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„Jugend forscht“ im Stall

Lesezeit: 4 Minuten

Die Freunde Jonathan Kreilaus, Julian Merkel und Jonas Opp entwickelten eine ­Maschine, die Schweinen automatisch verschiedene Spielzeuge anbietet.


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Freunde und Bekannte nennen sie nur noch die „drei Schweine­-Jungs“. Dabei sind Jonathan Kreilaus, Julian Merkel und Jonas Opp gar nicht auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Wie kamen also die drei 19-jährigen Schüler, die in Winnweiler in Rheinland-Pfalz die 12. Stu­fe des Gymnasiums besuchen, zu diesem ungewöhnlichen Spitznamen?


Angefangen hatte alles 2010, als Jonathan ein zweiwöchiges Praktikum an der rheinland-pfälzischen Lehr- und Versuchsanstalt Hofgut Neumühle absolvierte. Bei der Arbeit im Schweinestall beobachtete er, dass sich die Tiere nur selten mit ihrem Spielmaterial beschäftigten. Gleichzeitig sah er aber auch, dass sie sich vor lauter Langeweile stattdessen an ihren Buchtengenossen zu schaffen machten.


„Ich fragte mich, ob man das verhindern kann, wenn man das Beschäftigungsmaterial öfter wechselt“, erinnert sich Jonathan. Neugierig geworden schlug er seinen beiden Freunden Julian und Jonas vor, diese Fragestellung genauer zu untersuchen.


Das passte gut, denn die drei Freunde suchten sowieso gerade ein neues Projekt für den Wettbewerb „Jugend forscht“. Daran bzw. am Vorgängerwettbewerb „Schüler experimentieren“ hatten sie bereits viermal teilgenommen. Nun wollten sie ein Gerät entwickeln, das den Schweinen abwechselnd verschiedenes Spielzeug anbietet. So wollten sie das Interesse der Tiere immer wieder neu wecken.


Tüfteleien an der Maschine:

Also wälzten die drei Schüler diverse Literatur, um mehr über Beschäftigungsmaterial und Schwanz- und Ohrenbeißen herauszufinden. Parallel dazu tüftelten sie an ihrer Maschine, die sie am Hofgut Neumühle testeten.


In ihren Versuchen fanden sie schließlich heraus, dass die Schweine mit wechselnden Beschäftigungsmaterialien häufiger und konstanter spielten. Am besten war es, wenn das Spielzeug alle vier Stunden gewechselt wurde. Ein Wechsel alle sechs Minuten war zu schnell und alle acht Stunden zu lang. Ihre Forschungen brachten ihnen den ersten Platz im Regional- und den zweiten Platz im Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ im Jahr 2012/13 ein.


Doch damit nicht genug! Jonathan, Julian und Jonas entwickelten ihr Gerät weiter. Heute besteht es aus einem Motor, der über eine Gewindestange je zwei Beschäftigungsmaterialien auf- bzw. abwickelt. Als Spielzeuge wählten sie eine feine Gliederkette, einen Schlauch, einen Eimer und eine Dachlatte. Sie sind mit reißfesten Angelschnüren an der Gewindestange befestigt. Die Halterung für Motor und Gewindestange ist an einer Platte montiert, die man unter die Stalldecke schraubt.


In ihrer zweiten Versuchsreihe beschäftigten sich die drei Schüler mit der Frage, ob durch wechselnde Beschäftigungsmaterialien Verletzungen an den Tieren verringert werden können. Im Sommer 2013 führten sie dazu einen 108-tägigen Versuch im Ferkelaufzucht- und Maststall auf dem Betrieb ihrer Klassenkameradin Viktoria Frank durch.


Weniger Verletzungen?

Sie statteten dazu zwei Aufzuchtbuchten mit je 18 Ferkeln mit ihrer Spielzeug-Maschine aus. Zwei weitere Buchten im Abteil dienten als Kontrollbuchten, in denen ein gleichbleibendes Spielzeug hing. In den Versuchsbuchten wurden die Be­schäftigungsmaterialien alle vier Stunden automatisch gewechselt. Nach 65 Tagen kamen die Tiere ins Mastabteil, wo allen ein gleichbleibendes Spielzeug zur Verfügung stand.


Alle zehn Tage bis Mastende wogen Jonathan und Viktoria die Tiere und bonitierten Anzahl und Schweregrad der Verletzungen. Ihre Aufzeichnungen werteten sie gemeinsam mit Jonas und Julian statistisch aus. „Wir konnten feststellen, dass die Verletzungsraten in den Buchten mit unserer Spielzeug-Maschine bis zu 25 % niedriger waren als in den Kontrollgruppen. Sogar die Schwere der Verletzungen lag auf einem niedrigeren Niveau“, berichtet Julian erfreut.


Mit ihrem Projekt siegten die drei Freunde schließlich im Regional- und Landeswettbewerb bei „Jugend forscht“. Beim Bundeswettbewerb Anfang Juni 2014 gewannen sie den „Sonderpreis der Europäischen Kommission“. Der Lohn war ein dreitägiger Besuch des europäischen Forschungszentrums im italienischen Ispra.


Und nun? Jetzt entwickeln Jonathan, Julian und Jonas den bislang noch 250 € teuren Proto­typen weiter, damit er für interessierte Landwirte günstiger wird. „Wenn uns das gelingt, können wir einen wertvollen Beitrag zur Verminderung von Beißereien leisten“, erklären die „Schweine-Jungs“ ihre Ziele.

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