Fleischproduzent Tönnies steigt jetzt offensichtlich auch in den Viehhandel ein. Mitte März wurde die „Tönnies Livestock GmbH“ mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück gegründet. Als Geschäftsführer wurden Frank Duffe, der den Schlachtvieheinkauf bei Tönnies leitet, und Daniel Nottbrock berufen. Die neue GmbH soll Nutz- und Schlachtvieh vermarkten, handeln und transportieren. Man wolle dem Wunsch des Lebensmitteleinzelhandels und der Verarbeiter nach Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lebensmittelkette nachkommen, heißt es in einer Pressemitteilung. Marktkenner vermuten, dass es Tönnies in erster Linie um seine Rohstoffsicherung geht.
Der Konkurrenz, allen voran der Westfleisch, spuckt Tönnies damit kräftig in die Suppe. Zumal für die neue Vermarktungsorganisation der ehemalige Leiter der Westfleisch-Ferkelsparte, Heiner Strömer, und mindestens zwei weitere Mitarbeiter abgeworben wurden. Bleibt abzuwarten, ob mit Strömer auch ein Teil der wichtigsten Kunden, große ostdeutsche Sauenanlagen, mit zu Tönnies wechseln oder der Westfleisch treu bleiben.
Aber auch der private Viehhandel, auf den Tönnies bisher immer das hohe Lied gesungen hat, ist verunsichert, dass sich der bisher treue Abnehmer plötzlich selbst in der Schlachtvieh-Erfassung engagieren will.