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Runter mit dem Rohprotein: So gehen Mäster vor

Lesezeit: 6 Minuten

Viele Schweinehalter müssen die Nährstoffausscheidungen ihrer Tiere weiter senken. Zwei Mastbetriebe aus Franken zeigen, wie sie vorgehen und welche Einsparungen möglich sind.


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Schritt für Schritt erhöht die Düngeverordnung den Druck auf die Tierhalter, bedarfsgerechter zu düngen und zu füttern. Ab 2023 müssen z.B. alle Betriebe mit mehr als 20 ha oder mehr als 50 Großvieheinheiten eine Stoffstrombilanz erstellen. Doch wie können Mäster noch Rohprotein und Phosphor einsparen, um die zukünftigen Vorgaben einzuhalten?


Flächenknapper Mäster


Für Ehler Hugo, der mit seiner Frau Ilka Hugo-Marth in Arzberg im Landkreis Wunsiedel auf 1456 Plätzen Bayernhybriden mästet, sind Nährstoffüberschüsse eine echte Herausforderung. Denn er bewirtschaftet nur 60 ha Landfläche, davon 55 ha Ackerland.


Hugo hat zuvor in seinen Rationen 18% HP-Sojaextraktionsschrot mit 46% Rohprotein und ein Mineralfutter mit 8% Lysin, 2% Methionin und 2% Threonin eingesetzt. Die Fütterung ist dreiphasig. In der Vormast setzt er Weizen und Wintergerste ein, in der Endmast Triticale und Wintergerste, in der Mittelmast alle drei Getreidearten.


Seine Schweine erreichten damit Tageszunahmen von 850 g und einen Muskelfleischanteil von gut 59%. Die Schlachttiere gehen zu 100% an einen Metzger. „Wenn ich das Eiweiß kürze, darf das nicht auf Kosten der Leistung gehen“, nahm sich Hugo deshalb vor.


Um zu testen, wie weit er dabei gehen kann, beteiligte sich der Schweinehalter 2018 am Projekt „demonstration farms“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), das Maßnahmen zur Nährstoffeinsparung in ausgewählten Praxisbetrieben begleitete.


Seitdem lässt Hugo die Getreidechargen auf die wichtigsten Inhaltsstoffe untersuchen, sobald sie auf den Hof kommen. „Ich nehme die Proben beim Abkippen“, erläutert der Mäster. Je nach Mengenanteil der Partien ermittelt er dann für jede eingelagerte Getreideart einen Mittelwert.


Weil deren Inhaltsstoffe stark streuen, lässt er auch nach Ende der Projektphase 2020 jedes Jahr 15 bis 20 Getreideproben untersuchen. Lieferungen von Sojaextraktionsschrot beprobt er dann, wenn er Auffälligkeiten an einer Lieferung feststellt.


Einmal im Jahr lässt er zur Kontrolle auch die Gesamtration untersuchen, und zwar auch auf Mineralstoffe und weitere Aminosäuren. Ansonsten beschränkt sich die Analyse auf Energie, Rohprotein, Rohfaser und Lysin.


Mit den vorgefertigten Plastiktüten und den bereits adressierten Kuverts des LKV Bayern ist der Arbeitsaufwand überschaubar. Hinzu kommt, dass der Fleischerzeugerring Oberfranken die Analysekosten mit 50% bezuschusst. So halten sich die Kosten für eine Standarduntersuchung mit 35 € in Grenzen.


Aminosäuren entscheiden


Maßstab für die Rationen in den drei Mastabschnitten ist für Hugo nicht mehr der Rohproteingehalt, sondern sind die Gehalte der wichtigsten Aminosäuren. „Solange die Zielwerte für die Aminosäuren eingehalten werden, kann der Rohproteingehalt abgesenkt werden“, bestätigt LKV-Ringberater Gerhard Neupert.


Ehler Hugo setzt jetzt in allen Mastabschnitten ein höherwertiges Mineralfutter mit 12% Lysin, 3% Methionin und 4,5% Threonin und mit einem Phosphorgehalt von 1% ein. Nur in den ersten drei Wochen der Vormast verwendet er ein spezielles Ferkelmineralfutter, weil seine Einstalltiere oft noch deutlich weniger als 30 kg wiegen.


70 tonnen Soja gespart


Zugleich hat er auf LP-Soja mit 42% Rohprotein umgestellt und den Sojaanteil in der Mittel- und Endmast auf 13,3 bzw. 10% gekürzt. So spart er pro Jahr 70 t Sojaextraktionsschrot ein.


Die Rohproteingehalte seiner Rationen liegen deshalb zum Teil deutlich unter den Fütterungsempfehlungen der DLG, am weitesten in der Endmast, wo der Abstand zum Zielwert 3% beträgt (siehe Übersicht).


Trotzdem konnte Hugo das Leistungsniveau seiner Tiere halten. Die Tageszunahmen betragen weiterhin 850 g und der MFA-Anteil liegt bei knapp 60%. Auch die Tiergesundheit veränderte sich nicht nennenswert. Die Verluste betragen nach wie vor knapp 2%.


Sehr deutlich machte sich die Nährstoffreduzierung bei der Güllemenge und deren Konsistenz bemerkbar. Im Jahr 2018 brachte der Landwirt noch insgesamt 3300 m³ Gülle aus. Die Menge sank bei gleicher Tierzahl bis 2021 schrittweise auf ca. 2300 m³.


Im gleichen Zeitraum stieg der TS-Gehalt seiner Frühjahrsgülle von 4,9 auf 6,4%. Gleichzeitig sank der Gehalt an Gesamtstickstoff von 4,9 kg pro m³ auf 4,4 kg pro m³. In der Summe führte das dazu, dass Hugo sein Nährstoffsaldo deutlich entlasten konnte und jetzt weniger Gülle abgeben muss.


„So wie es jetzt läuft, passt es“, zeigt sich der Mäster zufrieden. Da er auch beim Weizen nur Rohproteingehalte von 10 bis 11% braucht, will er künftig mehr Roggen und Triticale einsetzen. „Deren Eiweißgehalte reichen aus, sie bringen aber etwas mehr Rohfaser“, begründet Ehler Hugo.


Fermentierte Vormischung


Eine ähnliche Strategie verfolgte Hugos Berufskollege Christoph Benckiser aus Maßbach im Landkreis Bad Kissingen, der auch am Projekt „demonstration farms“ teilgenommen hat. Der Landwirt mästet auf 1476 Plätzen Schweine. Er füttert in drei Phasen mit dem Sensor ad libitum.


Basis seiner Ration ist eine fermentierte Vormischung aus Weizen, Roggen, Rapsextraktionsschrot und Erbsen, deren Anteil er in der Endmast bis auf 42% erhöht. Weitere Bestandteile sind Wintergerste, Weizen, Körnermais, Sojaschrot (42% RP), Sojaschalen und Mineralfutter. Wegen der sehr hohen Zunahmen von 970 bis 980 g erreichen seine BHZP-Schweine 3,4 Umtriebe pro Jahr. Der MFA liegt bei rund 59%.


Nur 12,3% Rohprotein in der Endmast


Weil er mit 145 ha genug Fläche zur Verfügung hat, ging es dem Mäster beim Eiweiß sparen nicht in erster Linie darum, Nährstoffüberschüsse abzubauen. „Ich wollte Futterkosten sparen, meine Abhängigkeit vom Sojaschrot reduzieren und die Stoffwechselbelastung meiner Tiere senken“, erläutert Benckiser.


Wie Hugo stellte er auf ein höherwertiges Mineralfutter mit 12% Lysin um und reduzierte den Sojagehalt seiner Rationen. Die Endmast enthält gar kein Sojaextraktionsschrot mehr, sodass der Rohproteingehalt nur noch 12,3% beträgt (siehe Übersicht S. S6). „Die Aminosäuregehalte erreichen die Zielvorgaben jedoch“, betont Ringberater Marcel Häusler.


In der Vormast hält Benckiser bei den Aminosäuren sogar etwas vor. „Wir achten nicht starr auf die Zielwerte, sondern haben vor allem die Tiere im Blick“, so Berater Häusler.


Beim Phophorgehalt sparte der Mäster zunächst auch und ging auf einen Gehalt von 1,5% im Mineralfutter zurück. Allerdings stellte er daraufhin vermehrt Fundamentprobleme bei seinen Tieren fest, sodass er den P-Gehalt im Mineralfutter wieder auf 2,5% erhöhte. Zudem enthält es eine hochwertige Phytase.


Auffällig in Benckisers Rationen ist, dass auch die Energiekonzentration in allen Mastphasen unter dem Zielwert liegen, während die Rohfasergehalte doppelt so hoch sind (siehe Übersicht). „Wir bremsen bewusst, weil die Fermentation zu einer höheren Verdaulichkeit der Nährstoffe führt“, erläutert der Mäster. Zurzeit füttert er den Schweinen sogar etwas Luzernesilage zu.


Knapp 1000 g Zunahmen


Die starke Eiweißreduzierung hat keine Leistungseinbußen mit sich gebracht. Die Tageszunahmen seiner Schweine bewegen sich knapp unter 1000 g. Noch nicht ganz zufrieden ist er mit dem MFA von 59%.


Was den Landwirt freut, ist die gute Tiergesundheit. „Seit wir weniger Eiweiß füttern, haben wir weniger Schlachthofbefunde und nur 1,4 bis 1,5% Verluste“, sagt Benckiser. Schwanz- und Ohrenbeißen treten so gut wie gar nicht auf.


Bei den Futterkosten sieht der Landwirt dagegen nur wenig Einsparung: „Ich brauche zwar weniger Sojaschrot, dafür sind aber meine Mineralfutterkosten gestiegen.“


Die Gülle hat sich auch im Betrieb Benckiser verändert. Sie weist mit 6% einen höheren TS-Gehalt auf als vorher und ist homogener, dies aber vermutlich wegen der Fermentation.


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