Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Stallheizung: Jetzt weg von Öl und Gas?

Lesezeit: 7 Minuten

Die gestiegenen Rohölpreise haben im letzten Jahr einen Anstieg der Heizölpreise um 10 % verursacht. Wegen der Kopplung von Öl- und Gaspreis rechnet der Bundesverband der Energieabnehmer ebenfalls mit einem Anstieg des Gaspreises um 10 %. Dabei ist zu beachten, dass 10 % Mehrkosten noch moderat gerechnet sind. Experten erwarten weitere Preisanstiege, da sich die Rohölreserven weltweit zunehmend verknappen. Gerade für Schweinehalter wirken sich die Energiekosten stark auf den Deckungsbeitrag aus. Wie Übersicht 1 zeigt, liegt der Wärmebedarf pro Zuchtsauenplatz im Jahr bei 430 Kilowattstunden (kWh). Ein angenommener Energiepreis von 40 Cent je Liter Heizöl entspricht einem Energiepreis von 4 Cent je kWh, so dass die Heizkosten je Sauenplatz im Jahr bei etwa 17,20 E liegen. Ein Preisanstieg für Energie um 10 % würde Mehrkosten von 1,70 E pro Platz bedeuten. Bezogen auf einen Stall mit 320 Plätzen würden diese Mehrkosten jährlich 540 E ausmachen. Noch stärker schlägt sich eine Preiserhöhung im Aufzuchtferkel-Bereich durch: 10% höhere Heizölkosten bedeuten bei einem 1000er-Stall jährliche Mehrkosten von 640 E. Für viele Landwirte stellen sich daher die Fragen: Welche alternative Energieträger kommen in Frage? Und lohnt sich jetzt der Umstieg? Gerade in der Ferkelerzeugung kommt es bei alternativen Brennstoffen darauf an, dass sich die zusätzliche Arbeitsbelastung in Grenzen hält. Daher muss die Brennstofflogistik einfach sein und auch bei festen Brennstoffen die Zuführung in den Kessel automatisch erfolgen. Alternativ zu Heizöl oder -gas kommen daher für die Stallheizung in Frage: ? Holz in Form von Hackschnitzeln, ? Stroh in Form von Pellets oder Ballen, ? Getreide, ? Rapsöl zum Antrieb eines Blockheizkraftwerkes (BHKW). Holzhackschnitzel sind die am weitesten verbreitete alternative Heizquelle. Bei der Genehmigung unterliegen Anlagen bis 1 MW der 1. BImSchV und nicht der TA-Luft. Die Technik ist seit mehreren Jahren ausgereift und bewährt. Dazu bieten neuere Kessel auch die Möglichkeit, alternativ Getreide oder Strohpellets einzusetzen. Ein praktisches Beispiel dazu stellt die nachfolgende Reportage dar. Stroh: Strenge Auflagen über 100 kW Kesselleistung Weit weniger Praxiserfahrung gibt es mit der Verbrennung von Stroh. Es unterscheidet sich sowohl bei den Genehmigungsauflagen als auch in den Brenneigenschaften von Holz. In Anlagen von 15 bis 100 kW (thermisch) unterliegt Stroh noch der 1. BImSchV, darüber hinaus der TA-Luft. Damit wird Stroh von den Emissionen deutlich strenger bewertet als Holz, erläutert Thomas Hering von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft in Dornburg. Die notwendige Technik zur Abgasreinigung, Kosten für Genehmigungsverfahren und anschließende Überwachung der Emissionsgrenzwerte verteuern die Investitionen für Anlagen größer 100 kW erheblich, so dass mit Investitionskosten von ca. 1 000 E je kW gerechnet werden muss, kalkuliert Hering. Nach Berechnungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sind 100 kW installierter Leistung ab einer Bestandsgröße von 330 Sauen notwendig. Für größere Betriebe ist Stroh aufgrund der Genehmigungsauflagen momentan eher uninteressant, während kleinere Betriebe mit einem Wärmebedarf unter 100 kW Stroh in Betracht ziehen können. Die Verbrennung von Stroh kann in Form von Quader- oder Rundballen sowie als Pellets erfolgen. In Deutschland existieren bereits einige Pilotanlagen dazu. Während bei der Ganzballenverbrennung ein höherer Lager- und Transportaufwand zu berücksichtigen ist, sind Strohpellets mit 120 E je Tonne fast doppelt so teuer. Getreide: Noch keine Zulassung als Brennstoff Getreide zeichnet sich wie Holzpellets durch eine hohe Schütt- und Energiedichte sowie durch die Rieselfähigkeit aus. Dagegen stehen Nachteile wie höhere Aschegehalte und Emissionen und ein Ascheschmelzpunkt von 730 °C (Holz: 1 200 °C). Außerdem ist Getreide in der 1. BImSchV nicht als Regelbrennstoff zugelassen. Es gibt aber Initiativen wie das geplante 100-Höfe-Programm in Niedersachsen, um Getreide in der BImSchV eine Sonderstellung zu ermöglichen. Der Ascheschmelzpunkt lässt sich mit der Zugabe von Kalk erhöhen, was aber auch den Ascheanteil erhöht. Ebenfalls möglich wäre die Zugabe von bis zu 30 % Getreide in Hackschnitzelfeuerungsanlagen. Wenn dabei aber die Schnecken für Getreide zu groß sind, gibt es viele unverbrannte Körner, warnt Dr. Hans Hartmann vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) im Kompetenzzentrum Nachwachsende Rohstoffe im bayerischen Straubing. Von einer Zugabe in Pelletheizungen rät er dringend ab, da es hier gerade wegen der Schlackebildung schnell zu Betriebsstörungen kommen kann. Neben der Betriebssicherheit kommt es natürlich darauf an, dass durch den Einsatz der alternativen Energieträger die Heizkosten sinken. Wie Übersicht 2 zeigt, zeichnen sich die meisten alternativen Energieträger durch günstige Brennstoffkosten aus, die oft sogar unter denen von Heizöl oder -gas liegen. Allerdings sind die Investitionskosten für die Heizanlage im Schnitt mehr als doppelt so hoch wie für Öl oder Gas, so dass der Preis für die erzeugte Kilowattstunde unter Umständen höher liegt als der von Heizöl. Ein Beispiel: Für einen 25 kW-Kessel rechnet das TFZ für die komplette Feuerungstechnik mit Lager- und Heizraum, Regelung und Montage beim Einsatz von Heizöl mit 6 100 E, bei Holzhackschnitzeln mit 15 800 E sowie bei Holzpellets und Getreide mit 15 100 E. Zusätzlich verteuern die jährlichen betriebsgebundenen Kosten wie Wartung oder Arbeitskosten für Reinigung und Betrieb die Wärmeerzeugung, die bei Heizöl mit 182 E, bei Holzhackschnitzel mit 617 E, bei Holzpellets mit 500 E und bei Getreide mit 750 E angerechnet werden. Bezogen auf die kWh liegen die Kosten für die Energiebereitstellung bei Holzhackschnitzeln damit bei 9,7 Cent, bei Holzpellets bei 12,5 Cent und bei Getreidekörnern bei 11,8 Cent. Im Vergleich dazu liegt der Wärmepreis für Heizöl bei 7,3 Cent, wenn von einem Heizölpreis von 36 Cent je Liter ausgegangen wird. Doch bei diesem Vergleich ist zu beachten: ? Bei den Investitionskosten sind keine Fördergelder eingerechnet. Einzelne Bundesländer fördern jedoch regenerative Energien über das Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) oder über weitere Programme. Für Holzheizungen gibt es das Marktanreizprogramm des Bundes (www.bafa.de), das automatisch beschickte Anlagen, also auch Hackschnitzelkessel, mit 60 E je installierter kW fördert. ? Dazu bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zinsgünstige Kredite beim Einsatz von neuen Energien (Informaneutionen unter www.kfw.de). ? Allein ein Preisanstieg um 10 % verteuert die Wärmeerzeugung aus Heizöl auf 8,2 Cent je kWh. Alternative Energien werden damit immer interessanter. Pflanzenöl als BHKWTreibstoff interessant Neben Festbrennstoffen gewinnen Rapsöl-Blockheizkraftwerke (BHKW) an Bedeutung. Bei dieser Technik treibt das Rapsöl einen Verbrennungsmotor an, der gleichzeitig einen Generator zur Stromerzeugung antreibt. Die Motorabwärme kann Stall und Wohnhaus heizen. Der Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist und nach dem Erneuerbaren- Energien-Gesetz (EEG) mit etwa 18 Cent je eingespeister kWh vergütet. Trotz der Stromvergütung ist es sinnvoll, dass BHKW vor allem zu Heizzwecken zu nutzen und nebenbei Strom zu produzieren, macht Dieter Vögelin vom Büro für nachhaltige Landnutzung aus dem hessischen Söhrewald aufmerksam. Seiner Meinung nach hat das im August novellierte EEG dazu geführt, dass BHKW-Hersteller jetzt von einem enormen Auftragsboom sprechen. Ein Pflanzenöl-BHKW schneidet im wirtschaftlichen Vergleich zu anderen Heizsystemen wie Holzpellets oder Erdgas- BHKW sehr gut ab. Das ergab eine Untersuchung der Fachhochschule Amberg. Zwar sind die verbrauchsgebundenen Kosten für das Pflanzenöl sehr hoch, aber dafür auch die Erlöse aus dem Stromverkauf, fasst Stefanie Mitterbauer vom Fachbereich Maschinenbau und Umwelttechnik zusammen. Die Wärmegestehungskosten für ein 40 kW-BHKW lagen mit 4,6 Cent je kWh deutlich unter der Standardvariante mit einem 280 kW Gasbrennwertkessel (5,17 Cent). Über Forschungsergebnisse zu Pflanzenöl- BHKWs berichtet Mitterbauer, dass sich 4 000 Jahresstunden Laufzeit im wärmegeführten Dauerbetrieb als ideal erwiesen hat. Unter Volllast wird der höchste Gesamtwirkungsgrad und der niedrigste Kraftstoffverbrauch in Gramm pro kWh erreicht, erläutert sie. Zum Thema Rapsöl-BHKW hat das Bayerische Landesamt für Umweltschutz eine kostenlose Informationsbroschüre herausgegeben, die im Internet unter www.bayern.de/lfu abgerufen werden kann. Fazit Als Alternative zu den steigenden Ölund Gaspreisen kommen für Schweinehalter derzeit vor allem Holz in Form von Hackschnitzeln oder Pflanzenöl als Treibstoff für Blockheizkraftwerke in Betracht. Gerade Fördermittel für Hackschnitzelheizungen und die Stromvergütung beim BHKW machen beide Varianten zur Zeit sehr lukrativ. Stroh und Getreide sind dagegen nicht nur von der Brenntechnik, sondern auch bei den Genehmigungsauflagen noch kritisch zu sehen. Allerdings lassen moderne Biomassekessel eine Kombination von Holz, Getreide und Strohpellets zu. Hinrich Neuman

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.