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Gesunde Zitzen – heute wichtiger denn je

Lesezeit: 7 Minuten

Für Ferkel sind gesunde Zitzen gerade in großen Würfen überlebenswichtig. Wo Verletzungs­gefahren lauern, haben Juliane Brauner und Prof. Steffen Hoy von der Uni Gießen untersucht.


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In den zurückliegenden Jahren sind die Würfe immer größer geworden – sehr zur Freude der Sauenhalter. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass in großen Würfen mit z. B. mehr als 16 Ferkeln die Ferkelverluste in der Regel steigen und das mittlere Geburtsgewicht sinkt. Bei zu geringen Geburtsgewichten sollte z. B. die Fütterung in der Trächtigkeit entsprechend angepasst werden.


Viele gute Zitzen:

Um möglichst viele Ferkel aufzuziehen, müssen laktierende Sauen auf Milchleistung gefüttert werden. Zudem sollten die Tiere möglichst viele funktionstüchtige Zitzen haben. In Zukunft sollten die Zuchtfirmen also das Merkmal Zitzenzahl bereits bei der Geburt der potenziellen Zuchtferkel noch stärker berücksichtigen.


Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Eberauswahl. Es gibt zwar Eber, die 16 Zitzen und mehr vererben. Allerdings findet man auch immer wieder Jungsauen mit weniger Zitzen. Das Nachsehen haben dann später vor allem die kleineren Ferkel des Wurfes.


Darüber hinaus müssen die Zitzen bis zum Ausscheiden der Sau funktions-fähig bleiben. In der Praxis ist das leider nicht immer der Fall. Im Rahmen einer Masterarbeit sollte geklärt werden, wo die möglichen Ursachen für Zitzenverletzungen liegen. Liegt es unter Um-ständen an der Fußbodengestaltung im Abferkelstall? Spielt die Positionierung des Ferkelschutzkorbes eine Rolle? Entstehen Zitzenverletzungen womöglich bereits im Wartestall? Welche Rolle spielt die Klauenlänge? Und welchen Einfluss hat die Wurfnummer?


Die Untersuchungen fanden in einem Praxisbetrieb mit Ferkelerzeugung statt, der im Drei-Wochen-Rhythmus mit vierwöchiger Säugezeit arbeitet. Insgesamt wurden Daten von 145 Sauen ausgewertet. Der Betrieb verfügt über fünf Abferkelabteile mit gerader Aufstallung längs (20 Buchten) bzw. quer zum Stallgang (23 Buchten) und sieben Buchten mit diagonaler Aufstallung quer zum Abteilgang.


Die Abferkelbuchten sind mit unterschiedlichen Fußbodenmaterialien ausgestattet. In den meisten Buchten sind Guss- oder Kunststoffroste bzw. Kombinationen aus beiden verlegt. In einigen Buchten ist die Teilfläche unter der Sau mit Betonspalten ausgelegt bzw. es liegt eine Gummimatte unter der Sau.


Sechstes Zitzenpaar gefährdet:

Die Auswertungen ergaben, dass die rechte Gesäugehälfte nicht häufiger verletzt war als die linke.


Deutliche Unterschiede gab es hingegen zwischen den einzelnen Zitzenpaaren. Während bei weniger als 10 % der Sauen an den vorderen vier Zitzenpaaren Schäden auftraten, waren es an den hinteren Zitzenpaaren zum Teil fünfmal so viele. Besonders betroffen war das Zitzenpaar Nummer sechs. Etwa 30 % der ausgewerteten Sauen wiesen in diesem Bereich Verletzungen auf. Am siebten und achten Paar waren immerhin noch gut 20 % der Zitzen beschädigt (siehe Übersicht 1).


Das Ergebnis bestätigt frühere Untersuchungen in drei Schweine-haltenden hessischen Betrieben. Auch hier gab es eine Häufung der Verletzungen in der hinteren Gesäugehälfte.


Probleme im Abferkelstall:

Um zu klären, wie viele Verletzungen während der Säugezeit entstehen, wurden die Zitzen direkt nach dem Einstallen und ein zweites Mal unmittelbar vor dem Absetzen der Ferkel bonitiert.


Beim Einstallen wiesen zwei Drittel der Sauen (66,9 %) völlig intakte Zitzen auf, bei 27,6 % der Tiere war eine Zitze und bei 5,5 % waren zwei und mehr Zitzen beschädigt (siehe Übersicht 2). Das Ergebnis zeigt deutlich, dass die Sauen selten Zitzenschäden aus dem Warte­stall mitbringen, sondern die meisten Verletzungen während der Säugezeit entstehen.


Am Ende der Säugezeit hatten mehr als doppelt so viele Sauen Verletzungen an den Zitzen. Bei 24,1 % der Sauen war eine Zitze lädiert, bei 22,1 % der Tiere waren zwei Zitzen verletzt und 23,3 % der Sauen hatten sogar Schäden an drei oder mehr Zitzen. Nur knapp ein Drittel (30,3 %) der Tiere wies ein komplett unbeschädigtes Gesäuge auf. Die Unterschiede in der Verletzungshäufigkeit zwischen dem Ein- und Ausstallen in den Abferkelstall waren statistisch gesichert.


Wurfgröße hat kaum Einfluss:

Bei der Suche nach möglichen Ursachen für Zitzenverletzungen wurden verschiedene Faktoren ausgewertet. Dazu zählten die Wurfgröße, die Wurfnummer, die Klauenlänge, die Buchtenanordnung und die Fußbodengestaltung.


Ergebnis: Die Wurfgröße hatte kaum Einfluss auf die Anzahl der Zitzenverletzungen. In kleinen Würfen mit 6 bis 10 abgesetzten Ferkeln war der Anteil an Sauen mit Zitzenverletzungen insgesamt zwar am geringsten (64 %). Diese Sauen hatten aber in der Regel gleich zwei und mehr lädierte Zitzen (siehe Übersicht 3).


Bei Sauen mit 12 bis 14 abgesetzten Ferkeln war die Quote von Tieren mit Zitzenverletzungen insgesamt gesehen nicht höher als bei Würfen mit 11 abgesetzten Ferkeln. Allerdings lag der Anteil an Tieren mit zwei, drei oder mehr Zitzenläsionen etwas höher als in den kleineren Würfen. Tiere mit nur einer verletzten Zitze waren hingegen deutlich seltener zu finden.


Hat die Wurfnummer Einfluss?

Bei Jungsauen vor der Geburt des ersten Wurfes ist das Gesäuge in der Regel noch gesund und unverletzt. Knapp 84 % der Tiere besaßen völlig intakte Zitzen, und keine Jungsau hatte mehr als eine verletzte Zitze. Bei den Sauen ab dem zweiten Wurf sah das Bild schon ganz anders aus. Hier wiesen beim Einstallen bereits 23 bis 55 % aller Tiere Verletzungen auf, das Ergebnis war sogar signifikant abzusichern.


Am Ende der Säugezeit gab es zwischen Sauen mit unterschiedlichen Wurfnummern (1. bis 7. Wurf) deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Häufigkeit der Zitzenschäden. Der Anteil an Zitzenläsionen schwankte zwischen 60 und 90 %. Die Differenzen ließen sich aber nicht durch das Alter der Sauen bzw. die Zahl der Würfe erklären. So gab es zwar Tiere, die bereits drei oder sechs Würfe zur Welt gebracht hatten und die häufigsten Gesäugeschäden aufwiesen. Dazwischen ließen sich aber auch Sauen finden, die vier, fünf oder sieben Würfe hatten und signifikant weniger Gesäugeschäden aufwiesen. Insofern hat die Wurfnummer zumindest bei Sauen ab dem zweiten Wurf keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Zitzenschäden.


Längere Klauen problematisch:

Eine Erklärung für das gehäufte Auftreten von Verletzungen an den hinteren Zitzen könnten zu lange Hinterbeinklauen sein. Die Verletzungen können beim Hinlegen, Aufstehen oder beim Positionswechsel entstehen, weil sich die Sauen selbst auf die Zitzen treten. Daher wurden die Klauen vermessen.


Und tatsächlich wiesen Sauen mit drei oder mehr verletzten Zitzen eine signifikant längere Klauenvorderwand auf als Vergleichstiere mit nur einer verletzten Zitze. Sauen ohne Zitzenverletzungen hatten die kürzesten Klauen. Allerdings betrug die Differenz im Mittel nur etwa 4 mm. Zwischen linker und rechter Hinterbeinklaue gab es nur sehr geringe Unterschiede.


Jungsauen besaßen mit 4,4 cm das kürzeste Klauenmaß. Mit zunehmender Wurfnummer bis zum dritten Wurf wurden die Klauen länger. Die Altsauen mit vier bis sechs Würfen hatten dann aber wieder kürzere Klauen, sodass auch hierbei die Wurfnummer als systema-tischer Einflussfaktor für Zitzenverletzungen ausgeschlossen werden konnte.


Es scheint so, als ob die Länge der Klauenvorderwand einen Einfluss auf die Zitzenverletzungen hat. Bewiesen ist das jedoch noch nicht. Zurzeit finden dazu weitere Untersuchungen statt.


Treten bei Diagonalaufstallung öfter Zitzenverletzungen auf als bei gerader Ausrichtung des Ferkelschutzkorbes? Auch diese Frage wurde untersucht.


In der Tat waren in den sieben Abferkelbuchten mit Diagonalaufstallung bei 95 % der Sauen am Ende der Säugezeit eine oder mehr Zitzen beschädigt. Zwei Drittel aller Sauen wiesen sogar zwei, drei oder mehr verletzte Zitzen auf (siehe Übersicht 4). Dieser Anteil war sogar signifikant höher als bei gerader Anordnung des Ferkelschutzkorbes.


Diagonalaufstallung schlechter:

We- niger als die Hälfte der Sauen (43 %) hatten bei gerader Anordnung des Ferkelschutzkorbes zwei und mehr verletzte Zitzen am Ende der Säugezeit. Das Resultat bestätigt die Ergebnisse aus der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Auch hier wies die Diagonalaufstallung die höchsten Verletzungsraten auf.


In Buchten mit verschiedenen Bodenmaterialien traten signifikante Unterschiede in der Gesäugegesundheit auf. Die meisten Zitzenverletzungen wurden in Abferkelbuchten beobachtet, die komplett mit Kunststoffböden ausgerüstet waren (nahezu 90 %). Bei der Kombination Kunststoff/Gussrost waren 72 % der Zitzen betroffen, bei der Variante „Gummi unter der Sau“ und Gussrost im hinteren Bereich lag der Anteil bei ca. 70 %.


Die Varianten Beton/Gussrost und Kunststoff/Gummi schnitten deutlich besser ab, allerdings war die Zahl untersuchter Sauen geringer und nicht unbedingt repräsentativ. Am besten schnitt die Variante Gussrost im gesamten Aufenthaltsbereich der Sauen im Ferkelschutzkorb ab. Hier gab es deutlich weniger verletzte Zitzen als bei den Kunststoffböden.

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