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Ohrnekrosen

Ohrnekrosen – oft ein Haltungsproblem

Ohrnekrosen vorbeugen und effekiv behandeln - die Veterinärmedizinische Universität Wien hat Faktoren identifiziert.

Lesezeit: 7 Minuten

Wodurch werden Ohrnekrosen verursacht? Wie behandelt man sie, und wie beugt man effektiv vor? Die Veterinärmedizinische Universität Wien hat dazu eine Umfrage unter Problembetrieben durchgeführt.*


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Schweine mit entzündeten oder bereits abgestorbenen Ohrrändern und Ohrspitzen: In den heißen Sommermonaten treten diese Probleme wieder häufiger auf. Aufzuchtferkel und Mastläufer sind besonders stark betroffen. Die Symptome reichen von leichten, oberflächlichen Entzündungen der Haut im Ohr- und Flankenbereich bis hin zu tiefgreifenden Gewebeveränderungen.


Leichte Verletzungen heilen oft spontan wieder ab. Wenn die Läsionen jedoch von Bakterien besiedelt werden – vor allem Staphylokokken – dann können sich dadurch tiefreichende Schäden entwickeln, die im Extremfall bis zum Absterben des Gewebes führen. Die Verletzungen sind meist von einer dunkelbraunen, dicken und feuchten Kruste bedeckt.


Mit anderen Worten: Zunächst harmlos und oberflächlich erscheinende Entzündungen des Schweineohres können sich durch Scheuern oder das Beknabbern durch Buchtengenossen zu ernsten Ohrrand- und Ohrspitzennekrosen auswachsen. Wobei erschwerend hinzukommt, dass sich die erkrankten Ferkel das Beknabbern in vielen Fällen sogar gern gefallen lassen, weil die Entzündungen stark jucken.


Überwiegend ­Ohrspitzennekrosen


Als Auslöser für das Entstehen von Ohrrand-, Ohrspitzen- und Flankennekrosen kommen viele Faktoren in Frage. Neben infektiösen Ursachen wie PRRS- und Circoviren, Räudemilben, Eperythrozoonose sowie Infektionen mit gramnegativen und grampositiven Bakterien spielen vor allem Management- und Haltungsfehler eine große Rolle. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang:


Eine hohe Belegdichte;


Rangkämpfe beim Umgruppieren;


Zugluft und erhöhte Schadgaskonzentrationen im Tierbereich;


Wassermangel;


Fehler bei der Rationsgestaltung und bei der Futtervorlage wie z. B. zu wenig Fressplätze oder abrupte Futterwechsel.


Auch das Verfüttern mykotoxinbelasteter Futtermittel ist problematisch.


Um die Ursachenforschung zu systematisieren und bestimmte Faktoren ausschließen bzw. bestätigen zu können, wurde von der Klinik für Schweine der Veterinärmedizinischen Universität Wien über die behandelnden Hoftierärzte eine Umfrage in Nekrose-Problembetrieben durchgeführt. Die deutsche „Jutta und Georg Bruns-Stiftung“ hat die Untersuchung finanziell unterstützt.


Insgesamt beteiligten sich 54 österreichische und deutsche Schweinehalter an der Fragebogen-Aktion. Folgende Kriterien wurden dabei analysiert:


Krankheitsverlauf (Stadium, Prozentsatz betroffener Tiere), Allgemeinbefinden, Anteil Kümmerer, Alter und Gewicht der Tiere;


Betriebsgröße, Genetik, geschlossenes/offenes Betriebssystem, Impfpro-gramm, Vorerkrankungen, Parasitenbekämpfung und Salmonellenstatus.


Erfahrungen zu Behandlungs- und Prophylaxemaßnahmen.


Futterzusammensetzung und Vermahlungsgrad, Futterwechsel, Futteraufnahme, Konservierung und Erntejahr.


Belegdichte, Tier-/Fressplatzverhältnis, Stallklima, Beschäftigungsmaterial, Reinigung und Desinfektion sowie die Schadnager- und Fliegenbekämpfung im Betrieb.


Da nur Problembestände angesprochen wurden, ist die Befallsrate erwartungsgemäß hoch: In 89 % der Betriebe treten regelmäßig Ohrrand- und Ohrspitzennekrosen auf. 91 % der Betriebe stufen die Erkrankungen als problematisch ein. Diese Zahlen bestätigen die Bedeutung dieses Krankheitsbildes.


In 91 % aller befragten Betriebe treten Ohrspitzennekrosen auf (Übersicht 1), 57 % berichten von Ohrrandnekrosen, und in etwa der Hälfte der Bestände treten beide Symptome gleichzeitig auf. Die Verletzungen der Haut werden dabei überwiegend als mittelgradig eingestuft. Und der Krankheitsverlauf wird als akut bis chronisch beschrieben.


Flankennekrosen scheinen hingegen mit 15 % in den Betrieben eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Es wird in diesem Zusammenhang von geringgradigen Verletzungen berichtet. Und es werden keine Todesfälle mit dem Auftreten von Flankennekrosen in Verbindung gebracht.


Die von Ohrrand- und Ohrspitzennekrosen betroffenen Schweine sind nach Auskunft der Landwirte im Schnitt acht Wochen alt. Flankennekrosen dagegen treten meist erst drei Wochen später auf, wie Übersicht 2 zeigt. Zudem lassen sich die Probleme immer nur buchtenweise und auch nur gelegentlich beobachten.


Auffallend ist, dass 45 bis 47 % der Problembetriebe parallel zu Ohrspitzen- und Ohrrandnekrosen vermehrt Kümmerer beobachten. Bei jedem dritten bis fünften Ferkel ist gleichzeitig auch das Allgemeinbefinden gestört.


Bakterien und Viren als Sekundär-Erreger


Bei einem Viertel aller befragten Tierhalter konnte das Entstehen der Nekrosen mit diversen Vorerkrankungen in Verbindung gebracht werden. Die meisten Tierärzte sehen einen Zusammenhang mit bakteriellen Erkrankungen, in erster Linie gramnegativen Erregern wie E. coli und Haemophilus parasuis. Grampositive Erreger wurden nur in 25 % aller Fälle als Auslöser gesehen.


Dieses Umfrageergebnis bestätigt die Theorie, dass Bakterien häufig als Sekundär-Erreger auftreten. Bakterien wie Staphylokokken besiedeln die gesamte Hautoberfläche der Schweine. Sobald dann durch Ohrbeißen, Ohrlutschen oder Räudemilben kleine Hautverletzungen vorliegen, dringen die Bakterien in den Organismus ein und können dann eine folgenschwere Infektion hervorrufen.


Virusinfektionen allein werden hingegen nur von 8 % der befragten Landwirte als Ursache für die Ohrrand-, Ohrspitzen- und Flankennekrosen angesehen. Problematisch wird es nach Ansicht von einem Viertel der Landwirte jedoch, wenn Viren und Bakterien gleichzeitig auf das Tier einwirken. Immunologisch instabile Herden scheinen daher für bakterielle Infektionen und damit indirekt auch für Ohr- und Flankennekrosen besonders anfällig. Auch die genetische Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen.


Ein Großteil der befragten Landwirte hält es darüber hinaus für wichtig, die entzündeten Hautstellen begleitend mit einem hierfür geeigneten Wundspray zu behandeln.


Auch die Impfung der Ferkel gegen PRRSV und PCV 2 reduziert nach Ansicht der befragten Praktiker das Risiko von Ohrrand- und Ohrspitzennekrosen. Nur ein Drittel der Landwirte setzt auf eine kombinierte Behandlung in Form von Impfungen, einer zusätzlichen antibiotischen Behandlung der betroffenen Hautstellen sowie einer Intensivierung der Reinigung und Desinfektion.


Mykotoxine schwächen das Immunsystem


Der überwiegende Teil der befragten Betriebe füttert trocken. 79 % der Landwirte setzten Futtermittel ein, die aus der Ernte 2008 hergestellt wurden. 98 % aller Befragten konnten dabei keine grobsinnlich erkennbaren Veränderungen am Futter feststellen.


Es ist bekannt, dass beim Schwein bereits relativ geringe Mykotoxin-Mengen ausreichen, um Fruchtbarkeits- und Stoffwechselstörungen hervorzurufen. Unklar ist dagegen, welche Mykotoxinmengen erforderlich sind, um Ohrrand-, Ohrspitzen- und Flankennekrosen zu provozieren. Die Futteraufnahme war jedenfalls in den meisten erfassten Betrieben nicht beeinträchtigt.


Die bisher durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Einfluss von Mykotoxinen auf das Entstehen von Ohrnekrosen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das liegt sicherlich daran, dass meist mehrere Mykotoxine beteiligt sind, die sich in ihrer Wirkung möglicherweise ergänzen. Entscheidend ist aber auch, wie es um den Immunstatus der Herde bestellt ist. Geschwächte Tiere sind gegenüber Myko-toxinen insgesamt anfälliger.


Probleme bei hoher Belegdichte


Abschließend zur Frage, welchen Einfluss Haltung, Management und Hygiene auf das Entstehen der beschriebenen Hautnekrosen haben. Haltungsverfahren, das Stallklima und die Stallreinigung der betroffenen Betriebe wurden von den befragten Tierärzten als normal bzw. akzeptabel eingestuft. Viele monierten allerdings, dass die Belegdichte zu hoch sei. Außerdem könne in vielen Ställen das Stallklima verbessert und die Desinfektion intensiviert werden.


In Problembeständen ist es ratsam, Haltung, Management und Fütterung checklistenartig unter die Lupe zu nehmen. Dazu gehören unter anderem die Belegdichte, die Lüftung, die Wasserversorgung und das Tier-/Fressplatzverhältnis. Wichtig ist, dass die daraufhin eingeleiteten Korrekturen zunächst nur probeweise in einigen Buchten vorgenommen werden. Denn nur so lässt sich der Effekt der eingeleiteten Maßnahmen später auch angemessen bewerten.


Wir fassen zusammen


An der Entstehung von Ohrrand-, Ohrspitzen- und Flankennekrosen wirken in den meisten Fällen zahlreiche Faktoren mit. Auslöser sind oftmals Haltungs-, Management- und Fütterungsfehler, die in Verbindung mit anderen Grundkrankheiten zu Beißereien unter den Tieren führen. In die dabei entstehenden Wunden können dann leicht bakterielle Begleit-Erreger eindringen.


Eine stabile, belastbare Immunität des Schweinebestandes sowie eine effektive Krankheitsvorbeuge und -behandlung können das Risiko von Ohr- und Flankennekrosen deutlich reduzieren. Dazu gehören regelmäßige Schutzimpfungen gegen PRRSV und Circoviren sowie eine rechtzeitige antibiotische Behandlung der erkrankten Hautpartien.


*) Dr. Christiane Lang, Veterinärmedizinische Universität Wien; Dr. Georg Bruns, Tierklinik Dümmerland, Steinfeld.

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