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Langstreckenläufer sind gefragt

Lesezeit: 6 Minuten

Welche Leistungsreserven schlummern noch in den Betrieben? Und wie kann man die Lebensleistung frühzeitig vorhersagen? Es berichten Birgitt Hameister, VzF GmbH, und Prof. Steffen Hoy, Uni Gießen.


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Sprint-Star oder Marathonläufer? Das Leben einer Sau sollte einem Langstreckenlauf gleichen: Moderates Anfangs­tempo, gleichmäßige Rundenzeiten, keine Leistungseinbrüche und ein dynamischer Zielsprint. Damit das gelingt, kommt es auf eine ausgewogene Ernährung, eine gute Kondition und eine robuste Gesundheit an.


Warum Sie im Sauenstall Langstreckenläufern den Vorzug geben sollten, zeigt sich allein schon daran, dass Sauen ihr Leistungsmaximum erst im dritten bis fünften Wurf erreichen. Selbst danach bringen sie häufig noch mehr Ferkel zur Welt als eine Erstlingssau.


Genau aus diesem Grund achten immer mehr Ferkelerzeuger auf die Langlebigkeit ihrer Sauen. Sie lässt sich anhand neuer Parameter errechnen. Diese sind die Verbleiberate, die kumulative Wurfleistung und der Ferkelindex Lebensleistung (Definitionen im Kasten unten auf dieser Seite).


13 630 Daten ausgewertet:

Anhand dieser Kennzahlen können entweder Betriebe oder einzelne Sauengruppen miteinander verglichen werden. So gelingt es, Leistungsreserven aufzudecken. Welche großen Unterschiede sich hier finden lassen, zeigt eine Auswertung von 13 630 im Jahr 2010 erstmalig besamten Jungsauen von insgesamt 49 Betrieben der VzF GmbH.


Die Betriebe waren unterschiedlich groß. Die Zahl der Erstbesamungen im Jahr 2010 schwankte zwischen 27 und 1 135. Die Begrenzung auf das Jahr 2010 ist wichtig, um die Ergebnisse der verschiedenen Betriebe miteinander vergleichen zu können, da die Leistungsentwicklung in den letzten Jahren sehr schnell war. Alle Daten wurden dem db-Sauenplaner entnommen.


Große Unterschiede:

Die Daten der 49 Betriebe wurden zunächst hinsichtlich der Verbleiberate (VR) bis Wurf 2 und Wurf 5 ausgewertet. Ehrgeiziges Ziel sollte eine Verbleiberate im 2. Wurf (VR 2) von mindestens 90 % und im 5. Wurf (VR 5) von 75 % sein.


Bereits bei der VR 2 traten deutliche Unterschiede zwischen den Betrieben auf. Auf knapp einem Fünftel der Betriebe brachten weniger als 80 % der ehemaligen Jungsauen noch einen 2. Wurf zur Welt (siehe Übersicht 1). In einem Betrieb – sicherlich ein Ex­tremfall – erlebten nur 61 % der Sauen einen 2. Wurf. Knapp die Hälfte der Betriebe schaffte eine Verbleiberate zwischen 80 % und 90 %. Erfreulich: Über ein Drittel der Betriebe brachte mindestens 90 % der ausgewerteten Tiere in den 2. Wurf. In einem Betrieb gebaren sogar alle Sauen einen 2. Wurf.


Bis zum 5. Wurf nahm die Verbleiberate erwartungsgemäß ab. Hier zeigten sich noch größere Unterschiede zwischen den 49 Betrieben. Mehr als ein Fünftel hatte eine VR 5 von weniger als 50 % (siehe Übersicht 2). Das heißt, dass unter dem Strich mehr als jede zweite Sau bis zum 5. Wurf bereits den Betrieb verlassen hat.


In lediglich vier Betrieben (8 %) brachten mindestens 75 % der ausgewerteten Tiere einen 5. Wurf zur Welt. Sie zeigen, dass das ehrgeizige Ziel einer VR 5 über 75 % in der täglichen Praxis durchaus realisierbar ist.


Differenz von 25 Ferkeln:

Zusätzlich wurde die kumulative Wurfleistung (kWL) im 2. und 5. Wurf ausgewertet, das heißt die Summe aller bis dahin lebend geborenen Ferkel. Ziel sollte eine kWL 5 von mehr als 70 lebend geborenen Ferkeln sein.


Auch hier gab es erhebliche Unterschiede zwischen den 49 Betrieben. Etwa ein Fünftel erreichte eine kWL 2 von weniger als 23 lebend geborenen Ferkeln. Auf rund einem Drittel der Betriebe brachten die im Jahr 2010 erstbesamten Jungsauen in ihrem 1. und 2. Wurf insgesamt mehr als 25 lebend geborene Ferkel zur Welt.


Enorm: Die kWL 2 schwankte von 21,5 im schlechtesten Betrieb bis 29,6 im leistungsstärksten Betrieb. Das entspricht einer Differenz von mehr als acht Ferkeln!


Noch größer waren die Unterschiede in der kumulativen Wurfleistung bis zum fünften Wurf. Während der beste Betrieb in fünf Würfen 79,4 lebend geborene Ferkel je Sau erzielte, waren es beim schlechtesten Betrieb fast 25 Ferkel weniger.


14 % der ausgewerteten Sauenhalter erreichten eine kWL 5 unter 60 lebend geborenen Ferkeln (siehe Übersicht 3). Erfreulich: Auf fast einem Fünftel der Betriebe brachten die Sauen in fünf Würfen 70 oder mehr lebend geborene Ferkel auf die Welt.


Enorme Leistungsreserven:

Der Ferkelindex Lebensleistung (FI LL) besagt, wie viele Ferkel von 100 erstmalig besamten Jungsauen bis zum 2. oder 5. Wurf gesamt oder lebend geboren werden. Somit stellt er eine wichtige Kennzahl dar, um die Leistung von Sauengruppen zu bewerten, nicht von einzelnen Sauen.


Um den FI LL zu ermitteln, multipliziert man die Verbleiberate mit der kumulativen Wurf­leistung bis zum 2. oder 5. Wurf. Entsprechend deutlicher traten dadurch natürlich die bereits vorhandenen Unterschiede zwischen den 49 ausgewerteten Betrieben zutage.


Der Ferkelindex Lebensleistung bis zum 2. Wurf (FI LL 2) schwankte von 1 366 lebend geborenen Ferkeln im schlechtesten Betrieb bis 2 759 im besten Betrieb (siehe Übersicht 4). Enorm: Im 5. Wurf erreichten die Sauen im leistungsstärksten Betrieb einen FI LL 5 von 6 273 lebend geborenen Ferkeln, während der schwächste Betrieb lediglich einen FI LL 5 von 1 782 erzielte. Das entsprach einer Differenz von knapp 4 500 Ferkeln!


Lebensleistung vorhersagen:

Vergleicht man nun für jede Kennzahl und für jeden einzelnen Betrieb die Ergebnisse im zweiten und im fünften Wurf, fällt ein starker Zusammenhang auf. Das heißt, dass die Betriebe, die beispielsweise bereits bei dem FI LL 2 zu den besseren gehörten, auch bei dem FI LL 5 sehr leistungsstark sind – und umgekehrt (siehe Übersicht 4). Damit ergibt sich eine enge Korrelation zwischen beiden Parametern (r = 0,79, p < 0,01). Der Zusammenhang zwischen der Verbleiberate bis zum 2. und 5. Wurf ist zwar etwas niedriger, liegt aber immer noch in einem mittleren korrelativen Bereich (r = 0,66). Besonders eng ist die Beziehung zwischen der Wurfleistung bis zum 2. und der bis zum 5. Wurf, da in der Gesamtzahl geborener Ferkel bis zum 5. Wurf der Wert bis zum 2. Wurf enthalten ist (r = 0,95).


Konkret heißt das: Anhand der Leistungen im 2. Wurf lässt sich bereits frühzeitig vorhersagen, ob die Sauen auch später hohe Leistungen erzielen werden. Die Fruchtbarkeits­parameter aus dem 2. Wurf geben also eine Leistungs­früh­information in punc­to Lebensleistung von Sauengruppen und Einzeltieren.


Welchen Einfluss hat die Betriebsgröße?


In einem weiteren Auswertungsschritt wurden die Betriebe nach Herdengröße sortiert. Dazu wurden sie anhand der Zahl der Erstbesamungen (EB) in drei Gruppen eingeteilt. Betriebe bis 76 EB, mit 77 bis 165 EB und mit mehr als 166 EB. Jeder Gruppe gehörte jeweils etwa ein Drittel der Betriebe an.


Ergebnis: In den 17 größeren Betrieben war die Verbleiberate bis zum 2. Wurf und bis zum 5. Wurf etwas niedriger als in den kleineren Betrieben (siehe Übersicht 5). Die Unterschiede waren jedoch nicht signifikant.


Umgekehrt verhielt es sich bei der kumulativen Wurfleistung bis zum 2. Wurf und bis zum 5. Wurf. Hier erreichten jeweils die größeren Betriebe die höchste Zahl lebend geborener Ferkel. Allerdings waren auch diese Unterschiede nicht signifikant. Da beide Kenngrößen in die Berechnung des Ferkel­index Lebensleistung eingehen, waren diesbezüglich keine gravierenden Differenzen zu erkennen.

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