In Sachsen-Anhalt soll Anfang April die „Interessengemeinschaft Schwein“ gegründet werden. Wollen Sie der ISN Konkurrenz machen?

Gutzmer: Nein. Aber die Schweinehalter in Sachsen-Anhalt brauchen eine Interessenvertretung, die in Magdeburg sitzt und nicht in Damme. Wir haben hier zum Teil ganz andere Probleme wie in anderen Bundesländern. Aktuell werden z. B. angebliche Missstände in Schweine haltenden Betrieben angeprangert und pauschal auf alle Betriebe in Sachsen-Anhalt übertragen. Hier müssen wir die Öffentlichkeit gezielt aufklären. Grundsätzlich streben wir eine enge Zusammenarbeit mit der ISN und dem ZDS an.

Welche Schwerpunkte soll Ihre Arbeit haben?

Gutzmer: Wir setzen uns für verläss­liche Rahmenbedingungen ein. Wichtigstes Ziel ist, die Politik fachlich zu beraten und für alle Seiten praktikable Lösungen anzubieten. Wir fordern Diskussionen auf wissenschaftlicher Basis und keine ideologischen Debatten.

Gibt es weitere Arbeitsschwerpunkte?

Gutzmer: Wir werden zeitnah damit starten, ein tierseuchenrechtliches Vorsorgekonzept für Sachsen-Anhalt zu erarbeiten. Der einzelne Landwirt darf nicht länger dafür verantwort-lich sein, im Seuchenfall selbst für die Keulung der Schweine und den Abtransport der Kadaver Sorge tragen zu müssen. Das muss zentral über Dritte organisiert werden.

In Thüringen wurde Ende März ebenfalls eine Interessengemeinschaft gegründet. Wäre eine gemeinsame Vertretung nicht sinnvoller als eine weitere Zer­splitterung?

Gutzmer: Ich sehe darin überhaupt kein Problem. Denn in Thüringen sind die Probleme wiederum anders als in Sachsen-Anhalt. Es kann sogar ein großer Vorteil sein, mehrere Interessenvertretungen zu haben, weil dann Vorschläge von unterschiedlichen Seiten in die Diskussionen eingebracht werden. Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sollten sich Interessenverbände gründen.

Werden Sie sich auch um die Ferkel- und Mastschweinevermarktung kümmern bzw. sonstige Dienstleistungen wie z. B. Beratung anbieten?

Gutzmer: Nein, wirtschaftliche Aktivitäten sind nicht geplant.

Wer kann mitmachen? Mit wie vielen Mitgliedern rechnen Sie?

Gutzmer: Bei uns sind alle Schweinehalter willkommen, die in Sachsen-Anhalt Schweine halten. Wenn sich alle beteiligen, steigt die Mitgliederzahl auf über 1 000 Landwirte, die rund 1 Mio. Schweine halten.

Wer leitet die Geschäfte der Interessenvertretung?

Gutzmer: Wir wollen einen geschäftsführenden Vorstand berufen mit einer kleinen Geschäftsstelle.