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Bei der Vermarktung 4 € pro Ferkel verschenkt!

Lesezeit: 10 Minuten

Der aktuelle Ferkelpreisvergleich des Deutschen Bauernverbandes öffnete manchem Sauenhalter die Augen. Christa Niemann und Benedikt Schäfers stellen die wichtigsten Ergebnisse vor.*


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Wer als Ferkelerzeuger mit den Dänen und Niederländern konkurrieren will, muss große Par-tien anbieten können und sollte sich einen festen Abnehmer für seine Ferkel suchen, so empfehlen Experten.


Sauenhalter Peter Frick (Name geändert) aus dem westlichen Niedersachsen war daher bisher optimistisch, für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Denn mit seinen 200 Sauen setzt er alle vierzehn Tage 240 Ferkel ab. Und der Mäster, dem ihm seine Vermarktungsorganisation vor drei Jahren vermittelt hat und der fast alle Ferkel abnimmt, ist mit der Qualität auch gut zufrieden. Zwei Euro Mengenzuschlag bekommt Frick pro Ferkel, plus 1,50 € für die Mykoplasmenimpfung.


Um so größer war für Peter Frick der Schock, als er die Auswertung des gemeinsam vom Deutschen Bauernverband und der Fachhochschule Soest im Rahmen einer Bachelorarbeit durchgeführten Ferkelpreisvergleichs in den Händen hielt (siehe Übersicht 1). Denn im Auswertungszeitraum Oktober 2008 hatte Frick im Vergleich zu seinen niedersächsischen Berufskollegen satte 3,96 € pro Ferkel weniger erlöst.


In einem Monat über 1 400 € Mindererlös


Summa summarum ergibt das für alle 360 im Oktober gelieferten Ferkel einen Mindererlös von 1 426 €. Und hochgerechnet auf alle rund 5 000 Ferkel, die Frick jährlich verkauft, fehlen ihm am Jahresende unglaubliche 20 000 € in der Kasse! Mit diesem Geld und der Abwrackprämie hätte Frick locker den maroden Familien-PKW gegen einen Mittelklasse-Neuwagen eintauschen können! Frick reibt das katastrophale Ergebnis des Ferkelpreisvergleichs am nächsten Tag gleich dem Berater seiner Erzeugergemeinschaft unter die Nase. Und es dauert auch nicht lange, bis beide die Ursache für die vergleichsweise schlechte Ferkelbezahlung gefunden haben: Frick kann zwar alle vierzehn Tage 240 Ferkel liefern. Der Mäster, mit dem er zusammenarbeitet, möchte jedoch lieber wöchentlich beliefert werden, mit jeweils 120 Ferkeln.


Für die 120 Tiere bekommt Frick aufgrund der halb so großen Partie jedoch pro Ferkel einen um 1,50 € geringeren Mengenzuschlag. Hier ist der Vermarkter gefragt, entweder beim Mengenzuschlag zu vermitteln oder einen ge-eigneteren Abnehmer für die Ferkel zu finden.


Peter Frick ist leider kein Einzelfall. Etlichen Ferkelerzeugern geht viel Geld durch die Lappen, weil der Ferkelmarkt aufgrund der Vielzahl von Boni, Zuschlägen und Vorkostenposten inzwischen undurchschaubar geworden ist. Ein Vergleich ist nur mit großem Aufwand möglich, wie die aktuelle Auswertung des Deutschen Bauernverbandes zeigt.


660 Abrechnungen ausgewertet


Für den Ferkelpreisvergleich haben der DBV und die FH Soest fünf Kalenderwochen im Oktober 2008 unter die Lupe genommen. Bundesweit beteiligten sich 280 Ferkel­erzeuger. Sie stellten rund 660 Ferkel­abrechnungen mit etwa 110 000 gehandelten Ferkel zur Verfügung und füllten den ergänzenden Fragebogen aus.


Das Problem: Oftmals waren nicht alle für den Vergleich benötigten Angaben aus der Abrechnung ersichtlich. Benötigt wurde das Lieferdatum, die Stückzahl, der Grundpreis, die Zuschläge, Boni, Vermarktungs- und Impfkosten sowie die Gewichtszu- und -abschläge für die Ferkel. Wel-che Informationen eine optimale Ferkelabrechnung enthalten sollte, ist in der Checkliste oben aufgelistet.


Im ersten Schritt wurden die Ferkelgewichte standardisiert. Denn einige Notierungen arbeiten noch mit 25 kg-Basisgewicht, andere bereits mit 30 kg, die meisten jedoch auf 28 kg-Basis. Tatsächlich liegt das durchschnittliche Verkaufsgewicht in der Praxis mittlerweile zwischen 29 und 31 kg.


Um eine einheitliche Vergleichsbasis zu schaffen, wurden alle gehandelten Ferkel deshalb mit Hilfe der gültigen Gewichtszu- und -abschläge auf 28 kg-Basis korrigiert.


Der auf diese Weise für jeden Betrieb auf 28 kg-Basis errechnete „Preis Betrieb“ (siehe Übersicht 1) enthält alle wesentlichen Einflussgrößen wie Grundpreis, Mengen- und Qualitätszuschläge und die Vermarktungskosten. Unberücksichtigt blieben hingegen die Impfkosten. Denn dabei handelt es sich für den Ferkelerzeuger mehr oder weniger um einen „durchlaufenden Posten“.


Im nächsten Schritt wurden die Abrechnungen mit den Leitnotierungen (siehe Übersicht 2) der jeweiligen Vermarktungsregion Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nord-rhein-Westfalen verglichen. Dann wurde aus allen Abrechnungen für die auswertbaren Regionen und die jeweilige Woche auf 28 kg-Basis der „DBV-Ferkelpreis des Bundeslandes“ berechnet (Übersicht 1).


Aus der Differenz des 28 kg-Preises, den der Auswertungsbetrieb erzielen konnte und des DBV-Ferkelpreises auf 28 kg-Basis ergibt sich dann das jeweilige Abschneiden des Betriebes bei der Ferkelvermarktung. Im vorliegenden Fall erlöste Sauenhalter Peter Frick, wie bereits erwähnt, im Vergleichsmonat pro Ferkel fast 4 € weniger als seine Berufskollegen im übrigen Niedersachsen.


Höchste Ferkelpreise in Bayern


Übersicht 3 zeigt, wie die einzelnen Vermarktungsregionen beim Ferkelpreisvergleich abgeschnitten haben. In Bayern wurden im Auswertungszeitraum mit Abstand die höchsten Ferkelpreise erzielt. Das lag daran, dass von hier zum Teil Gebiete mit ausgeprägtem Ferkeldefizit beliefert werden, wo sich gute Preise realisieren lassen. Aufgrund des hohen Fleischanteils erhalten zudem viele Ferkel einen dicken Qualitätszuschlag.


Auch in Hessen realisierten die ausgewerteten Betriebe gute Preise. Das liegt aber vermutlich daran, dass sich an der vorliegenden Auswertung vergleichsweise wenig hessische Betriebe beteiligten. Und darüber hinaus wiesen die Betriebe eine für Hessen überdurchschnittliche Herdengröße auf.


Im nordwestdeutschen Raum (Niedersachsen, NRW) und Baden-Württemberg hingegen liegen die Ferkelpreise im Auswertungszeitraum auf annähernd gleichem Niveau. Die höchsten Preise, das zeigt der Vergleich deutlich, erzielen die Ferkelerzeuger im Direktbezug, die schlechtesten über den freien Handel. Je nach Vermarktungswoche und Bundesland kann der Unterschied bis zu 4 € je Ferkel betragen!


Vergleicht man die 28 kg-Preise des DBV mit den Leitnotierungen der jeweiligen Vermarktungsregion, so fällt die große Abweichung zwischen beiden Werten auf (siehe Übersicht 5). In Bayern liegt der tatsächlich gezahlte Ferkelpreis im Schnitt fast 7 € über Notierung! Und in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen beträgt die Differenz zwischen Leitnotierung und tatsächlich gezahltem Ferkelpreis immerhin noch rund 5 €!


Bis zu 6 € Mengenzuschlag


Hier stellt sich die Frage, welche Aussagekraft eine Notierung überhaupt noch hat, wenn pro Ferkel zusätzlich mehr als 5 € für Mengen-, Qualitäts- und sonstige Zuschläge gezahlt werden. Beim derzeitigen Preisniveau sind das immerhin rund 10 % des Ferkelpreises, bei einzelnen Betrieben sogar bis zu 25 %! Auf diese Weise wird dem Ferkelhandel ein viel zu großer Spielraum eingeräumt!


Einen wesentlichen Einfluss auf die Höhe der Zuschläge hat die Partiegröße. Bei rund 40 % aller Abrechnungen wurden Mengenzuschläge gezahlt. Sie betrugen im Schnitt 3 € pro Ferkel, reichten im Einzelfall jedoch von einem Abschlag bis hin zu 6 € Zuschlag je Tier.


Die Höhe der Zuschläge hängt von der Notierung ab. Es gibt Notierungen für 50er-, 100er- und 200er-Partien. Mengenzuschläge werden in der Regel erst für Partien mit mehr als 100 Ferkeln gezahlt. Die Zuschläge enden in der Regel bei 300 Ferkeln/Partie.


Leider konnten aufgrund der teilweise unzureichenden Datendichte beim vorliegenden Ferkelpreisvergleich keine Größenklassen für jede Vermarktungs-region gebildet werden. Im nordwestdeutschen Raum und Schleswig-Holstein herrschen jedoch ähnliche Vermarktungsbedingungen. Um den Einfluss der Partiegröße herauszufiltern, wurden deshalb die genannten Regionen gemeinsam ausgewertet.


Das Ergebnis: Es besteht zwar ein klarer Zusammenhang zwischen Partiegröße und Zuschlag. Dieser Zusammenhang fällt mit einer statistischen Korrelation von 0,28 jedoch vergleichsweise schwach aus. Denn zum Teil überlagern sich Mengen- und Qualitätszuschläge. Im Schnitt wird jedoch für jeweils 10 zusätzliche Ferkel in der Partie ein Zuschlag von 8 Cent pro Ferkel gezahlt. Für Partiegrößen mit 80, 150, 250 und 350 Ferkeln ergeben sich dadurch die in Übersicht 4 exemplarisch berechneten Zuschläge.


Im Schnitt 4 € Qualitäts-zuschlag


Rund die Hälfte aller Ferkelerzeuger, die sich am Ferkelpreisvergleich beteiligten, bekommt einen Qualitätszuschlag für ihre Ferkel. Die Zuschläge betragen im Mittel 4 €/Ferkel. Auffallend ist dabei, dass die Zuschläge in Bayern tendenziell 1 € höher ausfallen.


Oftmals gilt allein die Partiegröße schon als Qualitätskriterium. Von anderen Vermarktern wird die Beteiligung an Gesundheits-Monitoringssystemen honoriert. Der wichtigste Qualitäts-Aspekt ist jedoch die verwendete Rasse bzw. Genetik. In Bayern ist die fleischreiche Zwei-Rassen-Kreuzung (DE x DL) mit Piétrain-Ebern, die bei der Metzgervermarktung beliebt ist, weit verbreitet. Im Norden kommen dagegen vornehmlich Hybridherkünfte wie BHZP, Danzucht, PIC und Topigs zum Einsatz, vermehrt aber auch französische Sauenherkünfte wie ADN- oder Naïma-Sauen.


Rund ein Viertel der Ferkelerzeuger, die sich am Ferkelpreisvergleich beteiligten, setzt Top-Genetik-Sperma ein. In Nordrhein-Westfalen sind es sogar 34 % aller Betriebe, in Schleswig-Holstein 30 %, gefolgt von Niedersachsen mit 18,8 % und Bayern mit 11,1 %. In Hessen und Baden-Württemberg hingegen beträgt der Top-Genetik-Anteil nur gut 7 %.


Auffallend ist, dass nur ein Fünftel aller Betriebe, die Top-Genetik-Sperma einsetzten, für die Ferkel dann auch einen entsprechenden Qualitätszuschlag bekommt. Und das, obwohl die Besamungsgenossenschaft GFS in Ascheberg bei der Mast von Top-Genetik-Tieren einen deutlichen Mehrerlös errechnet hat. Die Top-Genetik-Zulage betrug im Schnitt 1 €, schwankte im Einzelfall jedoch zwischen 0,30 und 2 €.


Auch Ferkelimpfungen gelten als Qualitätskriterium. Sie wurden beim Vergleich jedoch nicht berücksichtigt, denn sie sind für den Ferkelerzeuger ein durchlaufender Posten. 43 % aller ausgewerteten Ferkelpartien wurden gegen Mykoplasmen geimpft, 25 % gegen PRRS und Mykoplasmen, 15,3 % gegen Mykoplasmen und Circoviren sowie 3 % aller Partien gegen alle drei Erreger.


In den meisten Fällen erfolgte die Vergütung der Impfung über die Ferkelabrechung. Nur bei 3,6 % aller Partien erhielt der Mäster eine separate Rechnung über die Impfungen. Die Mykoplasmen- und die PRRS-Impfung wurden im Schnitt mit jeweils 1,50 € vergütet und die Circoimpfung mit 1,30 €. Zwischen den Vermarktungsregionen und von Partie zu Partie traten jedoch große Schwankungen auf, wie Übersicht 6 verdeutlicht.


Transportentfernung eher unerheblich


Zu den Vermarktungskosten konnte leider keine statistische Auswertung durchgeführt werden. Denn nur knapp ein Drittel aller Abrechnungen enthielt detaillierte Angaben zu Anfahrts- und Wiegekosten sowie Erzeugergemeinschafts- und Versicherungsbeiträgen.


Dort, wo Vorkosten erhoben wurden, stellten die Vermarkter oftmals 5 bis 7 € fürs Wiegen und zwischen 30 und 100 € als Anfahrtpauschale in Rechnung. Bei eigenem Transport wurden pro Ferkel 50 Cent bis 2 € Fahrtkosten, im Schnitt 60 Cent Vermarktungsgebühr (0,10 bis 1,90 €), 50 Cent Erfassungskosten (0,10 bis 1,20 €) und 40 Cent für die Tiertransportversicherung berechnet.


Die Transportentfernung scheint bei der Preisfindung hingegen nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Sind die Ferkel erst einmal aufgeladen, ist es offensichtlich unerheblich, wie weit sie transportiert werden.


Der Vergleich zeigt, dass es vielmehr eine Sache von regionalem Angebot und Nachfrage ist, welche Zuschläge gezahlt werden. So gibt es in Niedersachsen z. B. Regionen, in denen seit Jahren vergleichsweise niedrige Ferkelpreise gezahlt werden, obwohl in den Nachbarkreisen rege Nachfrage nach Ferkeln und ein deutlich höheres Ferkelpreisniveau vorherrscht.


Wir fassen zusammen


Der vom Deutschen Bauernverband und der Fachhochschule Soest durchgeführte Vergleich zeigt, dass bei den Ferkelpreisen regional große Unterschiede bestehen. Die höchsten Ferkelpreise wurden im Auswertungszeitraum Oktober 2008 in Bayern gezahlt. In Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nord-rhein-Westfalen herrschte hingegen ein annähernd gleiches Preisniveau.


Unterschiedliche Basisgewichte und eine Vielzahl von Boni sowie Zu- und Abschlägen machen einen direkten Vergleich der Ferkelpreise schwierig. In einigen Regionen betragen die Zuschläge bis zu 7 €. In Einzelfällen machen sie sogar bis zu 25 % der Notierung aus. Damit wird dem Handel ein viel zu großer Spielraum eingeräumt.


Die Partiegröße hat einen direkten Einfluss auf den Zuschlag. Für jeweils 10 zusätzliche Ferkel in der Partie wurden pro Ferkel 8 Cent mehr gezahlt. Die Transportentfernung hingegen spielt bei der Berechnung der Zuschläge nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind Angebot und Nachfrage vor Ort.-lh-


*) Christa Niemann, Deutscher Bauern-verband in Münster; Benedikt Schäfers, Fachhochschule Soest.

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