Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hat sich in den USA über die Trends am Soja-Markt informiert. top agrar sprach mit Christian Schulze Bremer und Dirk Schulze Tenkhoff.
top agrar: Sie haben in den USA mit Soja-Anbauern und Vermarktern diskutiert. Wie ist die Stimmung?
Schulze Bremer: Die wirtschaftliche Situation der Soja-Farmer ist momentan sehr gut. Aufgrund der hohen Soja-Preise haben die Betriebe in den letzten Jahren gut verdient. Zudem haben neue GVO-Sojasorten die Erträge spürbar gesteigert. Für einen zukunftsfähigen Familienbetrieb sieht man aber 800 ha Ackerfläche als Mindestgröße.
top agrar: Wie sehen die Farmer den zunehmenden Anbau von GVO-Soja?
Schulze Tenkhoff: Die Landwirte stehen der Gentechnik positiv gegenüber. Vor allem beim Sojaanbau bringen die neuen Roundup-resistenten Sorten große Vorteile. So ist der Pflanzenschutz deutlich einfacher und günstiger. Und die genveränderten Pflanzen eignen sich gut zum pfluglosen Anbau. Zudem reifen die GVO-Sorten schneller ab und bringen bis zu 30 % Mehrertrag! Es wundert daher nicht, dass neue Sorten bereits in ein bis zwei Jahren den Markt erobern.
top agrar: Gibt es auch Nachteile?
Schulze Bremer: Hauptnachteil ist das extrem teure GVO-Saatgut. Der Mehrpreis entspricht in etwa den Einsparungen beim Pflanzenschutz. Unter dem Strich bleibt den Farmern aber der höhere Ertrag. Als weiteren Nachteil sehen die Bauern die große Abhängigkeit von Monsanto. Der Saatgutriese kontrolliert beim Soja praktisch allein den Markt. Vereinzelt gibt es in den Sojabeständen auch Probleme durch den Aufschlag von Roundup-resistentem Mais, der nicht bekämpft werden kann.
top agrar: Welche Bedeutung hat der Anbau von genfreiem Soja?
Schulze Tenkhoff: Nicht-GVO-Soja hat in den USA nur noch etwa 8 % Marktanteil. Die Farmer müssten für Gentechnik-freies Soja aufgrund der Nachteile beim Anbau rund 5 €/dt mehr erlösen. Durchsetzbar sind momentan aber nur etwa 3 € Zuschlag. Zudem fürchten viele die Einschleppung von GVO-Soja, wodurch der Mehrerlös für Nicht-GVO-Pflanzen verloren geht. Der Anteil Gentechnik-freier Bestände dürfte daher weiter schrumpfen.
top agrar: Warum ist die Nulltoleranz für GVO-Pflanzen ohne EU-Zulassung so schwer einzuhalten?
Schulze Bremer: Das Problem sind die riesigen Sammel- und Umschlagstationen. Hier werden in der Ernte bis zu 800 LKWs am Tag entleert. Zudem verfügen die Terminals nicht über separate Förder- und Lagerkapazitäten für EU-Soja. Aufgrund der sensiblen Analysen reicht bereits eine Verschleppung durch Staub aus, damit eine Charge in Europa positiv beprobt wird. Im Prinzip wären separate Sammelstationen für EU-Soja notwendig. Das ist aber zu teuer.
top agrar: Heißt das, der EU-Markt ist für die USA weniger wichtig?
Schulze Tenkhoff: Europa ist für die USA ein wichtiger Basismarkt. Wir stehen aber zunehmend im Schatten der rasanten Entwicklung in China. Mit knapp 40 Mio. t importiert die Volksrepublik inzwischen mehr als dreimal soviel Sojaschrot wie alle EU-27-Staaten zusammen. Eine Sonderbehandlung sollte Europa deshalb von den US-Sojahändlern nicht erwarten. Umso wichtiger ist, dass Brüssel jetzt handelt. Die Nulltoleranz muss aufgehoben, und die Zulassung neuer Sorten muss beschleunigt werden.
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