In Norwegen ist die Welt noch in Ordnung. Hier kann man mit 80 Sauen eine Familie ernähren und sogar einen Mitarbeiter beschäftigen. Die Sauen ferkeln frei ab, und alle Schweine haben Ringelschwänze. Also alles paletti?
Beileibe nicht! Hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. Den Politikern sind die Lebensmittelpreise und Subventionszahlungen an die Landwirtschaft zu hoch. Sie diskutieren deshalb bereits offen darüber, die Bestandsobergrenzen wieder abzuschaffen. Denn bekanntlich lässt sich in größeren Beständen Fleisch günstiger und professioneller produzieren.
Die Diskussion erstaunt. Läuft sie doch genau in die entgegengesetzte Richtung als in Deutschland, wo einige grüne Agrarpolitiker gerade die Einführung von Bestandsobergrenzen fordern.
Auch in puncto Tierwohl ist in Norwegen bei Weitem nicht alles Gold, was glänzt. Angeknabberte, blutige Schweineschwänze gibt es hier ebenfalls. Offizielle Zahlen wollte man bei unserem Besuch allerdings keine nennen. Von abmagerten Sauen mit offenen Schultern nach 35 Tagen Säugezeit ganz zu schweigen.
Was lehrt uns das? Der Fingerzeig auf Norwegen ist in Teilen gerechtfertigt, aber eben nicht in Gänze. In einem abgeschotteten Markt, bei subventionierten Preisen und mit einem hohen Gesundheitsstatus lässt sich vieles leichter realisieren. Doch die Ergebnisse lassen sich nicht 1 : 1 auf uns übertragen. Denn die deutschen Schweinehalter müssen sich nun mal dem weltweiten Wettbewerb stellen!