Der Russland-Auswanderer Stefan Dürr kämpft für sein Unternehmen ums finanzielle Überleben. Weil die Finanzzahlen nicht passen, könnte eine russische Staatsbank die Mehrheit am Agrarkonzern Ekoniva übernehmen.
Dürr ist seit Ende der 1990er Jahre in der russischen Landwirtschaft aktiv. Er hat den Agrarkonzern Ekoniva mit aufgebaut – eines der größten russischen Agrarunternehmen und mit mehr als 110 000 Kühen Europas größter Milchproduzent. Wichtigster Kreditgeber für das rasante Wachstum war die staatliche Rosselkzozbank. Und genau mit ihr führt Dürr nun einen öffentlichen Streit.
Vereinfacht und verkürzt dargestellt ergibt sich folgende Lage: Ekosem Agrar ist die deutsche Holdinggesellschaft der Ekoniva-Gruppe. Sie hat bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2020 keine Bestätigung bekommen. Und weil offenbar Darlehensbedingungen nicht eingehalten wurden, will die Rosselkzozbank eine sogenannte Call-Option ziehen. Demnach könnte sie die Mehrheitsanteile am Unternehmen und den Tochtergesellschaften übernehmen. Dagegen wehrt sich Dürr mit seinen Anwälten. Das gerichtliche Hauptverfahren soll am 24. August stattfinden. Bis dahin sucht Dürr Banken oder Investoren, die einsteigen.
Findet er Geldgeber, dürfte die „Dürr-Geschichte“ in Russland weitergehen. Übernimmt die Staatsbank die Führung des Agrarkonzern, ist offen, welche Rolle der Deutsche künftig noch in dem Agrarkonzern spielt, sagt ein Vertrauter gegenüber dem Wochenblatt.
Zu Dürrs massivem Wachstum auf Pump gab es zuletzt auch häufiger kritische Stimmen. Vor allem, als er in die Milchverarbeitung eingestiegen ist. Diese sei noch kapitalintensiver als die Milchproduktion und Dürr habe weniger Kompetenzen.