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Antibiotika reduzieren – ein Ziel, viele Strategien

Lesezeit: 7 Minuten

Das Portal „aniplus+“ will Tierhaltern helfen, den Antibiotikaverbrauch in ihren Betrieben zu reduzieren. Tipps und Konzepte sollen gebündelt und online zur Verfügung gestellt werden. Über die Details sprach top agrar mit Projektleiterin Dr. Maria Gellermann.


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Wie ist die Idee zum Online-Portal „aniplus+“ entstanden?


Gellermann: Landwirte, die beim staatlichen Antibiotika-Monitoring die Kennzahl 1 oder 2 überschreiten, müssen eine Strategie entwickeln, wie sie den Antibiotikaeinsatz in ihrem Betrieb reduzieren wollen. Beim Überschreiten der Kennzahl 2 muss den zuständigen Kontrollbehörden sogar ein schriftlicher Maßnahmenplan vorgelegt werden. So fordert es die Novelle des Arzneimittelgesetzes. Der Gesetzgeber sagt aber nicht, wie die Landwirte das anstellen sollen.


Genau hier setzt „aniplus+“ an. Von Wissenschaftlern, Beratern, Tierärzten und der Industrie gibt es jede Menge Vorschläge und Konzepte, wie sich die Gesundheit der Tiere stabilisieren und so der Antibiotikaverbrauch reduzieren lässt. Das Spektrum reicht von speziellen Fütterungsstrategien bis hin zu Konzepten für die Reinigung und Desinfektion. Viele Landwirte, Berater und Tierärzte kennen diese Strategien aber nicht, zumindest nicht im Detail.


Das Projekt „aniplus+“ zielt darauf ab, alle Ideen und Konzepte in einem Online-Portal zu sammeln, zu strukturieren und dann allen Landwirten, Beratern und Tierärzten zugänglich zu machen.


Wer hat das Projekt initiiert?


Gellermann: Initiator ist das „Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland e. V.“ (aef). Das ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Dienstleistern, Firmen und Verbänden aus den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. Das aef hat es sich zum Ziel gemacht, das Oldenburger Münsterland und seine Veredlungswirtschaft für die Zukunft zu rüsten.


Und was hat das Ganze mit Tiergesundheit zu tun?


Gellermann: Sehr viel, denn die Gesundheit der Nutztiere und der Antibiotikaverbrauch in der Landwirtschaft haben großen Einfluss auf die Akzeptanz der Veredlung. Deshalb beschäftigt sich eine der Arbeitsgruppen, die das aef 2012 ins Leben gerufen hat, mit dem Thema Tiergesundheit.Diese Arbeitsgruppe will den Landwirten Konzepte anbieten, wie sie die Gesundheit ihrer Tiere stabilisieren und den Antibiotikaverbrauch fach- und sachgerecht reduzieren können. Etliche Strategien wurden bereits in der 100-seitigen Broschüre „Tiergesundheit im Oldenburger Münsterland“ zusammengefasst, die das aef 2013 veröffentlicht hat.


Wozu dann noch ein Online-Portal? Welche Vorteile bietet es gegenüber der gedruckten Version?


Gellermann: Wir wollen den Tierhaltern die Informationen benutzergerecht und zeitnah zur Verfügung stellen. Bereits bei der Drucklegung wurde deutlich, dass sich diese Ziele mit einer 100-seitigen Broschüre nur schwer erreichen lassen. Deshalb waren wir uns einig, dass ein Online-Portal mit aktuellen Erkenntnissen und Konzepten folgen soll.


Die Online-Lösung bietet etliche Vorteile: Erstens können die Informationen im Internet laufend aktualisiert und an den neuesten Kenntnisstand angepasst werden. Zweitens kann man besser auf das individuelle Informationsbedürfnis des Lesers eingehen. Für den schnellen Überblick öffnet sich zu jedem Thema zunächst eine Kurzinformation. Wünscht der Leser weitergehende Informationen, gelangt er über Pop-up-Fenster oder Verlinkungen zu vertiefenden Informationen.


Drittens ist die Suche nach bestimmten Themen online viel einfacher, da „aniplus+“ über eine Volltextsuche verfügt. Und viertens hat man die Informationen immer „am Mann“. Denn es ist einfacher, ein Smartphone oder einen Tablet-Computer mit in den Stall zu nehmen als ein dickes Heft.


Welche Inhalte soll das Online-Portal haben?


Gellermann: Für einen besseren Überblick haben wir das Online-Portal in sechs Sparten unterteilt, in die sich alle Strategien einordnen lassen. Das sind die Bereiche Haltung, Management, Tiergesundheit, Biosicherheit und Hygiene, Fütterung sowie Tierzukauf und Zucht. Darüber hinaus gibt es noch einen siebten Bereich, in dem Innovationen und Aktuelles aus dem Oldenburger Münsterland vorgestellt werden.


Wie wollen Sie verhindern, dass „aniplus+“ zu einer reinen Werbeplattform wird?


Gellermann: Im Online-Portal werden keine Produktnamen genannt. Das geht auch nicht, weil die Plattform zu drei Vierteln mit öffentlichen Mitteln finanziert wird. Aber auch die beteiligten Firmen legen Wert darauf, dass die Inhalte im Vordergrund stehen und nicht die Produktnamen.


Beispiel: Wenn es um die Bekämpfung von Spulwürmern geht, wird es in „aniplus+“ sicherlich einen Beitrag geben, in dem steht, dass sich Spulwürmer am besten mit kresolhaltigen Desinfektionsmitteln bekämpfen lassen. Es werden aber keine Produktnamen genannt. Die Firmen werden allerdings nach Branchen sortiert verlinkt. Die genaue Form der Darstellung muss aber noch unter den Beteiligten abgestimmt werden. Es soll auf jeden Fall eine konkrete Nutzer-Hilfe angeboten werden.


Werden die Informationen dadurch nicht zu allgemein und für den Anwender uninteressant?


Gellermann: Nein, im Gegenteil. Unser Ziel ist, für jeden Anwender eine betriebsspezifische Lösung anzubieten. Wenn sich der Landwirt z. B. über Atemwegserkrankungen in der Ferkelaufzucht informieren will, kann er dazu jede Menge Artikel zum betrieblichen Management, zur Lüftung und zur Tiergesundheit lesen. In jedem Artikel werden ihm Maßnahmen empfohlen, wie sich das Problem abstellen lässt. Der Nutzer kann einzelne Maßnahmen, die ihm in seinem Fall sinnvoll erscheinen, auswählen und in einer Art Warenkorb sammeln.


Zum Schluss wählt er aus dem gefüllten Warenkorb noch einmal die wichtigsten Kriterien aus und kann sich einen betriebsindividuellen Maßnahmenkatalog ausdrucken lassen. Der dient dann für den nächsten Berater- oder Tierarztbesuch als Diskussionsgrundlage. Uns ist dabei wichtig, dass wir keine Konkurrenz zum Hoftierarzt aufbauen, sondern einen ergänzenden Service anbieten.


Wer entscheidet, welche Informationen in das Online-Portal aufgenommen werden und welche nicht?


Gellermann: Wir haben genau definiert, welche Informationen ein Fachartikel enthalten sollte. Die von Firmen, Tierärzten, Beratern und Wissenschaftlern eingeschickten Artikel werden zunächst inhaltlich durch Fachmoderatoren geprüft. Für jede Tierart gibt es ein eigenes Fachmoderatorenteam. Jedem Team gehören u. a. ein Tierarzt und ein Landwirt an.


Haben die Fachmoderatoren den Artikel freigegeben, prüft unser Fachbeirat, ob der Artikel eingestellt wird. Dem Fachbeirat gehören acht Mitglieder an, bestehend aus Mitarbeitern des Landwirtschaftsministeriums in Hannover, des Landesamtes (Laves), Wissenschaftlern, Amtstierärzten, Tierärzten des Schweinegesundheitsdienstes und Landwirten. In allen Gremien des Portals sind Landwirte vertreten.


Wie verhindern Sie, dass die Suchhistorie der Anwender in falsche Hände gerät?


Gellermann: Wir haben den Programmierern vorgegeben, dass das Online-System auf keinen Fall Nutzerdaten speichern darf, also weder IP- noch URL-Adressen oder Cookies. Dadurch bleiben die Anfragen anonym, und es ist keine Rückverfolgung möglich.


Wer trägt und finanziert das Projekt?


Gellermann: Das Projekt ist zurzeit noch auf das Oldenburger Münsterland ausgerichtet und wird zu drei Vierteln mit öffentlichen Mitteln finanziert. Träger und Förderer sind die Metropolregion Bremen-Oldenburg, das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der Verbund Oldenburger Münsterland, die Landkreise Cloppenburg und Vechta sowie das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland e.V. (aef).


Wie lange läuft das Projekt? Und soll es immer auf das Oldenburger Münsterland beschränkt bleiben?


Gellermann: „aniplus+“ ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt, es endet im Oktober 2016. Das Online-Portal soll anschließend an die Landwirtschaftskammer Niedersachsen übergeben werden. Der Zugang wird in der Testphase zunächst für einen kleinen User-Kreis offen sein. Nach dem öffentlich zugänglichen Start ist später der Zugang über einen Log-in-Bereich vorgesehen.


In der Aufbauphase beschränkt sich das Projekt auf Partner aus dem Oldenburger Münsterland. Uns erreichen jedoch bereits Anfragen von interessierten Wissenschaftlern und Firmen aus ganz Deutschland, die ihre Konzepte und ihr Know-how ebenfalls in das Online-Portal „aniplus+“ einstellen möchten. Deshalb ist es durchaus möglich, dass sich das Portal nach einem erfolgreichen Abschluss der Start- und Erprobungsphase bundesweit für weitere Interessenten öffnet.


Das Interview führte top agrar-Redakteur Henning Lehnert.

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