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Weniger verletzte Schweineschwänze

Lesezeit: 5 Minuten

Seit Anfang 2014 testet Jens Werner die automatische Raufuttergabe über das Rohrkettensystem „EasyPlay“.


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Kann die automatisierte Gabe von Raufutter dazu beitragen, das Risiko von Schwanznekrosen und -verletzungen zu reduzieren? Das wollte Junglandwirt Jens Werner herausfinden und installierte Anfang 2014 das Beschäftigungs-System „EasyPlay“ der Firma Witte­-Lastrup in seinem 2 000er-Maststall im niedersächsischen Bösel.


Genauer gesagt stattete er für den Test eines der vier 500er-Abteile mit dem System aus. Und hier sind es auch nur die Hälfte der 20 Buchten, um die andere Hälfte als Kontrollgruppe unter gleichen Bedingungen nutzen zu können. Bei „EasyPlay“ handelt es sich um eine Rohrkettenanlage, die automatisch Raufutter zu separaten Trögen in den Buchten befördert.


Die Antriebsmaschine und den 300 l- Vorratsbehälter brachte Jens Werner in einem kleinen Raum seines Maststalles unter. Eine spezielle Kette nimmt das Raufutter auf und transportiert es zu Pneumatik-Ventilen. Öffnen die Ventile, gelangt das Raufutter über ein Fallrohr in einen Futtertrog. Dieser ist so geformt, dass möglichst wenig Rau­futter herausspringt.


Pellets und Trockenschnitzel:

Während der ersten beiden Mastdurchgänge probierte Jens Werner ein Gemisch aus Strohpellets und sehr klein gehäckseltem Stroh aus. Dieses sogenannte „Strohfix“ ist entstaubt und enthält Halme, die höchstens 4 cm lang sind. Es darf maximal ein Viertel des Volumens des Raufutter-Mix ausmachen.


Im dritten Mastdurchgang setzte Jens Werner Luzernepellets ein, die er für rund 26 €/dt aus Bayern zukaufte. Diese fraßen die Schweine lieber als die Strohpellets, so seine Beobachtung.


Noch besser nehmen seine Tiere aber die grob gemahlenen Trockenschnitzel auf, die er derzeit anbietet. „Das liegt wohl daran, dass sie im Vergleich zu den Stroh- und Luzernepellets recht süß sind“, vermutet Jens Werner. Die Trockenschnitzel kauft er als abgesackte Ware für 25 bis 28 €/dt von seinem Misch­futterhersteller zu.


Bestimmte Raufutter-Zeiten:

Der 23-jährige Landwirt lässt seine Schweine derzeit von 8 bis 11 Uhr und von 12 bis 20 Uhr automatisch mit Raufutter versorgen. Die Mittagspause von 11 bis 12 Uhr sei wichtig, damit der Trog komplett leer wird. Denn am Vormittag sind die Tiere weniger aktiv als am Nachmittag, so die Erfahrung von Jens Werner.


Sind die Mastläufer frisch eingestallt, erhalten sie innerhalb dieser „Raufutter­Zeiten“ jede halbe Stunde ihre Portion. Nach einigen Tagen verkürzt Jens Werner den Abstand auf 20 Minuten. Sind die Tiere 50 bis 60 kg schwer, fressen sie mehr und erhalten bis Mast­ende sogar alle 10 Minuten frisches Raufutter.


Jens Werner hat die Steuerung so eingestellt, dass alle Ventile erst dann gleichzeitig öffnen, wenn das Rohr komplett vollgelaufen ist. Durch das Klappern der Pellets im Trog wissen die Schweine sofort, dass wieder frisches Raufutter vorhanden ist. Die ausdosierte Menge ist jedoch gering, sodass letztlich jedes Schwein pro Tag 30 bis 50 g Pellets bzw. derzeit 60 bis 70 g Trockenschnitzel frisst. Zu Testbeginn habe er den Schweinen mehr gegeben, die Restmengen im Trog wurden aber schnell langweilig für die Tiere, so Jens Werner. „Am besten ist, in kurzen Abständen kleine Mengen auszudosieren“, weiß der Schweinehalter inzwischen.


Er hat beobachtet, dass das dann auch entspannter für die Schweine ist. Denn rangniedere Tiere lernen schnell, dass sie später am Tag auch noch zum Zuge kommen und sich ihre Menge abholen können. So halten sich auch die Futterverluste in Grenzen.


Bislang läuft die Anlage störungsfrei. Auch Probleme bei seinem Gülle­-Wechsel­stausystem mit Schiebern konnte Jens Werner nicht feststellen. Seine einzige Arbeit besteht darin, alle drei Tage den Vorratsbehälter zu befüllen und ab und an einen verdreckten Trog auszukratzen.


Verschiedene Erfahrungen:

In puncto Schwanzverletzungen ließ Jens Werner die kupierten Schwänze seiner Schweine bonitieren. Dr. Gerald Otto, Tierschutzbeauftragter bei der Goldschmaus-Gruppe – an sie liefert Jens Werner seine Schweine – wertet die Daten aus.


In den ersten beiden Durchgängen mit Strohpellets wurde bei 430 von 510 Versuchstieren keine Schwanzverletzung bzw. Schwanz­nekrose festgestellt (Bonitur 0, siehe Übersicht). Das entsprach einem Anteil von rund 85 %. In der Kontrollgruppe wurden lediglich 76 % der Schweineschwänze mit 0 bonitiert. In puncto Tageszunahmen und Schlachtleistungen gab es übrigens zwischen den Versuchs- und Kontrolltieren keine wesentlichen Unterschiede.


Im dritten Durchgang mit den Luzernepellets zeigte sich ein anderes Bild: In zwei Testbuchten trat ein deutliches Beißgeschehen auf, während es in der Kontrollgruppe überwiegend ruhig blieb. Insgesamt hatten also die Versuchstiere relativ gesehen mehr Schwanz­verletzungen als die Kontrolltiere. Was dafür die Ursache gewesen ist, können sich Jens Werner und Dr. Gerald Otto nicht erklären. Dass es mit dem Wechsel von Stroh- auf Luzerne zusammenhängt, schließen sie jedoch aus.


„Das zeigt, dass auch EasyPlay kein Allheilmittel gegen Schwanzbeißen unter den Schweinen ist“, betont Jens Werner. „Nach wie vor ist Voraussetzung, dass an anderen Stellen, z. B. bei der Lüftung, keine groben Fehler passieren.“


Im letzten Durchgang hat der Junglandwirt auch 60 Schweine mit unkupierten Schwänzen aufgestallt. Im Maststall lief mit den „Langschwänzen“ alles glatt. Allerdings gab es in der Ferkelaufzucht ein paar Probleme, sodass er hier bereits 10 bis 15 % der Ferkel wegen Schwanz­beißen ausstallen musste.


Alles in allem ist Jens Werner vom automatischen Raufuttergabe-System überzeugt. Trotz der Investitionskosten in Höhe von 9 bis 10 € je Mastplatz will er es für alle Abteile nachrüsten. Einen Teil der Investitionssumme kann er immerhin über den Bonus der Initiative Tierwohl ausgleichen.

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