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Ferkelfütterung: Konzepte für hohe Leistungen

Lesezeit: 7 Minuten

Die Fütterung der Saug- und Absatzferkel muss dringend an das gestiegene Leistungsniveau angepasst werden. Was zu tun ist, erklärt Dr. Gerhard Stalljohann von der LWK Nordrhein-Westfalen.


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Spitzenbetriebe setzen heute 28 bis 30 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Aber auch 24 bis 25 abgesetzte Ferkel sind eine beachtliche Leistung. Denn das entspricht umgerechnet zehn bis elf Ferkeln pro Wurf.


Die optimale Versorgung solch großer Würfe setzt entsprechende Fütterungskonzepte voraus. Denn der Grundstock für eine erfolgreiche Ferkelaufzucht und die anschließende Mast wird bereits mit einer bedarfsgerechten Nähr-, Mineral- und Wirkstoffversorgung der Sauen gelegt.


Bei den Sauen besteht das Ziel darin, die Futteraufnahme während der Laktation langsam auf über 6,5 kg pro Tag zu steigern. Damit sollen gute Milchleistungen und ein geringer Verlust an Körpersubstanz sichergestellt werden. Welche Maßnahmen im Einzelnen entscheidend sind, zeigt Übersicht 1.


Ohne Beifütterung geht es nicht mehr


Daneben gewinnt die Beifütterung der Ferkel sowie das sich anschließende Fütterungsregime rund um den Absetzzeitpunkt an Bedeutung. Bei 25 oder 30 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr kann auf die Saugferkelbeifütterung nicht mehr verzichtet werden. Darin sind sich viele Ernährungsexperten heute einig. Denn mit jedem Ferkel, dass die Sau zusätzlich säugt, sinkt die Zuwachsleistung aller Ferkel in der Säugezeit.


Kritisch wird die Situation, wenn das Körpergewicht der Ferkel beim Absetzen deutlich unter 6 kg fällt. In diesem Fall liegen die Tageszunahmen bei einer 25-tägigen Säugeperiode unter 240 g. Das Ziel, mindestens 27 kg Lebendmasse in 70 Tagen zu erreichen, wäre dann kaum noch zu realisieren.


Der entscheidenste Punkt bei der Saugferkelbeifütterung ist, dass der Nähr-, Mineral- und Wirkstoffbedarf der Tiere dem Entwicklungsstand angepasst wird. Bei sehr jungen Ferkeln entwickelt sich das Verdauungssystem erst noch. Deshalb reagiert es sehr empfindlich auf nicht zu verwertende Nährstoffe, die über das Beifutter geliefert werden.


Gefährlich wird die Situation auch, wenn durch eine falsche Beifutterzusammenstellung wichtige Nährstoffe aus der Milch verdrängt werden, auf die das Ferkel in den ersten Lebenstagen nicht verzichten kann. Dazu zählt unter anderem die Laktose.


Welche grundsätzlichen Anforderungen an Bei- und Aufzuchtfutterkonzepte bei hohen Leistungen heute gestellt werden und wie praktische Beispielsrezepturen aussehen, zeigen die folgenden Ausführungen.


Getreide aufschließen


Oberstes Gebot bei der Fütterung junger Ferkel ist der Einsatz hochwertiger Komponenten. In Übersicht 2 auf Seite S 25 sind die Anforderungen an das Futter zwischen der Geburt und der zehnten Lebenswoche aufgelistet.


Die Angaben zeigen, dass Milchaustauscher, die bereits ab der ersten Lebenswoche eingesetzt werden, schmackhafte Komponenten enthalten müssen. Magermilchpulver oder Süßmolkenpulver eignen sich dafür hervorragend.


In diesem Zusammenhang sollte aber immer bedacht werden, dass Milchaustauscher die Muttermilch niemals ersetzen können. Denn nur die Muttermilch enthält Anteile an Laktoferrin mit antimikrobieller Wirkung und Immunglobulin A, das das Immunsystem entlastet. Eine hohe Milchleistung der Sau ist und bleibt weiterhin der Schlüssel zum Erfolg.


In der frühen Aufzuchtphase – dritte bis sechste Lebenswoche – dürfen Futterstoffe, die schwer verdauliche Kohlenhydrate liefern, nur in begrenztem Umfang bzw. besser gar nicht eingesetzt werden. Komponenten wie zum Beispiel Roggen mit höheren Pentosangehalten sollten in diesem frühen Lebensabschnitt nicht eingesetzt werden.


Weil das Ferkel diese nicht verwerten kann und an die Verdauung von Stärke erst ab Ende der zweiten Lebenswoche gewöhnt werden muss, sollten die Ferkel möglichst Energieträger mit aufgeschlossener Stärke erhalten. Dazu bieten sich aufgeschlossener Mais oder Weizen an. Andernfalls sind fütterungsbedingte Verdauungsstörungen wahrscheinlich, da es zu einer Überforderung bzw. Belastung des Magen-Darm-Traktes kommen kann.


Sicherlich schützt während der Saugferkelphase die Muttermilch- bzw. die Milchaustauscher-Aufnahme die Ferkel vor den Problemen, die die Aufnahme schwer verdaulicher Stärke mit sich bringt. Doch letztlich wird das Problem dadurch nur verschoben. Wenn der Milchschutz beim Absetzen nämlich plötzlich fehlt, sind Durchfälle wahrscheinlicher und noch viel gefährlicher. Denn zu diesem Zeitpunkt müssen sich die Ferkel auch noch an die neue Umgebung und die anderen Buchtengenossen gewöhnen. Das stresst sie zusätzlich. Daher ist der Einsatz aufgeschlossener Stärke von vornherein anzustreben.


Pflanzliches Protein begrenzen


Kritisch wird es auch, wenn das Ferkelfutter zu viel pflanzliche Proteinträger enthält, deren Verdaulichkeit unter 85 % liegt. Auch dadurch wird das Verdauungssystem der Tiere stark belastet. Normales Sojaextraktionsschrot mit 42 bis 43 % Rohprotein darf daher nicht zu reichlich angeboten werden. Der Maximalwert in der Ferkelfutterration im Gewichtsbereich von 4 bis 9 kg sollte bei 6 bis 8 % liegen.


Aus Verdauungsversuchen ist bekannt, dass hohe Anteile unverdauten Proteins colibedingte Durchfälle forcieren. In verschiedenen Versuchen konnte auch gezeigt werden, dass bei Überangeboten die Futteraufnahme der Ferkel drastisch fällt. Damit schützen sich die Tiere quasi selbst vor einer Überlastung mit zu schwer verdaulichem Protein. Dies kann aber nicht gewollt sein, weil bekannt ist, dass zu geringe Futteraufnahmen die normale Entwicklung des Ferkels behindern.


Saug- und Ammenferkel müssen demzufolge mit Mindestanteilen an hochwertigen Milchprodukten und höchstens mit kleinen Anteilen so genannter Proteinkonzentrate aus pflanzlicher Herkunft versorgt werden. Vorteilhafter sind in der frühen Ferkelaufzucht Anteile von 3 bis 6 % Blutplasma oder hochwertigste Fischmehle wie Heringsmehl.


Neueste Versuche und Praxisbeobachtungen zeigen zudem, dass durch den Einsatz spezieller Faserträger – Träger, die ihre Faser aus reinen Holzstoffen gewonnen haben – ebenfalls der gewünschte Darmschutz erreicht wird.


Mit Anteilen von 0,5 bis 1 % in Ergänzungsfuttern zur Milch, in Absetzfuttern und in Ferkelaufzuchtmischungen bis 15 kg Lebendmasse kann dieser Effekt erreicht werden.


Geringes Puffer­vermögen wichtig


Damit im Ferkelmagen nicht zu viel Salzsäure verbraucht wird, sollten die Ferkelfutter eine Säurebindungskapazität von möglichst unter 700 meq bezogen auf pH 3 aufweisen. Würde zu viel Salzsäure verbraucht, werden mit der Nahrung aufgenommene Bakterien nicht mehr wirksam abgetötet. Durchfälle sind die Folge.


Wichtig ist also die Auswahl von Mineralstoffträgern, die ein möglichst geringes Puffervermögen aufweisen. Futterkalk zur Calciumergänzung sollte zum Teil durch Calcium-Formiat ersetzt werden. Und Magnesiumoxid sollte sehr res-triktiv bzw. besser gar nicht eingesetzt werden.


Gegebenenfalls empfiehlt sich eine Erhöhung der Säurezulage, durch die das Futter besser eingesäuert bzw. der pH-Wert abgesenkt wird.


Lysinausstattung beachten


Ab der siebten Lebenswoche, wenn die Ferkel ihre kritische Futterphase überstanden haben, können die hochwertigen, teuren Eiweiß- und Energieträger deutlich reduziert werden. Aufgeschlossenes Getreide darf gegen herkömmliche Ware ausgetauscht werden.


In jedem Fall sollte die Absenkung fließend erfolgen. Ideal ist eine Verschneidungsphase von vier bis fünf Tagen. Das bedeutet, dass das bisherige Futter täglich um ca. 20 % reduziert und das Folgefutter um 20 % erhöht wird.


Ab 15 kg Lebendmasse sollten vermehrt Futterkomponenten eingemischt werden, die auch später in der Mast eingesetzt werden. Wie bei den vorangegangenen Futtern muss auch hier der Hygienestatus stimmen. Es empfiehlt sich, das Getreide generell zu reinigen und nur hygienisch einwandfreies Sojaschrot einzusetzen.


Damit alle aufeinander folgenden Ferkelfutter „funktionieren“, müssen letztlich die Lysinkonzentrationen im Rohprotein, dass dünndarmverdauliche Lysin (pcv) und die Lysin-Energie-Konzentration aufeinander abgestimmt sein.


Die erforderliche Lysinkonzentration im Rohprotein – g Lysin je 100 g Rohprotein – kann von anfänglich 8,0 bis 8,5 auf 6,0 bis 6,5 g in Futtern ab 25 kg Lebendmasse zurückgehen. Auch die Relation von Lysin zu Energie fällt von anfäng-lichen 1,05 bis 1,10 g auf 0,85 bis 0,90 g Lysin je MJ ME ab.


Die Angaben zur Energieausstattung von 13,8 bis 14,6 MJ ME je kg Futter zu Beginn der Ferkelaufzucht auf 13,0 bis 13,4 beim Vormastfutter sollten nur als Orientierung gesehen werden, weil die Frage der richtigen Komponentenausstattung im Vordergrund der Futteroptimierung stehen muss.-ar-

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