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Wir produzieren zu teuer!

Lesezeit: 7 Minuten

Wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Schweineproduktion? Wo liegen unsere Stärken und Schwächen im Vergleich zu unseren Wettbewerbern in Europa und Übersee? Und welche Konsequenzen hätte eine einseitige Verschärfung der Haltungsauflagen in Deutschland? Diese Fragen stellen sich im Moment viele Landwirte angesichts der bevorstehenden Überarbeitung der Schweinehaltungsverordnung. Anlass genug, die Leistungsfähigkeit und die Produktionskosten der wichtigsten Schweineproduzenten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn machen wir uns nichts vor: Der EU-Schweinefleischmarkt ist ein Überschussmarkt, dessen Selbstversorgungsgrad derzeit bei rund 108% liegt. Und angesichts dieses Überangebots entscheiden neben der Qualität insbesondere die Produktionskosten darüber, wer im internationalen Wettbewerb künftig das Rennen macht. Irland und Spanien im vorderen Feld Wer in puncto Produktionskosten die Nase vorn hat, verdeutlicht eine aktuelle Studie des Landesausschuss für Schweineproduktion in Dänemark (Landesudvalget for Svin). Der Ausschuss, eine gemeinsame Organisation der dänischen Schlachtereien und Schweineerzeuger, verfolgt seit Jahren die Kosten der Schweineproduktion in Dänemark und bei den wichtigsten Wettbewerbern. Das Ergebnis der Untersuchung, die auf den Daten des Kalenderjahres 2002 basiert, ist in Übersicht 1 dargestellt. Danach führt Kanada mit Produktionskosten in Höhe von nur 1,07 E/kg Schlachtgewicht (SG) klar das Feld an. Eigentlich hätte Brasilien dieser Platz gebührt (siehe top agrar 8/2004, Seite S 4). Aufgrund unvollständiger Daten konnten die Südamerikaner im vorliegenden Vergleich jedoch nicht berücksichtigt werden. Auf Platz zwei rangiert dann Irland mit 1,21 E/kg SG, dicht gefolgt von den USA mit 1,22 E/kg SG sowie Spanien. Dänemark, Frankreich und die Niederlande bewegen sich im Mittelfeld. Hier kostet die Produktion von 1 kg Schweinefleisch (Schlachtgewicht) im Schnitt 1,38 E. Schweden, Deutschland und Ungarn dagegen fallen mit 1,44 bis 1,46 E/kg SG zurück ins hintere Drittel. Und das Schlusslicht bildet Großbritannien mit 1,61 E/kg Schlachtgewicht. Amerikaner profitieren von niedrigen Futterkosten Wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Länder liegen, wird deutlich, wenn man die einzelnen Kostenpositionen im Detail vergleicht. Den größten Brocken machen mit Abstand die Futterkosten aus, wie Übersicht 1 verdeutlicht. Darüber hinaus haben aber auch die biologischen Leistungen einen entscheidenden Einfluss. Als Kenngrößen für die Leistungsfähigkeit wurden in der vorliegenden Untersuchung die pro Sau und Jahr erzeugten Mastschweine und die Futterverwertung herangezogen und miteinander verglichen (siehe Übersicht 2). Um die Futterverwertung trotz der länderspezifischen Endgewichte gegenüberstellen zu können, wurde lediglich der Mastabschnitt von 30 bis 100 kg LG berücksichtigt. Das Ergebnis dieses Vergleichs lässt sich wie folgt kommentieren: Kanada und die USA profitieren von den niedrigen Futtermittelpreisen in beiden Ländern. Das hat zur Folge, dass hier trotz ungünstiger Futterverwertung (1 : 3,05) unter dem Strich die niedrigsten Futterkosten anfallen. Auch bei den Gebäude- und Arbeitskosten schneiden beide Länder nicht schlecht ab. Dabei ist das Potenzial zur Senkung der Fixkosten insbesondere in den USA wegen der vergleichsweise geringen Zahl an Schlachtschweinen (18,0) pro Sau und Jahr noch nicht einmal ausgeschöpft. Innerhalb Europas weisen Irland und Spanien die niedrigsten Produktionskosten auf. Auffallend ist, dass in beiden Ländern die Kosten für Stall (16,15 E je 100 kg SG) und Arbeit (13,46 E) noch unter dem Niveau in den USA liegen. Hier profitieren die Schweinehalter offensichtlich von einfachen Baukonstruktionen bzw. günstigen klimatischen Bedingungen. In Irland wirkt sich zudem die überdurchschnittlich gute Produktivität in der Ferkelerzeugung (21,9 Schlachtschweine/ Sau/Jahr) und in der Mast (FVW 1 : 2,76) Kosten dämpfend aus. Holland und Dänemark mit Top-Leistungen Noch bessere Leistungen erreichen die Schweinehalter in Holland und Dänemark. Auf diese Weise gelingt es ihnen, einen Teil der hohen Löhne und Gebäudekosten wieder auszugleichen. In den Niederlanden liegen beispielsweise die Futterkosten je kg Schlachtgewicht dank der sehr guten Futterverwertung von 1 : 2,55 nur geringfügig über dem Niveau der USA. Die Mäster in Frankreich hingegen sind in puncto Futterverwertung (1 : 2,81) kaum besser als der Durchschnitt. Dass sie sich bei den Produktionskosten mit 1,38 E/kg SG dennoch im Mittelfeld behaupten können, liegt eindeutig daran, dass die Franzosen deutlich kostengünstiger bauen als ihre Berufskollegen in Dänemark und Holland. Großbritannien trägt die Rote Laterne In Schweden, Deutschland und Ungarn fallen die Produktionskosten je kg Schlachtgewicht im Schnitt 6 bis 8 Cent höher aus als in den Ländern, die stärker auf den Export von Schweinefleisch orientiert sind. Wobei die Ursachen für diesen Wettbewerbs-Nachteil von Land zu Land verschieden sind. In Schweden schlagen vor allem die hohen Stallbaukosten (29,61 E je 100 kg SG) zu Buche. Sie resultieren zum einen aus den hohen Tierschutzauflagen im Lande. Darüber hinaus ist die traditionelle, landestypische Bauweise aber auch aufwändig und teuer. Auch in Deutschland wird vergleichsweise teuer gebaut, wenn auch (noch) nicht so kostenintensiv wie in Schweden und Holland. Der entscheidende Kostennachteil der deutschen Schweinehalter ergibt sich jedoch aus den sonstigen Kosten, die mit immerhin 0,28 E /kg SG zu Buche schlagen. In diese Rubrik fallen in erster Linie die Ausgaben für den Tierarzt sowie Medikamente, Energie, Wasser, Versicherungen und Gebühren. Der Schwachpunkt der ungarischen Betriebe liegt ganz klar im Bereich der Futterkosten (0,92 E pro kg SG). Bei den hohen Futtermittelpreisen in Ungarn wirkt sich die schlechte Futterverwertung (1 : 3,09) besonders nachteilig aus. Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der Produktionskosten-Auswertung befindet sich Großbritannien mit 1,61 E /kg SG. Ursache dafür sind vermutlich die englischen Lohnkosten, die immerhin drei Mal so hoch sind wie in Ungarn. Aber auch die Auslagen für die sonstigen Ausgaben fallen in England mit 0,31 E /kg SG auffallend hoch aus. Knappes Futter, teurer Euro: USA profitiert am meisten Wie gesagt: Der in Übersicht 1 dargestellte dänische Produktionskosten-Vergleich basiert auf Daten des Jahres 2002. Der zeitliche Verzug ergibt sich aus dem Zeitaufwand für die Datenerfassung und -auswertung. Inzwischen haben sich die Wettbewerbsverhältnisse durch die Aufwertung des Euro und die Verteuerung der Futtermittel infolge der Trockenheit im letzten Jahr allerdings verschoben. Denn die Preissteigerungen für Futtermittel fielen in Europa von Land zu Land unterschiedlich aus. Nach Beobachtungen der englischen Meat and Livestock Commission (MLC) mussten die französischen Schweinehalter die größten Preissteigerungen hinnehmen. In den skandinavischen Ländern verteuerten sich die Futtermittel dagegen nur geringfügig. Und auf den Futtermittelmärkten der USA ergaben sich nach Erhebungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums ähnliche Preissteigerungen wie im Durchschnitt Europas. Wie sich die Kurssteigerung des Euro und die Verteuerung der Futtermittel im ersten Quartal 2004 auf den Wettbewerb unter den Schweinefleisch-Produzenten in Europa und Nordamerika auswirkte, veranschaulicht Übersicht 3. Dabei blieb Ungarn wegen fehlender Daten außer Betracht. Und für Kanada wurde eine ähnliche Entwicklung der Futtermittelpreise unterstellt wie in den USA. Das Ergebnis: Unter den veränderten Einflüssen der Futtermittel- und Devisenmärkte stehen die kanadischen und vor allem die US-amerikanischen Schweinehalter noch besser da als ihre Berufskollegen in der Euro-Zone. Sie profitieren vor allem von der Aufwertung des Euro gegenüber dem US- sowie dem kanadischen Dollar. In Kanada gleicht die Devisenverschiebung die Verteuerung der Futtermittel in etwa aus. In den USA führt sie sogar zu einem weiteren Fall der Produktionskosten. In Großbritannien wirkt sich der Währungsvorteil zwar nicht ganz so stark aus. Er führt jedoch immerhin dazu, dass sich der Abstand zu den übrigen EU-Staaten etwas verringert. Am intensivsten wirkte sich die Futtermittelknappheit in Frankreich und Spanien aus. Hier führte die Preissteigerung der Futtermittel zu einem deutlichen Anstieg der Produktionskosten. Doch Vorsicht: Die Ergebnisse aus dem ersten Quartal 2004 darf man allenfalls als Momentaufnahme ansehen. Sie veranschaulichen zwar den Einfluss der veränderten Wechselkurse und der erhöhten Futtermittelpreise auf die Produktionskosten. Eine klare Aussage zu veränderten Wettbewerbsverhältnissen lassen sie aber nicht zu. Damit muss man warten, bis die kompletten Daten des Wirtschaftsjahres 2003/2004 bzw. des Kalenderjahres 2004 vorliegen!

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