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Salmonellen – höchste Zeit für neue Konzepte?

Lesezeit: 6 Minuten

Die Salmonellen-Bekämpfung steckt in der Sackgasse. Müssen neue Konzepte her? top agrar sprach mit der Leiterin des Schweinegesundheitsdienstes Bayern, Dr. Anja Rostalski.


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Nach anfänglichen Sanierungserfolgen stagniert die Anzahl der Kategorie III-Betriebe seit einiger Zeit auf hohem Niveau. Muss das Konzept über-arbeitet werden?


Rostalski: Nicht nur die Anzahl der Kategorie III-Betriebe verharrt auf hohem Niveau. Auch der Anteil der Kategorie II-Betriebe nimmt zu. In der bundesweiten Arbeitsgruppe „Salmonellen“ der Schweinegesundheitsdienste (SGD) diskutieren wir deshalb seit einiger Zeit intensiv darüber, ob und wie der Salmonellenleitfaden angepasst werden sollte. Zur Diskussion steht z. B., ob auch Zucht und Ferkelerzeugung in das Monitoring einbezogen werden müssen und wann eine Impfung sinnvoll ist.


Woran liegt es, dass der Anteil der Kategorie II- und III-Betriebe seit vier Jahren wieder steigt?


Rostalski: Möglicherweise handelt es sich um eine ganz normale Fluktuation, eine Art Wellenbewegung, in der der Erreger auftritt. In den letzten Jahren hat sich aber auch ein enormer Strukturwandel vollzogen. Viele kleine Betriebe sind verschwunden. Es wurde vermehrt auf dänische Genetik umgestellt. Und die Sauen sind immer fruchtbarer bzw. die Würfe immer größer geworden. Das hat zu einer verminderten Kolostrumaufnahme und zu Platzmangel im Flatdeck geführt. Beides trägt nicht dazu bei, die Darm-stabilität der Ferkel zu verbessern, im Gegenteil. Dadurch haben die Salmonellen ein leichteres Spiel – gerade in leistungsstarken Betrieben.


Warum bleiben die Betriebe tendenziell immer länger in Kategorie III, bevor es ihnen gelingt, wieder in eine bessere Kategorie aufzusteigen?


Rostalski: Zu Beginn des Monitorings haben wir uns bei der Salmonellen­beratung vor allem auf Hygienemaßnahmen konzentriert. Das hat in den meisten Betrieben gute Erfolge gezeigt. Nachdem die Hygiene verbessert wurde, geht es jetzt jedoch ans Feintuning, und das ist in den meisten Fällen zeitaufwendiger und mühsamer. Es dauert zum Beispiel sehr viel länger, bis sich erste Erfolge einer neu eingeführten Schutzimpfung zeigen. Vielen Betriebsleitern dauert das zu lange. Sie brechen vereinbarte Maßnahmenpläne häufig vorzeitig ab und vertrauen stattdessen lieber Wunderheilern, die mit speziellen Pülverchen schnelle Hilfe versprechen. Das führt am Ende dazu, dass die Sanierung resigniert abgebrochen wird und es den Betrieben nicht gelingt, zügig wieder in eine bessere Kategorie aufzusteigen.


Müssen Zucht und Ferkel-erzeugung stärker in das Salmonellen-monitoring eingebunden werden?


Rostalski: Daran führt meiner Meinung nach kein Weg vorbei. Die Salmonellenbekämpfung kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir Züchter und Ferkelerzeuger einbinden. Denn oft bringen die Ferkel oder die Jungsauen die Salmonellen bereits mit.


Tatsache ist, dass der Salmonellendruck in der Ferkel-erzeugung in den letzten Jahren gestiegen ist. Das liegt zum einen an der Pflicht zur Gruppenhaltung bei Sauen. Denn in der Gruppe ist die Gefahr der Erregerübertragung größer. Zudem sind die Sauen fruchtbarer und die Würfe größer geworden. Das stresst die Tiere und macht sie anfälliger für Infektionen.


Ähnlich wie vor Jahren in der Geflügelwirtschaft müssen deshalb jetzt auch beim Schwein die Zuchtstufe und die Ferkelerzeuger in die Salmonellenbekämpfung einbezogen werden. Es ist allemal besser, wenn die Wirtschaft hier selbst die Initiative ergreift, bevor der Gesetzgeber Druck ausübt!


Sollte häufiger von der Salmonellenimpfung Gebrauch gemacht werden, um den Erregerdruck zu senken?


Rostalski: Die Sanierungserfolge in der Geflügelhaltung beweisen, dass die Impfung ein wichtiges Instrument bei der Salmonellenbekämpfung ist. Ob die Impfung auch bei Schweinen sinnvoll ist, muss individuell entschieden werden – je nachdem, wie groß der Salmonellendruck im jeweiligen Betrieb ist. Dazu muss der Bestand mithilfe von Blutproben aus allen Produktionsstufen untersucht werden. Zudem muss sicher sein, dass die Probleme wirklich von Salmonella typhimurium verursacht werden, denn nur gegen diesen Stamm wirkt die Impfung.


Ich halte es für sinnvoll, zumindest in der Herdbuchzucht mit der Impfung zu beginnen. In arbeitsteiligen Systemen mit strikter Trennung der Altersgruppen kann es später dann genügen, nur die Sauen zu impfen. Wenn sich Salmonella typhimurium allerdings direkt im Flatdeck nachweisen lässt, sollten vorübergehend auch die Ferkel geimpft werden, zumindest so lange, bis sich nur noch geimpfte Tiere im Bestand befinden. Denn die Haupt-übertragung findet in der Ferkelaufzucht statt.


Was halten Sie von dem Vorschlag, künftig nicht länger nach starren Cut-Off-Werten zu kategorisieren, sondern auf Basis der OD-Mittelwerte aller Proben im Untersuchungszeitraum?


Rostalski: Der Vorschlag soll die Schweinehalter anregen, rechtzeitiger gegen Salmonellen vorzugehen und nicht erst, wenn der Betrieb in Kategorie III abgerutscht ist. Man erreicht eine gesamtheitliche Betrachtung aller Salmonellen-Ergebnisse eines Betriebes. Von dieser Regelung würden vor allem Betriebe profitieren, die eine starke Spreizung positiver Befunde aufweisen. Das sind Mäster, die häufiger die Herkunft wechseln oder von mehreren Ferkelerzeugern beliefert werden. Hier würden einzelne Herkünfte, die sehr hohe Befundraten aufweisen, gar nicht mehr auffallen. Doch ist das sinnvoll? Denn von diesen Betrieben geht eine größere Salmonellengefahr aus als von einem Mäster, der mit einem festen Ferkelerzeuger zusammenarbeitet und latent schwach positive Ergebnisse aufweist. Ich plädiere deshalb dafür, dass bisherige System der Kategorisierung vorerst beizubehalten.


Darüber hinaus gibt es den Vorschlag, die Probenergebnisse des jeweils letzten Quartals stärker zu gewichten, um näher am aktuellen Salmonellengeschehen im Betrieb zu sein.


Rostalski: Man muss die letzten Ergebnisse gar nicht stärker gewichten. Ich halte es für sinnvoller, Betriebe, die bei der letzten Untersuchung hohe OD-Werte aufwiesen, zeitnah darüber zu informieren. Denn nur dann besteht die Chance, die Eintragsquelle für die Salmonellen noch ausfindig zu machen, zum Beispiel über bakteriologische Untersuchungen. Je weiter jedoch die Untersuchungen zurück­liegen, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, die Einschleppungs­ursache aufzuspüren.


Welchen Einfluss hat das laufende Antibiotika-Monitoring auf die Salmonellenproblematik beim Schwein?


Rostalski: Hier sehe ich eine große Gefahr. Um beim Antibiotikaeinsatz nicht die Kennzahl 1 oder 2 zu überschreiten, gehen inzwischen viele Schweinehalter sehr sparsam mit Antibiotika um. Dadurch blühen andere Darminfektionen wieder auf, die häufig als Wegbereiter für Salmonellen dienen. In letzter Zeit beobachten wir zum Beispiel einen deutlichen Anstieg von Ileitis-Infektionen. Aber auch die Dysenterie- und Coli-Probleme nehmen wieder zu.


Das Interview führte top agrar-Rekakteur Henning Lehnert.

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