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Die Gülle besser verwerten

Lesezeit: 9 Minuten

Wie Sie Gülle optimal lagern, aufbereiten und effizient damit düngen, erläutern Hans-Heinrich Ellersiek und Dr. Horst Cielejewski, Landwirtschaftskammer NRW.


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Wer über ausreichend Wirtschaftsdünger im Betrieb verfügt, kann sich glücklich schätzen. Denn durch einen gezielten Einsatz können Sie die Aufwendungen für mineralischen Dünger deutlich verringern. Andererseits fällt in viehstarken Regionen Gülle im Überfluss an. In beiden Fällen setzt ein effizienter Einsatz eine gute Planung der Gülleausbringung voraus. Außerdem sind bei der Verarbeitung der Gülle, wie beispielsweise beim Ablassen, Umpumpen und Homogenisieren gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.


Nährstoffanfall überschlagen


Für den gezielten Gülleeinsatz auf dem Acker sollte der Nährstoffanfall im Betrieb regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden. Denn eine abweichende Tierzahl, neue Fütterungsstrategien sowie bessere Leistungen der Tiere beeinflussen den Nährstoffanfall. Auch bei einer veränderten Fruchtfolge oder höheren Erträgen muss der Gülleeinsatz neu kalkuliert werden. Für den Fall, dass ein Gülleüberschuss oder knappe Lagerkapazitäten vorliegen, sollte man frühzeitig die Gülleabgabe organisieren.


Den Nährstoffanfall im Betrieb können Sie anhand von Faustzahlen, die in der Übersicht 1 aufgelistet sind, überschlagen. Hier wird deutlich, dass sich sowohl Tierart, Produktionsrichtung, Futter und auch Leistungsniveau auf die Nährstoffausscheidungen der Tiere auswirken.


Ein Beispiel: Auf einem Betrieb mit 1 250 Mastplätzen, der mit einem Stickstoff- und Phosphor-reduzierten Futter Tageszunahmen von 700 g erreicht, fallen rund 8 600 kg Stickstoff (N) pro Jahr an (6,9 kg N x 1 250 Plätze). Bei 51 ha Ackerfläche liegt der Betrieb mit 169 kg N pro ha noch im Rahmen der erlaubten Menge von 170 kg N pro Hektar aus wirtschaftseigenem Dünger.


Allerdings ist bei diesem Beispielbetrieb der Phosphor-Anfall so hoch, dass das maximal erlaubte Saldo von 20 kg P2O5/ha zwischen Düngung und Abfuhr (im Durchschnitt von sechs Jahren) überschritten wird. Das bedeutet, dass dieser Betrieb sich nach einer alternativen Verwertung der überschüssigen Güllemengen umschauen muss.


Die P-Bilanz kann jedoch durch gesteigerte Ernteerträge und damit höheren Entzügen, Strohverkauf und Minimierung der zusätzlichen Phosphordüngung, beispielsweise im Mais, entschärft werden.


Zudem bietet es sich in diesem Fall an, die Gülle in dünne und dicke Fraktion zu separieren. Denn ein großer Teil des Phosphors ist in den schweren Bestandteilen gebunden, die sich in der Sinkschicht der Gülle befinden. Durch die Abgabe der Sinkschichten reduziert sich die abzugebende Menge und der N-reiche Teil der Gülle kann für die Düngung auf dem eigenen Acker eingesetzt werden. Für die Separierung der Gülle ist allerdings ein zweiter Behälter erforderlich, in den der flüssige Teil gepumpt wird.


Regelmäßig auf Inhalts-stoffe untersuchen


Der Flächenbedarf des Betriebes lässt sich zwar anhand der Faustzahlen überschlagen. Um einen genauen Nährstoffplan und die Aufwandmengen für die Düngung zu ermitteln, sollte jedoch etwa alle zwei Jahre eine Laboruntersuchung der Gülle erfolgen. Nur dann weiß man, wie viele Nährstoffe die Gülle tatsächlich enthält. Die Untersuchung ist auch bei der Abgabe von überschüssiger Gülle wichtig, um ihren Wert zu ermitteln.


Zwar lassen sich die Gesamtnährstoffe im Betrieb recht gut überschlagen. Die Nährstoffkonzentration der Gülle ist jedoch beispielsweise auch vom Fütterungsverfahren (Trocken- oder Flüssigfütterung), von der Wasserzufuhr über das Waschwasser bei der Stallreinigung und vom Eintrag von Regenwasser bei der offenen Güllelagerung abhängig. Man geht bei einem Mastplatz davon aus, dass durchschnittlich 1,5 m3 Gülle pro Jahr anfallen. Tatsächlich schwanken die Werte häufig von 1,2 bis zu 1,9 m3 pro Jahr.


Vor der Probenahme muss die Gülle homogenisiert werden. Ziehen Sie mehrere Einzelproben von je einem Liter und bilden daraus eine Mischprobe. Diese sollte noch einmal durchmischt werden, um knapp einen Liter in eine Weithals-Kunststoff-Flasche zu füllen. Lagern Sie diese Probe kühl bis zum Versand. Die Untersuchung auf TS, N, P, K, Ca, Mg und Cu kostet bei der Lufa beispielsweise rund 40 €.


Wer am Tag der Ausbringung schnell den Stickstoffgehalt seiner Gülle ermitteln möchte, kann dafür Schnelltest-Geräte anwenden. Achten Sie auch hier auf vollständige Homogenisierung.


Da die Nährstoffgehalte der Gülle von Fass zu Fass schwanken können, gibt es seit kurzem eine Neuentwicklung. Hier ist direkt am Güllewagen ein Nah-Infrarot-Sensor (NIRS) angebracht. Dieser misst die N-, P-, K-Gehalte sowie die Trockenmasse während der Gülleausbringung. Dadurch wird eine Sollvorgabe pro Hektar eingehalten und es erfolgt eine nährstoffgesteuerte Düngung. Auch andere Hersteller arbeiten an vergleichbaren Verfahren zur Ermittlung der Inhaltsstoffe. Diese neuen Techniken sind aufgrund der höheren Kosten eher etwas für Lohnunternehmer.


Ausbringung organisieren


Aufgrund der oftmals knapp bemessenen Arbeitszeit der Betriebsleiter, übernimmt in vielen Fällen der Lohnunternehmer die Gülleausbringung. Oder es wird ein Güllefass vom Lohnbetrieb, dem Maschinenring oder der Maschinengemeinschaft eingesetzt, um nicht in teure Technik investieren zu müssen.


Allerdings sollte man dabei bedenken, dass die Gerätschaften zuvor auf einem anderen Betrieb eingesetzt wurden. Somit können Krankheitskeime wie Dysenterie-Erreger und Salmonellen in den Betrieb eingeschleppt werden. Das geschieht beispielsweise beim Umpumpen der Gülle oder über Dreck am Schuhwerk des Fahrers bzw. Dreck in der Schlepperkabine. Um eine optimale Hygiene einzuhalten, sollten Sie einige Punkte beachten:


Wichtig ist, dass der Schwarz-Weiß-Bereich eingehalten wird. Der Güllewagen sollte nicht im Weißbereich des Betriebes befüllt werden, und der Weg des Güllewagens sollte sich nicht mit den Laufwegen auf dem Betrieb kreuzen.


Außerdem müssen die Maschinen sauber sein, wenn sie auf den Betrieb kommen. Im Optimalfall sollten Schlauch und Fass auch von innen gereinigt werden.


Idealerweise sollte bei überbetrieblich genutzten Schleppern der Fußboden der Kabine gereinigt und desinfiziert werden, damit es hier nicht zum Keimeintrag über Schuhe oder Stiefel kommt.


Bei der einzusetzenden Technik bieten sich Systeme an, die die Gülle bodennah ausbringen. So lassen sich Nährstoffverluste verringern. Bei einem Güllewagen mit Schleppschlauchverteilung liegen die Ammoniakverluste beispielsweise bei nur etwa 10 bis 20 %. Bei anderen Ausbringungssystemen sind die Verluste mitunter mehr als doppelt so hoch.


Gülle gut homogenisieren


Rückt der Termin der Gülleausbringung näher, sollten Sie für einen reibungslosen Ablauf einige Vorbereitungen treffen. Dazu gehört, dass alle nötigen Pumpen, Rührwerke, Mixer und Schieber auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft werden, bevor die Gülleausbringung beginnt.


Wichtig ist, dass die Gülle rechtzeitig in den Behälter abgelassen wird, damit am Tag der Ausbringung genügend Gülle zur Verfügung steht. Im Idealfall wird der Güllekanal nach jedem Durchgang geleert. Falls dennoch zusätzliche Gülle aus belegten Ställen für den bevorstehenden Ausbringungstermin benötigt wird, sollte das zwei bis drei Tage vorher geschehen.


Damit die Gülle gut läuft, muss sie meist aufgerührt bzw. die Kanäle gespült werden. Hier kann z.B. ein Elektromixer eingesetzt werden, der in den Kanal abgesenkt wird. Im Gegensatz zu den Schlepper betriebenen Mixern blockiert dieser keine Zugmaschine und er lässt sich von einer Person problemlos positionieren. Kompakte Spaltenmixer, deren Faltpropeller durch die Spalten passen, sollten nur in Problemzonen zum Zerstören der Schwimmschichten eingesetzt werden. j


Bei Neubauten ist der Einbau von Spülleitungen das Mittel der Wahl. Mithilfe von Düsen, die etwa 10 cm oberhalb des Kanalbodens angebracht sind, wird Gülle durch den Kanal geleitet, um Sink- und Schwimmschichten zu durchmischen.


Vor dem Ausbringen muss die Gülle im Behälter frühzeitig und ausreichend homogenisiert werden. Ansonsten weichen die Nährstoffe von Fass zu Fass mitunter stark voneinander ab. Da sich bei Schweinegülle schnell wieder Sinkschichten bilden, ist es besonders wichtig, dass die Gülle für den gesamten Zeitraum, in dem sie ausgebracht wird, in Bewegung gehalten wird.


Das spricht gegen Rührsysteme, die an den Schlepper angeschlossen sind und ständig beaufsichtigt werden müssen. Besser eignen sich daher elektrische Rührgeräte oder Pumpen. Eingesetzt an einem Galgen, lassen sie sich schwenken und in der Höhe verstellen, so dass die Schwimmschicht effizient zerstört wird.


Tipps zur Arbeitssicherheit


Bei der Verarbeitung von Gülle sind jedoch noch weitere Dinge zu beachten. Beim Aufrühren werden vermehrt Gase freigesetzt, die zu Vergiftung, Erstickung oder Explosionen führen können. Ammoniak (NH3) verursacht hauptsächlich Reizungen der Schleimhäute und Atemwege. Bei hohen Ausgasungen an Kohlendioxid (CO2), Schwefelwasserstoff (H2S) oder Methan (CH4) droht Erstickungsgefahr. Außerdem kann CH4 zusammen mit Luftsauerstoff ein explosives Gemisch ergeben. Deshalb gilt hier:


Offenes Feuer kann lebensgefährlich sein. Neben dem strikten Rauchverbot, muss auch z. B der Gaskonvektor ausgeschaltet sein und Funkenflug durch Schweißen und Flexen vermieden werden.


Gülle, die unter den Spalten in einem belegten Stall gelagert wird, sollte erst kurz vor der Ausbringung aufgerührt werden, um die Schadgasfreisetzung zu minimieren. Außerdem sollte bei einer Überflurabsaugung die Lüftung von Unter- auf Überdruck geschaltet und bei einer Unterflurabsaugung die Luftrate erhöht werden.


Schadgase können unbemerkt entweichen, wenn z. B. Verschlusspfropfen nicht richtig schließen. Diese können sich öffnen, wenn ein Überdruck ensteht, indem an einer anderen Stelle ein Pfropfen gezogen wird. Sorgen Sie deshalb mithilfe einer zusätzlichen Arretierung dafür, dass die Stopfen immer richtig abdichten. Es werden allerdings auch verriegelbare Stopfen angeboten.


Damit keine Gülle unkontrolliert aus dem Kanal fließt, muss auch der Schieber immer vollständig geschlossen sein. Mithilfe einer Markierung sieht man sofort, ob der Schieber bis zur Kanalsohle abgelassen und dicht ist.


Bei langen Frostperioden kann die Gülle im offenen Behälter einfrieren. Rühren Sie die Gülle frühzeitig und regelmäßig auf, damit keine Eisschicht entsteht, die Druck auf die Behälterwand ausübt.


Geöffnete Spalten oder Deckel am Güllebehälter dürfen nicht unbeaufsichtigt bzw. ungesichert sein. Bei der Fahrt zum Feld müssen die Entnahmeöffnung oder der Zaun um den Güllebehälter wieder verschlossen werden. Das ist besonders wichtig, wenn Kinder Zugang zu dem Bereich haben.


Fazit


Gülle ist ein wertvoller Wirtschaftsdünger. Für einen effizienten Einsatz der Gülle muss der Nährstoffanfall im Betrieb exakt ermittelt werden. Denn dieser hängt von vielen Faktoren, wie beispielsweise Produktionsrichtung, Fütterung und Leistung ab.


Gleichzeitig sollte die Gülleausbringung gut organisiert werden. Neben Hygienemaßnahmen beim Einsatz überbetrieblicher Maschinen und einer optimalen Aufbereitung des Düngers, müssen auch sämtliche Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit der Gülle erfolgen. -sw-

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