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Bietet die konventionelle Schweineproduktion künftig die besten Chancen? Lohnt es, auf Label- oder Öko-produktion umzusteigen? Stefan Leuer und Christian Wucherpfennig, LWK NRW, geben Antworten. - Konventionell, Label oder Öko?

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Schweinehalter stellen sich angesichts der anhaltenden Diskussionen um die Tierhaltung die Frage, wie sie ihre Schweine in Zukunft halten sollen und mit welcher Produk-tionsausrichtung sie ihre Zukunft am besten sichern können.


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  • Genügt die konventionelle Haltung, die dem gesetzlichen Standard entspricht?
  • Ist die Labelproduktion (höhere Tierwohlstandards) künftig das Mittel der Wahl?
  • Welche Chancen bietet die Produk-tion nach EU-Ökoverordnung?


Im folgenden Artikel wird zunächst der Frage nachgegangen, was die Tierhaltung bei konventioneller Haltung (Variante A), unter Berücksichtigung von mehr Tierwohl/Labelproduktion (Variante B) bzw. bei der Produktion nach EU-Ökoverordnung (Variante C) kostet. Hierbei wird grundsätzlich mit Bruttokosten gerechnet. Im Anschluss daran werden die Absatzchancen der so erzeugten Tiere bewertet.


Die wesentlichen Anforderungen in den drei Haltungsformen sind in Übersicht 1 dargestellt. Variante B ist auf Basis der Kriterien der Initiative Tierwohl gerechnet worden und umfasst mehr Platz, die Bereitstellung von Raufutter, eine Abdeckung der Ferkelnester in der Abferkel- und Ferkelaufzuchtbucht sowie die Verfügbarkeit von Scheuermöglichkeiten und strukturierten Buchten. Für die Ökoschweinehaltung gelten die Vorgaben gemäß EU-Ökoverordnung.


Resultierend aus den unterschied-lichen Anforderungen ergeben sich für einen durchschnittlichen Betrieb bezogen auf ein 7- bzw. 11 kg-Absetzferkel verschiedene Produktionskosten (siehe Übersicht 2 auf Seite S 22).


In Variante B (Label/mehr Tierwohl) verteuern steigende Kosten für den Einsatz von Raufutter und Nestbaumate-rial, das um 40 % höhere Platzangebot im Wartestall sowie steigende Arbeitskosten durch den erhöhten Kontrollaufwand die Produktion eines Absatzferkels um 2 € gegenüber der konventionellen Produktion. Außerdem spielt die niedrigere Zahl der abgesetzten Ferkel pro Sau und Jahr eine Rolle.


Ökoferkel doppelt so teuer:

In der ökologischen Schweinehaltung schlagen deutlich höhere Futterkosten zu Buche. Aufgrund der 40-tägigen Säugezeit liegt der Futterverbrauch erheblich über dem Niveau von Variante A (Konventinell) und B (Label), aber auch das Ökofutter selbst ist teurer als konventionelle Handelsware. Höhere Gebäude- sowie steigende Arbeitskosten führen dazu, dass die Produktion eines 11 kg-Absetzferkels in der ökolo-gischen Schweinehaltung 91 € kostet.


In der Ferkelaufzucht sind die Kostenunterschiede zwischen den drei Varianten weniger extrem (siehe Übersicht 3 Seite S 22). In der Labelproduk-tion führt der höhere Platzbedarf im Flatdeck zu steigenden Gebäudekosten. Zudem fallen Kosten für die Raufutterraufen an. Zusätzliche Arbeitsstunden für die Raufuttervorlage führen schließlich dazu, dass die Produktionskosten auf ca. 29 € je Ferkel steigen.


In der Ökohaltung liegen die Kosten um weitere 10 € je Ferkel höher. Dies liegt hauptsächlich an den zusätzlichen Kosten für mehr Platz und Raufutter. Der Kostenabstand wäre sicherlich noch höher, wenn die Ökoferkel ebenfalls mit 7 kg in den Ferkelaufzuchtstall eingestallt würden.


Die Rangierung setzt sich auch in der Mast fort (siehe Übersicht 4). In Variante B (Label) liegen allein die Gebäudekosten um 4 € höher als in Variante A (Konventinell). Der um 0,3 m2 bzw. plus 40 % je Tier höhere Platzbedarf kostet Geld, sodass die Produktionskosten unter dem Strich auf 113 € steigen. In der Ökohaltung liegen die Gesamtkosten bei 206 € je Mastschwein, wobei mit 140 € der höchste Anteil auf die deutlich höheren Futterkosten entfällt. Zudem treiben steigende Gebäude- und Arbeitskosten die Kosten in die Höhe.


Bezogen auf die gesamte Produktionskette liegen die Kosten für ein in der konventionellen Haltung erzeugtes Schwein bei 174 € und bei 184 €, wenn der Tierwohlstandard steigt. Mit 336 € deutlich teurer sind Ökoschweine.


Label: 1,80 € je kg wären nötig.

Rechnet man die Kosten je produziertem Tier auf 96 kg Schlachtgewicht (SG) um, betragen die Gesamtkosten 1,81 € brutto je kg SG bei der Produktion nach gesetzlichem Standard und 1,92 € brutto pro kg bei Umsetzung von mehr Tierwohl. In der ökologischen Erzeugung sind es 3,51 € brutto je kg SG. Um die Kosten wieder einzuspielen, sind auf Dauer folgende Nettoerlöse je kg Schlachtgewicht nötig:


  • Konventionell: 1,67 € je kg SG,
  • Label/mehr Tierwohl: 1,78 € je kg SG,
  • Öko: 3,21 € je kg SG.


Inwieweit die erforderlichen Notierungen künftig erreicht werden, kann niemand sicher vorhersagen, weil zum Beispiel Sondereffekte den Schweinemarkt immer wieder beeinflussen. Betrachtet man aber die Marktentwicklung in den letzten Jahren, fällt auf, dass es immer wieder längere Phasen gab, in denen die Produktionskosten selbst bei konventioneller Wirtschaftsweise nicht gedeckt wurden.


Wie in Übersicht 5 dargestellt, lagen die Erlöse phasenweise sehr deutlich unter den Produktionskosten (gelbe Linie). Bei konventioneller Wirtschaftsweise kommt es also auch in Zukunft darauf an, hohe Leistungen bei möglichst geringen Kosten zu erreichen. Nur so lassen sich auch längere Preistäler überbrücken.


Höhere Produktionskosten (orange Line) durch zusätzliche Tierwohlmaßnahmen können die finanzielle Situation noch verschärfen. Der Einstieg in die „Tierwohlproduktion“ rechnet sich also nur dann, wenn die entsprechenden Mehrkosten dauerhaft über einen Tierwohlbonus ausgeglichen werden. Nur so wird die Wettbewerbsgleichheit zum gesetzlichen Standard wieder hergestellt.


In der ökologischen Schweinehaltung ist die Situation im Grunde genommen ähnlich. Auch hier gab es immer wieder Marktphasen, in denen die Kosten nicht gedeckt wurden (rote Linie). Auffällig ist aber, dass die Preise weniger stark schwanken, was vor allem an der geringeren Exportabhängigkeit liegt. Zu bedenken ist auch, dass ein Teil der Ökoschweine außerhalb der Notierung direkt vermarktet werden. In der Ökoschweinehaltung wird derjenige erfolgreich sein, der über gute Absatzkanäle und eine langfristige Preissicherung mit mehrjährigen Lieferverträgen verfügt.

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