Herr Brede, es wird viel über den Bau von Tierwohlställen geredet. Neubauten lassen sich entsprechend planen. Sind wir schon so weit, dass wir auch in Altställen mehr Tierwohl umsetzen können?
Brede: Nein, ein Bestandsgebäude zu verändern ist aus zweierlei Sicht schwierig. Erstens müssen die Genehmigungsbehörden für einen Umbau grünes Licht geben. Das ist aber in einigen Regionen gar nicht so einfach. Im Kreis Vechta oder Borken, wo die Viehdichte hoch ist, wird der Bau eines Außenauslaufs schwer zu realisieren sein. Ein Problem ist die hohe Vorbelastung. Bei uns in Hessen, wo weniger Schweine stehen, sind die Chancen besser. Einen Freifahrtschein gibt es trotz grüner Regierungsbeteiligung aber nicht.
Zweitens müssen Bestandsgebäude baulich stark verändert werden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, was möglich ist. Welche baulichen Eingriffe verträgt die Gebäudestatik? Welche Umbaumöglichkeiten bestehen im Hinblick auf das Güllesystem, die Lüftung etc.? Am Ende muss ich mir als Landwirt immer die Frage stellen, ob mein Stall auch nach dem Umbau überhaupt noch funktioniert.
Was muss der Gesetzgeber tun, damit künftig mehr Tierwohl auch in Bestandsgebäuden möglich ist?
Brede: Die Politik muss jetzt die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen. Sie muss sicherstellen, dass die Betriebsgenehmigung auch nach dem Umbau erhalten bleibt. Wenn das nicht zugesichert wird, wird kein Landwirt seine Altgebäude verändern.
Welche Schritte sind jetzt noch notwendig?
Brede: Die Landwirte und wir Berater müssen endlich wissen, was in Zukunft stallbautechnisch erlaubt ist und welche Vorgaben gelten. Entscheidend ist, dass wir endlich die Neufassung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung in trockene Tücher bekommen. Erst wenn die Verordnung verabschiedet ist, können wir Ställe mit mehr Tierwohl planen.
In diesem Zusammenhang ebenso wichtig ist aus meiner Sicht, dass Deutschland endlich ein verpflichtendes Tierwohllabel bekommt. So schaffen wir gleiche Rahmenbedingungen für alle und können die höheren Produktionskosten an die Abnehmer weitergeben, weil keiner mehr ausscheren kann.
Mit welchen Kosten rechnen Sie, und sind begleitende Fördermaßnahmen notwendig?
Brede: Die Mehrkosten für den Umbau hin zu mehr Tierwohl sind gewaltig. Die automatische Strohvorlage kostet bei 1500 Mastplätzen 25000 bis 30000 €. Ein planbefestigter und überdachter Außenauslauf schlägt mit 400 bis 500 € pro m2 zu Buche. Hinzu kommen Kosten für den Umbau der Lüftung, der Fütterung usw.