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USA: Fette Schweine, fette Gewinne

Lesezeit: 6 Minuten

Für die US-Schweinehalter läuft es nach zwei Krisenjahren finanziell wieder rund. Ob der Boom auch im nächsten Jahr weitergeht, hängt von mehreren Faktoren ab.


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Das Jahr 2014 wird für die meisten US-Schweinefarmer unvergesslich bleiben. Hohe Ferkel- und Schweinepreise, sinkende Futterkosten, billige Energie, keine rechtlichen Vor-gaben in puncto Tierhaltung und dazu Politiker, die staatliche Tierwohl-Reglementierungen strikt ablehnen: Schweinehaltung war in diesem Jahr für viele US-Farmer wie ein Sechser im Lotto.


Rekordpreise im Frühjahr:

„Uns geht‘s gut“, bestätigt Farmer O.R. Blizzard Jr. Der Mann, dessen mächtiger Pick-up-Truck etwa einen Kopf größer ist als er selbst, bewirtschaftet 21 000 Mastplätze im US-amerikanischen Bundesstaat North Carolina. „Besonders das Frühjahr war klasse. Im März/April haben wir über 60 US-Dollar – knapp 50 € – Unternehmergewinn pro Schwein gemacht“, grinst der Farmer zufrieden. Sinkende Futterkosten und niedrige Ferkeleinstandspreise im Herbst 2013 waren die beiden Erfolgsgaranten. Auch die Folgemonate füllten die Kassen, die gute Barbecue-Saison (Grillsaison) hat den Markt beflügelt.


Nur im Spätsommer schwächelten die Mastschweinenotierungen kurzfristig, wie Übersicht 1 zeigt. Weil parallel dazu der Ferkelpreis die Marke von 100 € pro 22 kg-Tier knackte, schrieben die Schweinemäster wenige Wochen rote Zahlen. Doch bereits im September und in den Folgemonaten entspannte sich die Situation wieder, sodass die Mäster rasch in die Gewinnzone zurückkehrten.


Beim National Pork Board, der wichtigsten amerikanischen Interessenvertretung für Schweinehalter, rechnet man auch im nächsten Jahr mit Profiten. Wir erwarten durchweg gute Erlöse, heißt es dort. Dass es wieder ein Rekordjahr wird, darauf wollen sich die Experten derzeit aber nicht fest-legen. Sie verweisen stattdessen auf die Börsenkurse, und diese schwanken für das Jahr 2015 zwischen 1,50 und 1,70 € je kg Schlachtgewicht.


Auch das amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA prognostiziert anhaltend gute Erlöse für die US-Farmer. Als Gründe werden die weiterhin nachgebenden Futterkosten, der anziehende Inlandsverbrauch, steigende Exporte sowie höhere Schlachtgewichte genannt. Mit Rekordpreisen wie in diesem Jahr rechnen die Experten aus dem US-Agrarressort momentan allerdings nicht. Sie verweisen auf das steigende Schweinefleischangebot, dieses wird laut USDA-Prognose im Jahr 2015 um satte 5,1 % größer ausfallen.


Knappes Ferkelangebot:

Hundertprozentig festlegen will man sich aber auch beim USDA nicht. Es könnte durchaus der Fall eintreten, dass die Preise noch einmal durch die Decke schießen. Denn vier Faktoren beeinflussen die Preisentwicklung am US-Markt auch in den nächsten Monaten maßgeblich:


  • Die anhaltenden Probleme mit dem PED-Virus,
  • das sogenannte COOL-Gesetz,
  • der florierende Export und
  • das geringe Rindfleischangebot.


PED, ausgelöst durch Coronaviren, führt zu hohen Tierverlusten. Landesweit sind bereits 9 Mio. Ferkel verendet! Die Tiere bekommen massiven, wässrigen Durchfall, weil die Epithelzellen im Dünndarm absterben. Ferkel unter zwei Wochen Alter haben fast keine Überlebenschancen, ältere Tiere kümmern und bleiben zeitlebens im Wachstum zurück. Zudem ist das Rückfallrisiko hoch, denn infizierte Herden bauen keinen hundertprozentigen Immunschutz auf. In betroffenen Beständen kann das Virus also auch längerfristig Probleme bereiten. Farmer, die das Virus im Bestand haben, trifft es gleich doppelt hart: Sie beklagen hohe Tierverluste, und von den sehr guten Preisen profitieren sie auch nicht.


Ihren diesjährigen Höhepunkt erreichte die PED-Problematik zwischen Januar und Mai. Wie Übersicht 2 auf Seite S 16 zeigt, traten jede Woche 150 bis 300 neue Fälle auf. Uneins ist man sich darüber, ob die Zahl der Neuinfektionen in diesem Winter ähnlich hoch sein wird. Während viele Farmer eine zweite PED-Welle befürchten, sehen andere Fachleute die Situation weniger dramatisch. Sie verweisen darauf, dass die Tierhalter im Umgang mit der Seuche inzwischen gut geschult sind. „Vor allem die Mitarbeiter in den Farmen wissen jetzt, wie sie sich verhalten müssen“, so Steve Smith von TDM-Farms. TDM hält rund 25 000 Sauen und gehört den Brüdern Tommy, David und Mark Herring.


Zudem hoffen die Farmer, dass die Industrie endlich geeignete Medikamente entwickelt. Doch das ist schwieriger als gedacht. Derzeit testet man zwar einen Impfstoff, bei dem die tragenden Sauen zweimal mit abgetötetem Virusmaterial geimpft werden. Ob die Wirkung aber ausreicht, um die Seuche unter Kontrolle zu bringen, bezweifeln Fachleute. Sollte in diesem Winter eine weitere PED-Welle durchs Land rollen, dürfte der US-Markt auch im Jahr 2015 phasenweise äußerst knapp mit Ferkeln versorgt sein, schätzen Marktexperten.


Amis schotten sich ab.

Für weiterhin gute Preise spricht auch, dass die Amerikaner ihren Heimatmarkt trotz massiver Kritik aus Kanada und Mexiko weiter abschotten. Ein Beispiel ist das 2009 verabschiedete COOL-Gesetz (Country of Origin Labeling). Dieses verpflichtet die Branche, bei frischen Fleischprodukten mittels Aufkleber kenntlich zu machen, woher die Ware stammt.


Das hat für die Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe zur Folge, dass sie die Mastschweine, die als Ferkel z. B. aus Kanada importiert wurden, getrennt schlachten und verarbeiten müssen. Dagegen wehren sich die Unternehmen, weil damit höhere Kosten und mehr Bürokratie einhergehen. In der Folge sind die Ferkelimporte aus Kanada deutlich zurückgegangen. Und selbst von Sanktionsandrohungen der Welthandelsorganisation (WTO) scheint sich die amerikanische Regierung nicht beeindrucken zu lassen, sie beharrt weiter auf den US-Regeln zur Ursprungskennzeichnung und hält damit die Preise für die heimischen Farmer künstlich hoch.


Gleichzeitig stützt der florierende Export die amerikanischen Notierungen. Für das kommende Jahr rechnet man mit einer Steigerung der Ausfuhrmenge um 2,6 % auf mehr als 2,4 Mio. t Schweinefleisch. China steht dabei im Fokus der Exportaktivitäten. Aber auch Russland soll trotz der offiziellen Handelssperre weiterhin erhebliche Mengen Schweinefleisch aus den USA importieren. Die Amerikaner haben Mittel und Wege gefunden, Fleisch auf Umwegen nach Russland zu liefern, behaupten Kenner der Branche.


Rotfleischangebot bricht weg.

Nach Einschätzung der Amerikaner wird auch der starke Rückgang der Rindviehbestände den Schweinefleischmarkt nachhaltig beflügeln. Das Aufkommen an Rindfleisch ist in diesem Jahr um mehr als 6 % gesunken, die Zahl der Rinder landesweit erstmals unter die Marke von 100 Mio. Stück gefallen. Das ist der niedrigste Bestand seit 1951.


Die Ursache sind Dürreschäden aufgrund von Trockenheit, insbesondere in Texas. Zehntausende Rinder mussten wegen Futtermangel vorzeitig geschlachtet werden. Von dieser Situa-tion profitieren die Schweinefarmer, weil der Handel in nicht unerheblicher Größenordnung Rind- durch Schweinefleisch ersetzen muss. So sind z. B. Minischnitzel vom Schwein in den USA derzeit ein Renner. Aber auch der Absatz von Bacon, Hot Dogs und Rippchen zog zuletzt spürbar an.


Der Versorgungsengpass beim Fleisch und die ohnehin geringen Fleischvor-räte in den USA (siehe Übersicht 3) haben mittlerweile zu einer deutlichen Erhöhung der Schlachtgewichte auf etwa 100 kg geführt. „Unsere Abnehmer suchen händeringend Ware“, be-richtet Marc Daughtry von Prestage Farms. Mit 170 000 Sauen ist Prestage die Nr. 5 auf der Liste der 25 größten amerikanischen Sauenhalter. Daughtry betreut im Unternehmen gut 40 000 Sauen!


Der Manager kann es sich derzeit sogar erlauben, alle Schweine eines Mastdurchganges an einem einzigen Tag zu verladen. Was derzeit zählt, ist, dass die Schlachter Schweine bekommen. „Wir müssen unsere Tiere nicht einmal mehr sortieren und gewichts-bedingte Abzüge gibt es bei uns auch nicht“, schildert Daughtry die für ihn und viele US-Farmer äußerst lukrative Marktsituation.Marcus Arden

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