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Erbsen statt Sojaschrot in den Trog?

Lesezeit: 6 Minuten

Steigende Sojaschrot-preise machen Futter-erbsen wieder für den Schweinetrog interessant. Dr. Manfred Weber von der LLFG Iden erläutert die Einsatzmöglichkeiten.


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Erbsen lockern die Fruchtfolge auf, verbessern die Bodenstruktur und helfen, Stickstoffdünger zu sparen. Deshalb wurden sie früher in großen Mengen angebaut und waren ein beliebtes Futtermittel für Schweine. Der Import von preiswertem Sojaschrot und Probleme beim Pflanzenschutz haben die Futtererbse in den letzten Jahrzehnten jedoch aus dem Futtertrog verdrängt.


Jetzt machen explodierende Sojaschrotpreise und die Diskussion um den Anbau gentechnisch veränderter Sojabohnen die Futtererbse allerdings wieder salonfähig. Hinzu kommen Fördermöglichkeiten im Rahmen der gekoppelten Eiweißpflanzenprämie bzw. über spezielle Agrarumweltprogramme. Das alles könnte dazu beitragen, dass sich die Erbsenanbaufläche, die 2008 bei bundesweit knapp 48 000 ha lag, in Zukunft womöglich wieder deutlich ausdehnt.


Erbse enthält halb so viel Eiweiß wie Soja


Bevor man sich darüber unterhält, in welchem Umfang Erbsen in die Rationen eingemischt werden können, sollte man zunächst einmal den Inhaltsstoffe genauer beleuchten. Wie bei allen Körnerleguminosen gibt es auch bei Erbsen zwischen und innerhalb der Sorten große Unterschiede im Futterwert. Es ist daher ratsam, vor dem Verfüttern der Charge bzw. der eigenen Ernte eine Futtermittelanalyse durchführen zu lassen.


Im Vergleich zum Sojaschrot liefert die Erbse wegen des hohen Stärkegehaltes wesentlich mehr Energie. Der Rohproteingehalt ist aber deutlich niedriger, wie Übersicht 1 zeigt.


Unter dem Strich ist aber nicht der absolute Rohprotein-Gehalt ausschlaggebend, sondern der Gehalt an essentiellen Aminosäuren. Beim Schwein sind besonders die fünf erstlimitierenden Aminosäuren Lysin, Methionin/Cystin, Threonin und Tryptophan zu beachten. In Summe enthalten Erbsen nur etwa halb so viel dieser Aminosäuren wie Sojaschrot. Bezieht man die essentiellen Aminosäuren allerdings auf den Gesamt-Rohproteingehalt, ergeben sich fast gleiche Anteile.


Unter dem Strich ist die Pro-teinqualität von Futtererbsen also sogar etwas besser als beim Sojaschrot. Eine Ausnahme machen hier nur die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin. Bei der Rationsrechnung ist daher ein Ausgleich erforderlich. Dafür eignen sich zum Beispiel Rapsprodukte.


Betrachtet man die praecaecale (im Dünndarm) Verdaulichkeit, die Grundlage der neuen Versorgungsempfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie ist, zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Verdaulichkeit des in Erbsen enthaltenen Lysins ist danach mit 85 % nur unwesentlich schlechter als die des Lysins im Sojaschrot (87 %). Bei der praecaecalen Verdaulichkeit anderer Aminosäuren schneiden Erbsen allerdings schlechter ab.


Zusammenfassend kann man sagen, dass in Schweinerationen etwa die Hälfte des Sojaschrotes durch eine doppelt so große Menge Körnerleguminosen ersetzt werden kann. Zum Ausgleich müssen dann aber energieärmere Komponenten ergänzt werden.


Zu viel Erbsen verursachen Blähungen


In welchem Umfang Erbsen in die Ration eingemischt werden können, richtet sich aber nicht nur nach den Energie- und Aminosäuregehalten, sondern auch nach den so genannten sekundären Inhaltsstoffen. Bei der Erbse sind dies in erster Linie Alpha-Galaktoside. Sie können in höherer Konzentration Magen-Darm-Beschwerden und Blähungen hervorrufen.


Wichtig ist auch, welche Futtertechnik eingesetzt wird. In der Flüssigfütterung sollten der Ration z. B. maximal 25 % Erbsen beigemischt werden. Denn aufgrund des hohen Quellvermögens der Erbse kann die Fließfähigkeit des Futterbreies negativ beeinflusst werden.


Die daraus resultierenden Einsatzempfehlungen für Ferkel ab 15 kg Lebendgewicht, Sauen und Mastschweine sind in Übersicht 2 zusammengefasst.


Besondere Aufmerksamkeit sollte man zudem den Lagerbedingungen für Körnerleguminosen widmen. Denn bei Wassergehalten von mehr als 12 % kann es schnell zur Bildung von Schimmel im Lagerstapel kommen. Die dabei gebildeten Mykotoxine können die Leistung der Tiere negativ beeinflussen, vor allem bei Sauen, aber auch bei Mastschweinen.


Die Preiswürdigkeit beachten


In welchem Umfang Erbsen in der Ration zum Einsatz kommen, hängt auch vom Preis der Erbsen und ihrer Konkurrenzprodukte ab. Bei der Bewertung des Energiegehaltes vergleicht man die Futtermittel dabei in der Regel mit Weizen und bei der Bewertung des Eiweißgehaltes mit Sojaextraktionsschrot. Es wird der Energie- und Lysingehalt der Früchte herangezogen, finanziell bewertet und durch die Löhrsche Austauschmethode mit den Inhaltsstoffen der Erbsen verglichen.


Auf diese Weise ergeben sich für unterschiedliche Marktpreise von Weizen und Sojaschrot die Preise, die man maximal für Erbsen ausgeben sollte. Kann man die Erbsen preiswerter beziehen, können sie im Futter untergebracht werden. Sind sie hingegen teurer, sollten sie besser verkauft anstatt ins Futter eingemischt werden.


Dazu ein Beispiel: Kostet Weizen aktuell 20 € pro dt und Sojaextraktionsschrot 35 € pro Doppelzentner, dann dürfen Erbsen maximal 27,77 €/dt kosten, um sie in der Ration einmischen zu können (siehe Übersicht 3, Seite 27).


Es handelt sich dabei allerdings nur um grobe Richtwerte. Für genaue Ein-satzempfehlungen ist eine einzelbetriebliche Berechnung erforderlich, bei der auch andere Parameter, wie die Ergänzung notwendiger Aminosäuren oder die Verdaulichkeit, berücksichtigt werden.


Maximal 15 % Erbsenschrot für säugende Sauen


In Übersicht 4 sind beispielhaft zwei Rationen für tragende und eine Ration für säugende Sauen dargestellt. Beide Mischungen für tragende Sauen enthalten 10 % Erbsen. In der ersten Mischung wird zusätzlich 5 % Soja und in der zweiten 5 % Raps-Extraktionsschrot zugesetzt. Die Ration für säugende Sauen enthält 15 % Erbsen und 13 % Sojaschrot.


Übersicht 5 beschreibt fünf Rationsbeispiele mit ansteigenden Erbsenschrotanteilen für die Mast. Die Mischungen bis 30 kg Lebendgewicht enthalten 13 und 15 % Erbsenschrot, die Ration ab 60 kg LG 15 und 25 % Erbsen und die Mischung ab 90 kg LG 30 % Erbsen.


Mäster mit Flüssigfütterung sollten möglichst nicht die 25 %-Marke überschreiten. Denn die starke Quellfähigkeit der Erbsen kann die Pumpfähigkeit des Futterbreis verschlechtern. In Verbindung mit Rapsextraktionsschrot reichen in dieser Phase der Mast die 25 % aber aus, um das Sojaschrot komplett zu ersetzen. In der Endmastmischung ab 90 kg Lebendgewicht müssen 30 % Erbsen eingemischt werden, wenn die Proteinversorgung nur über Erbsen erfolgt.


Wichtig ist, dass bei allen Rationen auf eine ausreichende Versorgung mit den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin geachtet wird. Denn diese Aminosäuren kommen, wie bereits erwähnt, in Körnerleguminosen nur in deutlich geringeren Mengen vor als in Sojaschrot. Die eingesetzten Mineralstoffmischungen für Sauen und zu Mastbeginn sollten daher zusätzlich mit Methionin ausgestattet sein.

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