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Wildschwein-Plage hält an

Für eine effektive Wildschweinjagd ist ein Bündel von Maßnahmen notwendig, um die schlauen und sehr fruchtbaren Schwarzkittel wirksam zurückzudrängen. Wir haben dazu mit mehreren Jagdexperten gesprochen und fassen die Tipps hier zusammen.

Lesezeit: 7 Minuten



- Revierübergreifenden Bewegungsjagden: Bei einer Drückjagd wird das Wild von den Treibern aus der Deckung „gedrückt“ und von den Schützen erlegt. Findet so eine Drückjagd nur in einem Revier statt, dann laufen die Sauen über die Grenze ins andere Revier. Denn sie sind schlau und wissen genau, wo sie ihre Ruhe haben. Nicht jeder Revierinhaber organisiert regelmäßig eine Drückjagd. Mit einem gemeinsamen Vorgehen könnte man auch größere Areale systematisch bejagen.

- Infrastruktur: Bei revierübergreifenden Jagden sollte aber auch die Infrastruktur stimmen mit einem zentralen Aufbrechplatz und Kühlkammer, damit sich Krankheiten nicht weiter verbreiten. Um sich hierfür die Kosten zu teilen und eine gemeinsame Vermarktung des Wildbrets aufzubauen, sollten sich die Jäger zusammenschließen. 

- Mix aus Maßnahmen: Die Bewegungsjagden allein reichen nicht aus. Untersuchungen mit besenderten Tieren haben gezeigt, dass sie noch genau wussten, wo im Vorjahr die Jäger bei der Drückjagd gesessen haben. Mehr Erfolg verspricht daher ein Mix aus Einzeljagd, Gruppenansitz und Drückjagden.

- Auch ein Gemeinschaftsansitz mit mehreren Jägern in einer Mondnacht ist aus dem gleichen Grund erfolgversprechend. Jäger berichten, dass sie mit gemeinsamen Jagden während der Maisernte, revierübergreifenden Jagden und gezielter Bejagung in den Regionen, wo sich die Wildschweine besonders gern aufhalten, die Wildschweinbestände reduzieren konnten.

- Gute Jagdorganisation: Wichtig ist, dass die Jagd gut organisiert ist. Hier berichten Profi-Jäger von vielen Defiziten in einzelnen Regionen. Z.B. werden schlechte Schützen eingesetzt oder an falschen Stellen aufgestellt. Erfolgversprechend ist, wenn die Jäger regelmäßig Schießübungen auf bewegte Ziele machen.

- Richtige Hunderasse: Ein Beispiel dafür ist die Rasse „Deutsche Bracke“, die gerade für das Aufstöbern von Wildschweinen besonders geeignet ist. Sie gehen vorsichtiger an die wehrhaften Schweine als andere Rassen und setzen das Wild konsequent in Bewegung. Die Bracken verfolgen bevorzugt krankes Wild, geben im Unterschied zu unerfahrenen Hunden nur Laut, wenn sie eine warme Fährte entdecken und jagen auch keinem Reh nach, das durch den Wald läuft. Dazu kommt die Erfahrung der Hunde: Wenn sie nur zwei- bis dreimal pro Jahr auf Jagd gehen, sind sie nicht so geübt wie Hunde, die das regelmäßig machen. Ein Beispiel sind die „Brackenjäger Zollernalb“ (www.brackenjaeger-zollernalb.de) aus Waldenbuch (Baden-Württemberg), die sich mit ihren Hunden auf Bewegungsjagden spezialisiert haben. Sie werden von Revierinhabern in Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Teilen von Rheinland-Pfalz als Dienstleister angefordert.

- Richtige Kirrung: Sehr umstritten ist bei der Ansitzjagd die „Kirrung“, also das Anlocken des Schwarzwildes mit Futter. Damit würde das Wild zusätzlich gemästet, so die Kritiker. Und zuviel Futter fördert die Geschlechtsreife. In der Tat hat die Auswertung eines Forstbetriebs in Bayern ergeben, dass die Jäger pro erlegter Wildsau ca. 100 kg Mais bzw. 3 kg pro kg Wildbret (Fleisch) investiert hatten – mehr als in der Schweinemast. Eine gute Kirrung dient aber nicht dazu, das Wild zu füttern, sondern es anzulocken. Gerade in dichten Beständen oder in Gebieten mit wenig Wald ist das unumgänglich. Denn dort halten sich die Tiere im Unterholz bzw. in den Feldern auf und sind nicht zu sehen. In Niedersachsen werden rund ein Drittel aller Wildschweine an der Kirrung erlegt, in Baden-Württemberg sind es rund 60 %. Die Kirrung hilft den Jägern, gezielter zu jagen, z.B. kranke oder erwachsende Tiere, um die Vermehrung einzudämmen. Jagdexperten aus mehreren Bundesländern empfehlen, nur eine Kirrung pro 100 ha Jagdfläche anzulegen und die Futtermenge auf 1 kg pro Kirrung zu beschränken. Außerdem sollten die Jäger vor Ort revierübergreifende „Gemeinschaftskirrungen“ anlegen.


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Schneisen erhöhen den Jagderfolg




Im Projekt „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft“ haben der Deutsche Jagdverband und der Deutsche Bauernverband von 2008 bis 2010 gemeinsam untersuchen lassen, wie sich Bejagungsschneisen, Elektrozäune sowie feld- und waldgrenzübergreifende Jagdstrategien auswirken. Dabei haben Wissenschaftler der Fachhochschule Südwestfalen, des Instituts für Waldökologie Eberswalde und des Instituts für Landschaftssystemanalyse Müncheberg sechs Modellregionen in unterschiedlichen Bundesländern untersucht.

Die Ergebnisse:


  • Quer zur Saatrichtung angelegte Schneisen nehmen die Schweine besser an.
  • Die Schneisen sollten nicht zu weit weg vom Waldrand liegen (30 bis maximal 50 m).
  • Die Schneisen müssen auch revierübergreifend angelegt werden, weil sich das Wild ansonsten in benachbarte Mais-, Getreide- oder Rapsschläge zurückzieht.
  • Es ist ratsam, die Schneisen bereits mit der Aussaat der Hauptfrucht anzulegen, damit sich die Tiere rechtzeitig daran gewöhnen können.
  • Ein Kleegrasgemenge auf den Schneisen sorgte für gute Bodenstruktur und hohen Regenwurmbesatz. Das nutzten die Schweine ausgiebig zur Nahrungssuche.
  • Mit Sommergerste bestellte Bejagungsschneisen wurden ebenfalls gut angenommen. Auf den hellen Stoppeln haben die Jäger die Tiere im Dunkeln auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen gut gesehen.
  • Die Jagdzeit nach Abernten der Bejagungsschneisen erwies sich am erfolgreichsten.
Die ausführlichen Ergebnisse des Projektes finden Sie in dem Leitfaden: „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft – Probleme und Maßnahmen“, der hier zum

zur Verfügung steht.

 


Weitere Infos zur Schwarzwild-Bejagung




Das Thema Schwarzwildjagd ist inzwischen auch in den Landesregierungen angekommen. Wir haben hier einige Maßnahmen und Projekte der Länder aufgeführt:

 

  • In Baden-Württemberg gibt es das Projekt „Schwarzwildproblematik im Umfeld von Schutzgebieten“ ( http://www.gestuet-marbach.de/pb/MLR.LAZBW,Lde/Startseite/Wildforschungsstelle/Schwarzwildprojekt). Das Thema ist sensibel. Denn Landwirte befürchten, dass die Wildschäden rund um Schutzgebiete zunehmen und dass daher weniger Jäger bereit sind, Reviere rund um Schutzgebiete zu pachten. Die Wissenschaftler u.a. der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg untersuchen, wie sich Jagdruhezonen in Naturschutzgebieten auf die Umgebung auswirken und ob z.B. Wildschäden auf umliegenden Ackerflächen zunehmen. Dazu werden auch mehrere Wildschweine mit Sendern ausgestattet, um ihre Wanderbewegung zu verfolgen. Außerdem soll ein mit allen Interessensgruppen (Jägerschaft, Landwirtschaft, Naturschutz, Forst und Kommunen) abgestimmtes Schwarzwildmanagement erarbeitet werden.
  • Das Land Hessen fördert Hegegemeinschaften über eine reduzierte Jagdabgabe, wenn sie mindestens eine revierübergreifende Drückjagd auf Schwarzwild organisieren.
  • Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat eine Bejagungsrichtlinie erarbeitet. Auch gibt es mehrere Schwerpunktschießstände, auf denen die Jäger speziell das Schießen von laufenden Schweinen bei Bewegungsjagden trainieren können.
  • Bayern: Jäger, Grundeigentümer und Förster sollen künftig unter anderem vermehrt Schwarzwild-Arbeitskreise gründen, noch stärker auf großräumige Bewegungsjagden setzen, die als „Kirrung“ bezeichnete Anlockfütterung revierübergreifend koordinieren, gezielt Schussschneisen in den Feldern anlegen, alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten für eine noch effizientere Jagd bis hin zur Verlängerung von Jagdzeiten ausschöpfen und – sofern das Bundeskriminalamt die noch ausstehende waffenrechtliche Erlaubnis erteilt – in Problemregionen Nachtzieltechnik einsetzen. Alle notwendigen Informationen dazu gibt es im neuen Wildtierportal ( www.wildtierportal.bayern.de ), das die Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt hat. Diese Kommunikationsplattform soll den Austausch und die Abstimmung der Verantwortlichen erleichtern. Dort können dann beispielsweise Schwarzwild-Sichtungen oder Schäden per Mausklick erfasst und für gezielte Jagdplanungen verwendet werden. Auch sollen die Landkreise für verkehrsrechtliche Anordnungen bei Bewegungsjagden und für Trichinenuntersuchungen der Wildschweine möglichst geringe Gebühren verlangen.

  • Ebenso wird das „Schwarzwild-Informationssystem“ mit Daten aus verschiedenen Regionen bestückt, z.B. über Schäden oder Vorkommen (www.bayerischerbauernverband.de/sis).
  • Ein anderes Portal ist das digitale Schwarzwildmonitoring des Bayerischen Jagdverbandes ( www.bjvdigital.de), auf dem auch Schwarzwildsichtungen eingetragen werden können. Damit soll die Abstimmung der Jäger untereinander verbessert werden, z.B. für revierübergreifende Bewegungsjagden. Mittlerweile beteiligen sich 400 Reviere und 12 Schwarzwildarbeitskreise daran.
  • Rheinland-Pfalz hat ein Handlungsprogramm zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände und zur Absenkung des Risikos einer Ausbreitung von Tierseuchen“ veröffentlicht (http://www.ljv-rlp.de).
Weitere Informationen bekommen Sie beim Deutschen Jagdverband unter www.jagdverband.de

 

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