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„Der Markt muss die Eber wollen“

Lesezeit: 5 Minuten

In puncto Ebermast ist Stefan Meyer ein alter Hase. Bereits seit fünf Jahren mästet er Eber. Besonders gewöhnen musste er sich an die größere Aktivität der Tiere.


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Raufende Jungs – so betitelt Stefan Meyer aus Twistringen in Niedersachsen gerne seine Jungeber. Denn eines stellte der 39-jährige Landwirt, der bereits seit fünf Jahren Eber mästet, schnell fest: „Eber sind vor allem in den Nachmittagsstunden viel aktiver als Sau­schweine oder Börge. Dann rangeln und raufen sie – wie kleine Jungs eben.“


Entsprechend steigt auch der Geräusch­pegel an. Die Eber sind dann doppelt so laut wie die Sau­schweine, so die Hör-Erfahrung von Stefan Meyer. Meist liegt es daran, dass beim Aufspringen der Eber, der unten sitzt, laut aufschreit.


„Das sind natürlich unangenehme Geräusche“, gibt Meyer unumwunden zu. Er hätte auch erst lernen müssen, diese Aktivität und Lautstärke der Eber emotional auszuhalten. Penisbeißen hat er bei den Ebern bislang noch nicht beobachtet. Er vermutet allerdings, dass aufspringende Eber teilweise ihren Penis verletzen, weil die „unten sitzenden“ Tiere dann einen leicht blut-roten Rücken haben.


Im Gegensatz zur nachmittäglichen „Raufphase“ sind die Eber in den Morgenstunden meist recht faul und stehen kaum auf. Morgens nehmen sie deshalb auch ihr Futter viel schleppender auf.


Tierkontrolle nachmittags:

Stefan Meyer hat sein Management an diese Ruhe- und Aktivitätsphasen angepasst. Die Tierkontrolle führt er am liebsten nachmittags durch. „Weil die Eber dann aktiver sind, sehe ich auch mehr“, begründet der Unternehmer.


Ähnlich wie bei Sauschweinen achtet er darauf, weniger fitte Eber sofort auszuselektieren. Dazu hat er eine Bucht in jedem Abteil mit einem Trenngitter ausgestattet, um schwächelnde Tiere von der Gruppe trennen zu können, ohne sie in ein anderes Abteil bringen zu müssen.


Das ist wichtig, um die Verluste im Griff zu behalten. Auf Meyers Betrieb liegen sie mit 1,5 % auf einem niedrigen Niveau. Die Anzahl der verletzten Eber ist zudem nur minimal höher als die der verletzten Sauschweine.


Das Verhalten der Eber und das daran angepasste Management sind nach Meyers Ansicht die größten Herausforderungen bei der Ebermast. Ansonsten waren es nur kleine Schrauben, an denen er drehen musste.


Meyer erhält die Ebergruppen immer passend zur Stallgröße. Be­kommt er die Eber, erhält ein anderer Mäster aus dem gemeinsamen Ferkel­verbund die Sauschweine, und umgekehrt. Beim Einstallen achtet er auf viel Ruhe. Die Eber bringt er in 10er- bis 36er-Gruppen unter. Aufgrund der besseren Übersichtlichkeit sind ihm aber kleinere Buchten mit 10 bis 14 Ebern am liebsten.


In puncto Futtertechnik hat er hingegen keine Präferenz. Die Ergebnisse sind sowohl am Breiautomaten als auch bei der Flüssigfütterung am Quertrog vergleichbar, weiß Stefan Meyer dank seiner sorgfältigen biologischen und ökonomischen Auswertungen jeder Mastgruppe. Im Schnitt liegen die Tageszunahmen bei 870 g und die Futterverwertung bei 1 : 2,5.


Am Breiautomaten füttert er ad libitum. An der Flüssigfütterung erhalten die Eber um 7, 13 und 17 Uhr jeweils ein Drittel der Tages-Futtermenge. „Hier füttere ich die Eber ebenfalls gut aus“, erklärt Meyer. Er setzt auf Fertig-Eberfutter, das bis 90 kg mit 13,4 MJ ME, 1,2 g Lysin und 16,5 % Rohprotein aus­gestattet ist. Ab 90 kg kommt dann ein Futter mit 13,0 MJ ME, 0,95 g Lysin und 14 % Rohprotein zum Einsatz.


Als Meyer mit der Ebermast anfing, war der Rohprotein-Gehalt deutlich höher, vor allem in der Endmast. „Das war zuviel des Guten“, weiß der Mäster heute. Zudem hat er gelernt, dass Eber überhaupt kein altes Futter mögen.


Ruhe beim Ausstallen:

Beim Absortieren verlässt sich Stefan Meyer ganz auf sein geschultes Auge. Weil sich Eber und Sauschweine seiner Meinung nach in ihrer Struktur sehr ähneln, brachte die Ebermast hier keine Umstellung für ihn mit.


Um den 80. Masttag stallt er die ersten Schweine aus. Beim Treiben ist „Ruhe bewahren“ das oberste Gebot für den Mäster. Sobald die Vorläufer aus der Bucht sind, machen die verbleibenden Eber einen deutlichen Schub. Dann sind sogar noch Zunahmen von 1 000 g pro Tag möglich.


„Wichtig ist deshalb, bei Ebern schneller am Vermarkten zu bleiben“, verrät Stefan Meyer. Etwa eine Woche nach den Vorläufern macht er meist schon einen ganzen Zug voll. Das Gros der Eber stallt er etwa um den 100. Tag herum aus. Rund 10 % bleiben dann noch übrig. Diese Nachläufer gruppiert der Mäster anschließend neu zusammen und behält sie meist noch etwa drei Wochen im Stall, sodass er im Schnitt über alle Eber auf 109 Masttage kommt.


Vermarktet werden die Eber an Vion, Tönnies, Westfleisch und Danish Crown. Die Klassifizierung erfolgt mittels AutoFOM zu den üblichen Masken des jeweiligen Schlachtunternehmens. Im Vergleich zu den Sauschweinen ist die Ausschlachtung der Eber rund 0,5 %-Punkte schlechter. Stefan Meyer achtet bei der Gruppenauswertung vor allem auf das Schlachtgewicht (SG) und die Indexpunkte (IXP). Hier strebt er Werte von 97 kg SG und 1,01 IXP/kg SG an.


Nur wenige Stinker:

Nach Auskunft der Schlachtunternehmer gibt es nur wenige „Stinker“ unter den Ebern. Meyer erklärt das damit, dass er immer zu 100 % Ferkel aus einer Geburtswoche aufstallt, d. h. in der Ferkelerzeugung dürfen keine Ferkel zurückversetzt werden. Geruchsarme Eberväter werden nicht eingesetzt.


Alles in allem hat Stefan Meyer den Einstieg in die Ebermast nicht bereut. Auch ökonomisch lohne es sich, lässt der Mäster durchblicken. Er fühlt sich deshalb für den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkas-tration Anfang 2019 bestens vorbereitet. Aktuell spürt er allerdings auch, dass der Ebermarkt voll ist. „Das ist schade, denn wir kommen mit der Ebermast klar“, findet Stefan Meyer. „Jetzt braucht es ein klares und breites Bekenntnis des Handels!“-rk-

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