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Luzerne-Cobs gut gegen Schwanzbeißen

Lesezeit: 5 Minuten

Signifikant steigende Zunahmen und weniger Schwanzbeißen: Ein Versuch mit Luzerne-Cobs im Ferkelaufzuchtfutter lässt aufhorchen. Warum die Cobs möglichst separat angeboten werden sollten, erklärt Dr. Wolfgang Preißinger, LfL Grub.


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In der Ferkelaufzucht liegen die Tageszunahmen in vielen Aufzuchtdurchgängen unter 450 g. Spitzenbetriebe erreichen locker 100 g mehr. Und das wurmt die Betriebsleiter. Sauenhalter, die Ferkel mit unkupierten Schwänzen aufstallen, klagen zudem über Beißereien, besonders in den ersten beiden Wochen der Aufzucht.


Einen sicheren Weg, wie man höhere Zunahmen in der Ferkelaufzucht erreicht und das Schwanzbeißen dauerhaft in den Griff bekommt, hat man bislang nicht gefunden. In Expertenkreisen wird aber immer wieder darüber diskutiert, ob Grobfutter das Beißerrisiko senken kann, und wie man den Ferkeln das Strukturfutter am besten anbieten sollte.


Zahlreiche Versuche bestätigen die positive Wirkung. Doch es gibt auch unschöne „Nebenwirkungen“. Oft sinken die biologischen Leistungen der Ferkel.


Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat in zwei Versuchen mit je 192 Ferkeln jetzt den Einsatz von gepressten Luzerne-Cobs in der Ferkel-aufzucht getestet. Mit Luzerne konnten in vorhergehenden Fütterungs- und Haltungsversuchen bereits positive Erfahrungen gesammelt werden.


  • In Versuch 1 erhielten 96 Ferkel das Standard-Aufzuchtfutter ohne Beifütterung von Luzerne-Cobs. Den 96 Tieren der Versuchsgruppe wurden die Luzerne-Cobs in einem Langtrog separat zum Standardfutter angeboten.
  • Auch in Versuch 2 erhielten 50% der Ferkel separat Luzerne-Cobs zum Standardfutter. Die anderen 50% fraßen Ferkelaufzuchtfutter, in das geschrotete Luzerne-Cobs eingemischt waren.


Der Versuch mit Tieren der Kreuzung Pi x (DL x DE) lief von 8 bis 30 kg Lebendgewicht. Pro Durchgang wurden jeweils in zwei Buchten nur weibliche bzw. nur männlich kastrierte Ferkel aufgestallt. In vier weiteren Buchten waren die Gruppen gemischtgeschlechtlich untergebracht.


Der Verletzungsgrad der Ferkelschwänze bzw. der Teilverlust des Ringelschwanzes wurde zweimal pro Woche mithilfe eines mehrstufigen Boniturschemas erfasst.


Signifikant höhere Zunahmen:

Wie in Übersicht 1 zu sehen, erreichten die Gruppen bei separater Vorlage von Luzerne-Cobs in beiden Versuchen signifikant höhere tägliche Zunahmen. In beiden Fällen betrug der Unterschied gut 30 g je Tier und Tag.


Die höheren Zunahmen sind unter anderem auf den höheren Futterverzehr bei separater Vorlage der Cobs zurückzuführen. Wie in Übersicht 2 dargestellt, fraßen die Tiere im ersten Versuch im Mittel der sechs Aufzuchtwochen gut 160 g Futter pro Tier und Tag mehr. Der Unterschied war signifikant.


Vermutet wird, dass die Tiere durch die Vorlage der relativ hart gepressten Cops mehr Speichel bildeten und das die Futteraufnahme anregte. Man geht zudem davon aus, dass durch die Cobs die Motorik im Magen-Darm-Trakt insgesamt positiv beeinflusst wurde, was wiederum die Passagerate erhöhte.


Im zweiten Versuch, in dem die Hälfte der Tiere geschrotete Cobs im Futter fraßen, nahmen die Ferkel mit separatem Cobs-Angebot ebenfalls mehr Futter auf. Allerdings war der Unterschied mit 55 g deutlich kleiner und konnte auch statistisch nicht abgesichert werden. Der Futterverbrauch war auch insgesamt niedriger.


Ein ähnliches Bild ergab sich in punc-to Futterverwertung. Während in Versuch1 signifikante Unterschiede errechnet werden konnten, war dies in Versuch2 nicht der Fall. Aber auch hier brachte die separate Vorlage Vorteile.


Unterschiede in der Kotkonsistenz gab es in beiden Versuchen nicht.


Bis zu 80g Luzerne-Cobs je Tag:

Die Aufnahme von Raufutter soll die Tiere beruhigen und sättigen. Damit beide Effekte eintreten, müssen die Ferkel jedoch entsprechende Mengen fressen. In beiden Versuchsdurchgängen wurden in den ersten drei Tagen der Aufzucht ca. 20 g Cobs pro Tier und Tag verbraucht. Bis zum 17. Aufzuchttag stieg der Verbrauch dann kontinuierlich auf 50 bis 60 g an. Danach pendelte sich die Aufnahme in Versuch 2 stabil zwischen 60 und 80 g pro Tier und Tag ein. Das deckt sich mit den Beobachtungen in anderen Versuchen.


Anders war das Bild in Versuch 1. Der Verbrauch separat vorgelegter Luzerne-Cobs stieg ab der dritten Aufzuchtwoche bis zum Versuchsende deutlich auf ca. 150 g pro Tier und Tag an. Die Ursachen konnten nicht eindeutig geklärt werden. Möglicherweise beförderten die Tiere aber mehr zerkaute Cobs durch den Spaltenboden.


Weniger Schwanzbeißen:

Deutliche Effekte fand man im Hinblick auf das Problem Schwanzbeißen (siehe Übersicht3). Wurden die Luzerne-Cobs den Ferkeln separat angeboten, wiesen im ersten Versuch 67% der Tiere keine Schwanzverluste auf. In der Kontrollgruppe waren es nur 36%.


Auch die Teilverluste waren bei separatem Angebot der Cobs in allen Boniturklassen geringer. Das war im Versuch 2 nicht anders. Auffällig war allerdings, dass der Effekt des Einmischens von geschroteten Luzerne-Cobs ins Ferkelaufzuchtfutter gegenüber der separaten Vorlage weniger deutlich ausfiel. Bei 36% der Ferkel fehlten ein Drittel des Schwanzes, bei 19% waren es sogar bis zu zwei Drittel des Ringelschwanzes.


Weibliche Tiere das Problem?

Die Erfahrungen in Praxisbetrieben zeigen, dass vor allem die weiblichen Ferkel und Schweine anfangen zu beißen. Experten erklären das unter anderem damit, dass diese Tiere am Futterautomaten oft in der zweiten Reihe stehen. Aus Langeweile oder Frust fangen sie dann schnell an zu beißen.


Der Versuch bestätigt diese Aussage. Der Anteil intakter Ringelschwänze war in den Kontrollgruppen in den Buchten mit rein männlich kastrierten Ferkeln mit 50 bzw. 83% am höchsten. Standen nur weibliche Ferkel zusammen, wiesen nur 35 bzw. 13% der Tiere intakte Ringelschwänze auf. Hier wurde also deutlich mehr gebissen. Bei gemischtgeschlechtlicher Aufstallung lagen die Werte in den beiden Kontrollgruppen bei ca. 30%.


In den Versuchsgruppen mit Luzerne-Cobs sah das Bild ganz anders aus. In allen Aufstallungsformen war der Anteil intakter Ringelschwänze höher. In den rein weiblichen Buchten sogar zwischen 2,5- und 5,5-mal so hoch. Die separate Vorlage von Luzerne-Cobs wirkte sich also beruhigend auf die weiblichen Ferkel aus.-ar-

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