Mäster Tobias Ströbele aus Ulm verwendet eine Kräutermischung zur Einstallbehandlung seiner Läufer.
Wir bemühen uns zwar, Ferkel nur aus einem einzigen Bestand zu bekommen. Das gelingt jedoch nicht immer. Und sobald wir zwei oder drei Herkünfte aufstallen müssen, kommen wir meist nicht um eine Behandlung herum“, gibt Mäster Tobias Ströbele aus Ulm zu bedenken, der seinen 700er- Maststall im Rein-Raus belegt.
Das funktionierte bis vor einigen Jahren auch recht gut. Dann investierte der 36-Jährige, der zudem etliche Hektar Ackerland bewirtschaftet und als Lohnunternehmer arbeitet, jedoch in eine Biogasanlage, in die er neben Mais auch die Gülle seiner Mastschweine einspeist. „Spätestens seit diesem Zeitpunkt kann ich meine Schweine nicht mehr mit Tetracyclin behandeln. Denn mit den Wirkstoffresten würde ich die ganze Mikroflora der Biogasanlage zerschießen“, ist sich Ströbele bewusst.
Kräuter für die Läufer:
Rat suchend wandte sich Ströbele an seinen Hoftierarzt Dr. Thomas Zander aus Scheidegg. Und der empfahl ihm den Einsatz einer selbst entwickelten Vormischung aus pflanzlichen Wirkstoffen, ätherischen Ölen und Vitaminen, um die Abwehr der frisch eingestallten Läufer zu stärken und die Tiere auf diese Weise ge- sundheitlich zu stabilisieren.Ströbele mischt das Ergänzungs-Futtermittel, das er in 25 kg-Säcken von seinem Tierarzt bezieht, in den ersten zehn Tagen nach dem Aufstallen in einer Dosierung von 1 kg pro Tonne Trockenfutter ein. „Danach kann die Dosierung auf 800 bis 500 g je Tonne Futter reduziert werden, wenn es gut läuft sogar auf 200 Gramm“, schildert Dr. Zander seine Erfahrungen.
Nach anderthalbjährigem Einsatz des Ergänzungsfuttermittels ist Mäster Ströbele nach wie vor zufrieden: „Ein 25 kg-Sack reicht für einen Durchgang. Pro Mastschwein kostet die „Kräuterkur“ rund 0,40 €. Unter dem Strich setze ich fast keine Antibiotika mehr ein, und die Tierarztkosten haben sich nahezu halbiert.“
Doch selbst wenn die Kosten gleich wären, würde sich Ströbele für den Kräutereinsatz entscheiden. Denn die Schweine sind seitdem vitaler und die Verluste von 3 auf 1 % gesunken – selbst beim Einstallen verschiedener Herkünfte. Außerdem fressen die Schwei-ne besser, und die täglichen Zunahmen sind gestiegen.
Kräuterzusätze wie diese werden immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist Dr. Thomas Zander überzeugt, „denn zur Behandlung von Atemwegserkrankungen sind nur noch wenige orale Antibiotika erlaubt. Und 700 Schweine kann man nicht mal eben mit der Spritze behandeln!“
„Voraussetzung für den Erfolg ist, dass man die Tiere genau beobachtet. Denn nur so gelingt es, Gesundheitsprobleme früh zu erkennen und ge-genzusteuern“, betont Tobias Ströbele. „Spätestens, wenn etliche Tiere gleichzeitig husten, oder wenn die Futteraufnahme deutlich zurückgeht, führt in der Regel kein Weg an einer antibio-tischen Behandlung vorbei“, ist sich Dr. Zander der Grenzen des Kräutereinsatzes bewusst. Henning Lehnert