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Einstieg in die Ferkelproduktion

Lesezeit: 5 Minuten

Stillstand ist Rückschritt, so lautet die Devise der sächsischen Agrargenossenschaft Doberschütz. In den vergangenen Jahren haben die Mitarbeiter deshalb an vielen kleinen und großen Schrauben gedreht, um die Leistung in der Mast, und neuerdings auch in der Sauenhaltung, kontinuierlich zu steigern. Nach der Wende startete die Genossenschaft mit 750 ha Fläche, davon 50 ha Grünland, 320 Kühen plus Nachzucht und 3 500 Plätzen in der Schweinemast. Die 1970 erbauten 600er-Mastställe wurden zunächst Stück für Stück modernisiert. 1992 wurde eine Flüssigfütterung eingebaut, neue Lüftungsklappen und eine Gaskanonen-Heizung installiert. Schritt für Schritt die Mastleistungen verbessert Damals erreichten wir nur gut 600 g Tageszunahmen. Wir wollten jedoch mehr und feilten in den nächsten drei Jahren kontinuierlich an der Produktionstechnik, erinnert sich Anlagenchef Wolfram Haselhoff. Zunächst wurden die Rationen optimiert und fünf auf das Zunahmevermögen der Tiere passend zugeschnittene Fütterungsphasen entwickelt. Zudem erhalten die Tiere viermal täglich Futter, um die Futteraufnahme zu maximieren. Schrittwiese konnten die Zunahmen so auf 780 g gesteigert werden. Als sich dann jedoch die drei festen Läuferlieferanten einer nach dem anderen aus der Produktion verabschiedeten und die Ferkelpartien aus immer mehr Herkünften stammten, wurde die Tiergesundheit zum begrenzenden Faktor. Angeregt durch Besuche in Dänemark stallte Haselhoff dann die ersten dänischen Ferkel ein. Mit verblüffendem Erfolg. Bereits die erste Partie erzielte 900 g Tageszunahmen! Allerdings mussten wir aufgrund der Duroc-Einkreuzung leichte Einbußen beim Muskelfleischanteil hinnehmen. Im Schnitt lagen wir 0,5 % MFA unter dem Ergebnis der sächsichen Berufskollegen. Auswertungen mit dem MAIS-Programm zeigten jedoch, dass man aus ökonomischer Sicht durchaus auf 0,5 % MFA verzichten kann, wenn man hohe Zunahmen bei optimalen Schlachtgewichten erreicht, argumentiert der 50-jährige Betriebsleiter. Im Laufe der nächsten drei Jahre pendelte sich das Zunahmeniveau bei 850 bis 870 g ein. Die dänischen Läufer kamen jedoch über einen Händler und stammten aus den verschiedensten Betrieben. Es traten zunehmend Lungen- bzw. Darmprobleme auf, und die Verluste überstiegen die 4 %-Marke. Im nächsten Schritt suchte Haselhoff daher einen festen Partner in Dänemark, der in der Lage war, alle zwei bis drei Wochen eine 600er-Ferkelpartie zu liefern. Schlagartig reduzierten sich die Verluste auf knapp 2 %. 1 300er-Sauenanlage in Betrieb genommen Nachdem dieser Lieferbetrieb auf Jungsauenproduktion umstellte, entschlossen sich die Doberschützer Genossen schließlich, selbst in die Ferkelproduktion einzusteigen. Wir kalkulierten, dass wir im Schnitt der sechs Jahre 60 E pro dänischem Ferkel bezahlt hatten. Wenn es uns gelänge, Mastläufer für 50 E zu produzieren, würde die Mast rentabel sein. Dazu müssten wir 26 bis 27 Ferkel pro Sau und Jahr absetzen, was bei der dänischen Genetik und einer entsprechenden Produktionstechnik aber möglich sein müsste, schildert Haselhoff die damaligen Überlegungen. Als dann in 30 km Entfernung eine ältere Anlage zum Verkauf stand, schlugen die Doberschützer den Knoten durch. Sie kauften den maroden Betrieb, ließen neun von zwölf Stallgebäuden abreißen und bauten mit 30 % Zuschuss, die das Land Sachsen zum Renovieren vorhandener Stallplätze gewährt, eine neue Sauenanlage mit 1 300 Plätzen. Wir wollten bei der Bausubstanz keine Kompromisse eingehen, da unser Ziel mindestens 26 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr ist, begründet Haselhoff den Neubau. Zusätzlich wurden auf der grünen Wiese in 3 km Entfernung zwei neue Aufzuchtställe mit 4 800 Flatdeck- und 400 Jungsauenplätzen errichtet. Alle Gebäude baute ein dänischer Komplettanbieter. Jeder Sauenplatz kostete weniger als 2 200 E und jeder Flatdeckplatz inklusive Erschließung rund 260 E. Die Sauenherde soll als geschlossener Bestand gefahren werden. Deshalb starteten wir mit SPF-Tieren (Dänische Landrasse x Yorkshire) und kauften gleich-zeitig 180 dänische Landrassesauen zu. Inzwischen ziehen wir alle Jungsauen selbst nach, und unsere Herde wird im Zuchtbuch des dänischen Zuchtverbandes geführt, erläutert Haselhoff. Zur Produktion von Mastferkeln laufen derzeit verschiedene Testanpaarungen mit Duroc-, Piétrain- und BHZP-Tieren sowie dem P 76-Eber aus dem fran-zösichen PenArLan-Programm. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die hohen Leistungserwartungen realistisch sind. Denn im zweiten Produktionsjahr werden im Sauenstall der Doberschützer Agrargenossenschaft stolze 28,7 Ferkel pro Sau und Jahr abgesetzt. Die Saugferkelver-luste betragen zwar 13,8 %, allerdings bei durchschnittlich 14,1 lebend gebo-renen Ferkeln pro Wurf. Die Um-rauschquote liegt bei gerade mal 4,2 %. Neben den 10 000 Läufern, die in Doberschütz ausgemästet werden, verkauft die Agrargenossenschaft inzwischen jährlich gut 26 000 Ferkel an zwei feste Mäster in der Umgebung. Es gab zahlreiche Bewerber für unsere großen Ferkelpartien. Um die Testanpaarungen sauber auswerten zu können, haben wir den Betrieben aber zur Auflage gemacht, die Ställe vor der ersten Belegung mit unseren Ferkeln komplett leerzufahren, gründlich zu desinfizieren, möglichst mit dem gleichen Tierarzt zusammenzuarbeiten wie wir und die Leistungsdaten offenzulegen, erläutert Haselhoff die Spielregeln. Da es im Flatdeck und in der Mast aufgrund der guten Aufzuchtleistungen allmählich Platzprobleme gibt, hat die Agrargenossenschaft jetzt einen Bauantrag für einen neuen Stall mit 700 Flatdeck- und 1 700 Mastplätzen gestellt. Jetzt in das Jungsauen- geschäft einsteigen Unser eigentliches Ziel ist es jedoch, die Zucht weiter auszubauen. Denn wir sind der einzige Betrieb in Ostdeutschland, der die dänischen SPF-Sauen in Lizenz vermehren darf, schildert Wolfram Haselhoff seine Zukunftspläne. Bereits jetzt gibt es zahlreiche Anfragen nach dänischen Zuchtsauen aus Doberschütz. Wobei Haselhoff jedoch auch hier klare Vorstellungen hat: Wir wollen langsam und kontrolliert Jungsauen mit SPF-Status vermehren und diese Tiere nur an Betriebe verkaufen, die sich vertraglich binden und sich wie wir den dänischen SPF-Vorgaben unterwerfen. H. Lehnert

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