Aus fachlicher Sicht sind die Vorschläge im Verordnungsentwurf teilweise kritisch zu beurteilen. Während acht Tage Fixierung im Besamungsstand schon knapp sind, sind die vorgesehenen fünf Tage im Abferkelstall eindeutig zu kurz gegriffen. Es fehlen zwei bis drei Tage. Dadurch steigen die Saugferkelverluste um 1 bis 2% an. Bei der jetzt diskutierten Lösung werden die Landwirte die Sauen zudem nur nach der Geburt festsetzen. Besser wäre es, wenn man sie auch schon vor der Geburt für ein oder zwei Tage fixiert.
Die vorgesehene Einstufung der Kastenstandweiten in drei Stufen ist praktikabel und besser als das zuerst diskutierte fünfstufige Konzept. Kritisch sind jedoch die Breitenvorgaben. Die Maße sind um 5 cm zu hoch angesetzt. Damit die Sauen sich nicht umdrehen, dürfen die lichten Weiten nicht zu groß sein. Ich plädiere für 60, 70 und 80 cm.
Dagegen sind 220 cm Länge zumindest im Neubaubereich nicht übertrieben. Hochfruchtbare Sauen verschiedener Herkünfte sind im Mittel heute schon fast 200 cm lang. Im Altbau sind die längeren Stände aber schwer bis gar nicht unterzubringen.
Probleme werden 2,20 m lange Kastenstände bereiten, wenn Jungsauen darin stehen. Hier wird es vor allem Probleme mit der Sauberkeit geben, weil der Perforationsgrad des Bodens auf 7% festgeschrieben werden soll. Der Gesetzgeber muss klar formulieren, welche Teilbereiche im Kastenstand davon ausgenommen sind. Sonst gibt es endlose Diskussionen bei Kontrollen.
Die größten fachlichen Schwierigkeiten sehe ich im Abferkelstall. Das Kernproblem sind die 5 m² uneingeschränkt nutzbare Bodenfläche für die Sau. Diese Vorgabe wird zum Bau von eher quadratischen, 8 bis 9 m² großen Buchten führen. Die sind unbezahlbar und provozieren im ungünstigsten Fall bis zu 8% höhere Ferkelverluste. Denn bei quadratischer Geometrie sind der aufgeklappte Kastenstand, der als Abliegehilfe dient, und die rutschsichere Standfläche zu weit vom Mittelpunkt der Bucht entfernt. Hinzu kommt, dass zu wenig Fluchträume für die Ferkel übrig bleiben. Diese sollten wenigstens zwei Drittel der Aktionsfläche der Sauen ausmachen.