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Übergewichte kosten Sie bares Geld!

Lesezeit: 7 Minuten

Viele AutoFOM-Mäster verkaufen ihre Schweine zu schwer. Christa Niemann vom Deutschen Bauern­verband hat nachgerechnet, wie viel Geld sie dadurch verschenken.


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Kaum zu glauben: Jeder vierte über die Westfleisch vermarktete und nach AutoFOM klassifizierte Schlachtkörper wog im vergangenen Jahr mehr als 100 kg! Im Mittel lag das Schlachtgewicht bei satten 96,5 kg! Und auch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück erhöhten sich die mittleren Schlachtgewichte von 95,1 kg im vergangenen Jahr auf 95,7 kg in 2010.


Doch ist das vernünftig? Lohnt es sich für Mäster tatsächlich, die Schweine so schwer zu machen? Oder zahlen sie am Ende aufgrund der Gewichtsabzüge, der schlechteren Futterverwertung und der geringeren Umtriebe sogar noch drauf? Der Deutsche Bauernverband hat im Rahmen seines Schlachtabrechnungsvergleichs Ursachen und Auswirkungen der steigenden Schlachtgewichte unter die Lupe genommen.


AutoFOM-Schweine tendenziell schwerer


Tatsache ist, dass nach AutoFOM ­klassifizierte Schweine schon immer tendenziell schwerer waren als FOM-klassifizierte Tiere. Denn bei den meisten AutoFOM-Masken fehlen die Gewichtsgrenzen für das Schlachtgewicht. Es gibt nur Gewichtsbeschränkungen für die ­einzelnen Teilstücke. Und das macht es für viele Schweinemäster schwer, das richtige Schlachtgewicht für die eigenen Tiere zu bestimmen.


Darüber hinaus gibt es jedoch noch weitere Erklärungen dafür, warum die Schlachtschweine tendenziell immer schwerer werden:


Einzelne AutoFOM-Masken, zu denen auch die Westfleisch-Maske gehört (siehe Übersicht 1), bevorzugen überdurchschnittlich hohe Mastendgewichte. Denn diese Maske honoriert 16 bis 20 kg schwere Schinken mit den höchsten In-dexpunkten.


Außerdem gibt es keine Obergrenze bei den Bauchgewichten wie bei den meisten anderen AutoFOM-Abrechnungsmasken. Es gibt nur die Untergewichtsgrenze von 14 kg. Alle leichteren Bäuche werden mit erheblichen Abzügen bestraft. Leichte Schweine haben aber häufig leichte Bäuche mit einem hohen Bauchfleischanteil.


Gute Bäuche werdenhonoriert


Liegt nun beispielsweise bei einem Bauchfleischanteil von 53,5 % das Bauchgewicht unter 14 kg, so erzielt man bei 13,9 kg Bauch nur 0,7 Indexpunkte/kg bzw. maximal 9,73 Indexpunkte. Das gleiche Tier würde bei einem Bauchgewicht von 14 kg insgesamt 16,8 Indexpunkte erzielen. Das entspricht einem Unterschied von 7,07 Indexpunkten bzw. bei einem Basispreis von 1,40 €/kg SG einer Erlösdifferenz von 9,90 € pro Schwein.


Das heißt: Schwere, gute Bäuche sowie schwere Schinken werden von der Maske honoriert. Viele Betriebe müssen die Schweine für die Westfleischmaske daher schwerer machen, als dies bei anderen Abrechnungsmasken nötig und lukrativ wäre.


Bei hohen Futterkosten werden die Schweine tendenziell leichter verkauft. Im Vergleich zur Situation vor zwei Jahren sind die Futterkosten aber deutlich gesunken. Manche Mäster nehmen es daher mit der Kontrolle der Endgewichte nicht mehr so genau.


Die Tatsache, dass mit steigendem Endgewicht meist auch die Indexpunkte pro Tier ansteigen, verleitet viele Mäster dazu, die Schweine schwerer zu mästen. Dabei wird allerdings der Wirtschaftlichkeitsfaktor „Indexpunkte je kg SG“ außer Acht gelassen. Denn es zählen nicht allein die Indexpunkte je Tier, sondern auch die Indexwerte, die je kg Schlachtgewicht erreicht werden. Über 100 kg Schlachtgewicht sind die Indexpunkte je Kilogramm SG häufig schlechter als bei leichteren Schlachtkörpern.


Bei mittlerem bis niedrigem Preis-niveau mästen viele Landwirte ihre Schweine schwerer, um den Erlös pro Schwein zu erhöhen.


Abzüge und zusätzlich erhöhte Futterkosten


Was vielen nicht bewusst ist: Bei mehr als 20 kg Schinkengewicht sind die finanziellen Einbußen erheblich! Und hohe Mastendgewichte haben nun mal häufig zu schwere Schinken zur Folge. Wie hoch diese Abzüge ausfallen können, ist in Übersicht 2 am Beispiel der Westfleischmaske dargestellt.


Der Schinken des Schweines Nr. 2 wiegt 20,5 kg. Dadurch bekommt der Landwirt für das Tier bei der Abrechnung nach der Westfleisch-Maske nicht mehr die maximal möglichen 2,3 sondern nur noch 2,2 Indexpunkte. Bei 1,40 € Basispreis entspricht das einem Mindererlös von immerhin 1,26 €/Tier.


Doch nicht nur bei Westfleisch sondern auch bei einigen anderen Masken ist die Tendenz zu hohen Schlachtgewichten deutlich zu erkennen – selbst wenn schwere Schinken weniger honoriert werden. So erhält z. B. Tier 3 anstatt der 40,9 Indexpunkte der Westfleisch bei Tönnies nur 38,7 Indexpunkte.


Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn neben den maskenbedingten Abzügen fallen für die Übergewichte auch zusätzliche Futterkosten an. Denn im höheren Gewichtsbereich verschlechtert sich auch die Futterverwertung, weil der Erhaltungsbedarf der Tiere überproportional hoch ist. Hier sollte man bestenfalls eine Futterverwertung von 1 : 4 oder sogar noch schlechter unterstellen.


Bei Schwein Nr. 4 kommen beispielsweise zu den indexbedingten Abzügen, die den Erlös um 4,48 € schmälern, noch die um 6,73 € höheren Futterkosten hinzu. Der Gesamtschaden beläuft sich daher auf 11,21 € je Tier. Wobei die verminderten Umtriebe pro Jahr bei der Berechnung noch nicht berücksichtigt wurden.


Streuung der Gewichte ist entscheidend


Wer Gewichtsabschläge und den Verlust von Indexpunkten vermeiden will, sollte an mehreren Punkten ansetzen:


Zunächst einmal muss der Mäster prüfen, ob die von seinem Vermarkter verwendete Maske überhaupt zum eigenen Tiermaterial passt.


In diesem Zusammenhang muss auch das verwendete Fütterungsverfahren berücksichtigt werden. Ist beispielsweise der Bauchfleischanteil der Schwachpunkt, werden die Ergebnisse noch schlechter, wenn man die tägliche Futtermenge gegen Mastende nicht begrenzen kann. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass hier schnell 1 bis 2 % Bauchfleischanteil drin sind. Verlangt dann auch noch die ­Abrechnungsmaske nach hohen Bauchfleischanteilen, schneiden diese Betriebe am Ende noch schlechter ab.


Um die Sortierverluste erfolgreich reduzieren zu können, muss das betriebsindividuelle, optimale Mastendgewicht bestimmt werden. Das gelingt aber nur durch Auswertung von Einzeltierdaten. Als Ergebnis wird ein Gewichtskorridor angegeben, in dem die Schweine den optimalen Erlös erzielen. Denn das durchschnittliche Schlachtgewicht lässt nur bedingt einen Rückschluss darauf zu, wie gut die Schweine sortiert wurden. Viel entscheidender ist die Streuung der Schweine innerhalb der Partie.


Übersicht 3 zeigt beispielhaft die Verteilung aller im Rahmen des DBV-Schlachtabrechungsvergleichs im Jahr 2009 ausgewerteten Schweine. Danach wurden 59,5 % aller Schlachtkörper 90 bis 100 kg SG schwer. Leichter als 90 kg SG waren 18,5 % und schwerer als 100 kg SG 22,0 % aller analysierten Schweine.


Auf einzelbetrieblicher Ebene fällt das Ergebnis jedoch meist viel extremer aus. Es gibt Betriebe, bei denen mehr als 30 % aller vermarkteten Schweine im Über- oder Untergewichtsbereich landen!


Außerdem sollte der Mäster noch stärker darauf achten, nur einheitliches und gesundes Tiermaterial einzustallen. Gerade bei der AutoFOM-Klassifizierung ist es ratsam, möglichst wenige bzw. im Idealfall nur eine einzige Genetik zu verwenden. Denn sobald unterschiedliche Herkünfte in einem Durchgang gemästet werden, wird es am Ende der Mast immer schwieriger, die Schlachtschweine vor dem Verkauf für die jeweilige Makse passend zu sortieren. Nur so lassen sich zu hohe Sortierverluste vermeiden.


Wir fassen zusammen


Der Trend zu höheren Schlachtgewichten hält an, gerade bei der AutoFOM-Vermarktung. Das liegt zum Teil daran, dass einzelne Masken schwerere Teilstücke bevorzugen. Viele Mäster widmen der Kontrolle der Endgewichte nach dem Senken der Futterpreise aber auch nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit. Sie wiegen nicht mehr regelmäßig und verschenken dadurch bares Geld – sowohl durch erhöhte Sortierverluste als auch durch die schlechtere Futterverwertung der Tiere gegen Mastende.


Jeder Mäster sollte daher im Rahmen der Abrechungskontrolle ganz kritisch prüfen, ob die Maske seines Vermarkters auch wirklich optimal zu den eigenen Schweinen passt. Zudem ist es ratsam, nur einheitliches, gesundes Tiermaterial einzustallen und nach Mastende anhand von Einzeltierdaten den optimalen Korridor für das einzelbetriebliche Mastendgewicht bestimmen zu lassen. Der Deutsche Bauernverband bietet mit seinem regelmäßigen Abrechnungsvergleich für Schlachtschweine das dafür notwendige Instrument an.-lh-

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