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Die Schweine fressen das CCM nicht mehr

Lesezeit: 4 Minuten

W arum nur fressen meine Schweine das CCM so schlecht ,fragte sich Achim Schick.Der Schweinemäster aus Südwürttemberg siliert seit 10 Jahren Corn-Cob-Mix.Und bisher hatten die Schweine das Futter immer gut aufgenommen.Auch diesmal machte die Silage optisch einen guten Eindruck.Sie war gut verdichtet und die durchgehend hellgelbe Farbe deutete auf keine Fehlgärungen hin. Um der Ursache auf den Grund zu gehen,machte Schick auch einen Geschmackstest.Das CCM schmeckte stechend bis bitter.War das der Grund,warum die Schweine nur noch widerwillig an den Trog gingen,wenn neues Futter vorgelegt wurdeOftmals war der Trog auch bis zur nächsten Futterzeit noch nicht leergefressen.Die Tageszunahmen gingen rapide zurück und pendelten sich bei mageren 550 g ein.Etwas besser wurde es,als Schick den CCM-Anteil in der Ration von 55 %auf 35 %herunterschraubte und stattdessen mehr Getreide einsetzte. Neben Schick waren noch weitere Schweinehalter betroffen.In meinem Ring kämpfen mindestens zehn Betriebe mit dem gleichen Problem ,beobachtete Leonhard Frey vom Erzeugerring Biberach-Laupheim.Neben der miserabelen Futteraufnahme fiel dem Berater auf, dass in den Problembetrieben viele weibliche Schweine an Scheidenschwellungen litten. Toxin-Werte weit überhöht Anfangs herrschte bei Landwirten und Beratern große Ratlosigkeit.Woher kommt der bittere Geschmack des CCMSind Silierfehler für die Probleme verantwortlichOder sind Feldtoxine die Ursache? Erst die Untersuchung der Problem-silagen brachte Licht ins Dunkel.Frey ließ insgesamt acht Silageproben neben den üblichen Parametern auch auf die Feldtoxine Deoxynivalenol (DON)und Zearalenon untersuchen.Das Ergebnis war eindeutig:Alle Proben überschritten den Zearalenon-Orientierungswert von 250 µg pro kg Futter (bezogen auf 88 % TS),der für Zuchtsauen und Mastschweine gilt.In jeder zweiten Silage waren die Zearalenon-Werte sogar fünfmal so hoch wie der Grenzwert. Genauso erschreckend waren die DON-Werte.Der Orientierungswert für DON von 1 mg pro kg Futter wurde in sieben Fällen überschritten.Drei Proben enthielten sogar mehr als 6 mg DON pro kg TS! Aus Sicht von Professor Josef Kamphues vom Institut für Tierernährung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover ist es kein Wunder,dass Schweine ein Futter mit so hohen Toxinwerten nicht mehr gerne fressen:Überhöhte DON-Gehalte führen zu einer reduzierten Futteraufnahme,im Extremfall sogar zu einer totalen Futterverweigerung. Zearalenon hingegen beeinflusst die Futteraufnahme kaum.Es dürfte aber für die gehäuften Scheidenschwellungen verantwortlich sein. Wie hohe Toxin-Gehalte und der unangenehme Geschmack des CCM zusammenhängen,erläutert Professor Johann Bauer vom Lehrstuhl für Tierhy-giene an der TU München-Weihenstephan:Die gefundenen Toxin-Gehalte lassen auf einen hohen Befall mit Feldpilzen,den Fusarien,schließen.Und diese bilden neben den Toxinen auch antimikrobiell wirksame Stoffwechselprodukte,die auch die Milchsäurebakterien unterdrücken können. In der Folge ver-laufe die Gärung nicht optimal,das Gärsäurenmuster könne sich weg von der Milchsäure in Richtung Essig-und Ameisensäure verschieben. Kann man gegensteuern? Das Problem bei den Feldpilzen ist, dass man kurzfristig wenig gegensteuern kann.Ist der erntereife Mais erst einmal befallen,dann bleibt nur,das CCM möglichst sorgfältig zu silieren und luftdicht abzuschließen.Denn unter Sauerstoffzufuhr können sich Fusarien auch im Silo noch weiterentwickeln und möglicherweise Toxine bilden ,erklärt Dr.Elisabeth Oldenburg von der FAL in Braunschweig-Völkenrode. Die bereits vorhandenen Giftstoffe können jedoch weder durch Siliermittel, noch durch Zugabe von Toxinhemmern bei der Futterbereitung gebunden werden.Eine positive Wirkung von Toxinhemmern ist nach Expertenaussage bislang experimentell nicht nachgewiesen. CCM mit derart hohen Toxinwerten sollten Landwirte grundsätzlich nicht an Zuchtsauen und Ferkel verabreichen.Bei der Vorlage an Mastschweine sollten sie den CCM-Anteil senken,indem sie z.B.mehr Getreide in die Ration einbauen. Mittelfristig können Landwirte durch pflanzenbauliche Maßnahmen vorbeugen.Um die Pilzsporen auf den Pflanzenresten,die auf dem Acker verbleiben,abzutöten,sollten Problembetriebe ihre Flächen nach Mais und Getreide bedingt tief pflügen.Bei pflugloser Bodenbearbeitung hingegen ist das Risiko eines massiven Befalls in den Folgejahren relativ groß.Auch eine weitere Fruchtfolge mit einem geringeren Anteil an Halmfrüchten (Mais,Getreide) dürfte Vorteile bringen,ist aber in den meisten schweinehaltenden Betrieben mangels Alternativen wenig realistisch. Außerdem sollten Landwirte Sorten wählen,die wenig anfällig für Stängelfäule und Zünslerbefall sind.Denn hier ist die Gefahr des Fusarienbefalls und der Mykotoxinbildung geringer als anfälligen Sorten.Und schließlich sollte die Ernte nicht zu lange hinaus gezögert werden,weil mit zu weiter Reife das siko für Fusarienbefall zunimmt.Das vor allem für Sorten mit einer rasch reifenden Restpflanze.Als Zielwert sollte ein TS-Gehalt von 58 bis 60 %angestrebt werden.K.Dorsch

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