die bereits aus der staatlichen Milchmengenregelung ausgestiegen seien.

Sonnleitner sprach sich für eine ständige Marktvorausschau als gemeinsame Einrichtung von Milcherzeugern und Molkereien aus. Frankreich vollziehe dies schon seit Jahren sehr erfolgreich. Hier würden sich regelmäßig die Molkereiverbände und die Vertreter der Milcherzeuger am runden Tisch zusammenfinden und aufgrund einer gemeinsamen Analyse des Marktes eine Milchpreisempfehlung abgeben. Dies geschehe nicht starr für die gesamte Branche, sondern orientiert an den jeweiligen Produktionsausrichtungen der Marktpartner. Hier müsse jetzt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner beim Wort genommen werden, die angekündigt hatte, kartellrechtlich gangbare Wege aufzuzeigen, betonte Sonnleitner.