Sechs Fragen zum Ferkel waschen an Tierärztin Renate Baur.
Frau Baur, wie beliebt ist das Ferkel-waschen bei Ihren Landwirten?
Baur: Ich betreue acht Ferkelaufzüchter mit insgesamt rund 10 000 Aufzuchtplätzen, die ganzjährig ihre Babyferkel und teils auch ihre 30 kg-Ferkel beim Übergang in die Mast waschen. Ein paar weitere waschen nur im Sommer, weil sie Kaltställe haben, in denen die Tiere im Winter besser nicht nass werden sollten.
Und was ist mit den reinen Mästern?
Baur: Bei ihnen hat sich die Wäsche routinemäßig noch nicht durchgesetzt. Obwohl sie auch hier durchaus Sinn macht und z. B. neben weiteren Maßnahmen eine wichtige Unterstützung bei der Salmonellenreduktion ist.
Wann waschen die Betriebe die Tiere?
Baur: Das ist unterschiedlich. Die Hälfte der Aufzüchter wäscht die Ferkel beim Abladen und damit vor dem Einstallen ins Flatdeck. Die andere Hälfte bevorzugt, die Ferkel drei bis sieben Tage nach dem Einstallen zu waschen.
Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Zeitpunkte?
Baur: Wer beim Abladen wäscht, sorgt dafür, dass die Ferkel einen ähnlichen Geruch annehmen und dann weniger kämpfen. Dennoch entstehen Bisswunden, für die die Wäsche natürlich zu früh kommt. Den Spül- und Desinfektionseffekt bei solchen Wunden erreicht man erst, wenn man wenige Tage nach dem Einstallen wäscht. Deshalb rate ich Betrieben, die große Probleme mit Ferkelruß haben, sogar zweimal ihre Ferkel zu waschen.
Welche Effekte konnten Sie bei den „Ferkelwäschern“ beobachten?
Baur: Wir konnten die Erkrankungen mit Ferkelruß um etwa 90 % reduzieren. Auch die Fälle von Streptokokken-Meningitis haben wir halbiert. In der Regel benötigen wir also kein Amoxicillin mehr. Lediglich gegen Ferkeldurchfälle kann die Wäsche wenig ausrichten, weil sich die Erreger hier schon im Tier befinden.
Wie beurteilen Sie die Wirtschaftlichkeit der Ferkelwäsche?
Baur: Ich halte die Kosten für das Tierwaschmittel und die Arbeitsstunden für geringer als die Ausgaben für Antibiotika. Außerdem darf man auch den mentalen Effekt nicht unterschätzen: Für die Landwirte ist es eine psychische Erleichterung, wenn sie weniger kranke oder gar tote Tiere haben.