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„Wir reduzieren den Sojaanteil um 5 %“

Lesezeit: 5 Minuten

Mäster Bernd Northoff lässt freie Aminosäuren und Enzyme ins Mineralfutter einmischen und verfüttert Schlempe. So kann er den Sojaschrotanteil in der Mastmischung um 5 %-Punkte senken.


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Sicherheitszuschläge in der Fütterung sind teuer, das können wir uns auf Dauer nicht mehr leisten. Das sieht auch Bernd Northoff (36) aus dem westfälischen Ostenfelde so. Er bewirtschaftet rund 1 500 Mastplätze und betreibt eine Brennerei. Die bei der Alkoholherstellung anfallende Schlempe verfüttert er.


Die Schlempe hat einen Energiegehalt von 12,4 MJ ME bei 88 % Trockensubstanz (TS) und ist sehr eiweißreich. Ihr Rohproteinanteil liegt im Vergleich zum Weizen mit 32,5 % etwa dreimal so hoch. „Dadurch kann ich im Winter, wenn ich die Brennerei anfahre, auf teuren Weizen verzichten und gleichzeitig den Sojaschrotanteil im Mastfutter deutlich absenken“, erklärt der junge Landwirt.


Die Futterstrategie hört sich einfach an, doch in der Praxis muss Northoff ein paar Punkte beachten. So gibt es beim Schlempeeinsatz z. B. Probleme mit dem Aminosäurengehalt und dem Aminosäurenmuster. Im Vergleich zu Sojaschrot sind zu wenig Aminosäuren enthalten. Auch die Zusammensetzung und die Verdaulichkeit sind nicht optimal. „Man muss die Ration durch die Zugabe von Aminosäuren aufwerten“, erklärt Northoffs Fütterungsberater Josef Bunge von der LWK Nordrhein-Westfalen.


Zugabe freier Aminosäuren:

Bernd Northoff setzt in den Mastmischungen freie bzw. synthetisch hergestellte Aminosäuren ein. Die Zudosierung übernimmt der Mäster aber nicht selbst, er lässt sie vom Futtermittellieferanten ins Mineralfutter einmischen.


Die Kalkulation der Vor-, Mittel- und Endmastmischungen hat Josef Bunge übernommen. „Wir haben zunächst geschaut, welche Nährstoffmengen die Einzelkomponenten mitbringen. Im nächsten Schritt haben wir dann analysiert, in welchen Größenordnungen wir welche Aminosäuren zusetzen müssen“, erklärt der Berater.


Das Ergebnis sind die in der Übersicht dargestellten Mastmischungen. In der Vormast setzt Northoff Fertigfutter ein. Dann kommen Hofrationen zum Einsatz. Auffällig ist, dass die Mittelmastmischung nur 11 % und die Endmastmischung nur 9 % Sojaschrot enthält. Im Vergleich mit üblichen Mischungen liegen die Gehalte etwa 5 % niedriger.


Das Mineralfutter enthält im Gegenzug deutlich höhere Anteile an freien Aminosäuren. Der Lysingehalt liegt bei 11 %, der Methioningehalt bei 1,5 % und der Threoningehalt bei 3,5 %. Herkömmliche Mineralfutter weisen in der Regel 8 % Lysin, 1 % Methionin und 2 % Threonin auf. Weitere Aminosäuren müssen nicht zugesetzt werden, da deren Bedarf über die in den Mischungen enthaltenen Futterkomponenten abgedeckt wird.


Bernd Northoff kauft das Lysin derzeit für 2,50 € je kg ein. Der Mäster hat einen Einkaufsvorteil, denn er ist Mitglied und Sprecher der Mineralfuttereinkaufs-Gemeinschaft in Warendorf, die von Josef Bunge fachlich betreut wird. „Durch den Zusammenschluss von 100 Landwirten können wir günstiger einkaufen als andere Schweinehalter“, lautet der Tipp des westfälischen Unternehmers.


Enzyme im Futter:

Neben den freien Aminosäuren enthalten die Mischungen NSP-spaltende Enzyme (Nicht-Stärke-Polysaccharide) wie Xylanase und Glucanase. Dadurch wird die Verfügbarkeit des Proteins weiter optimiert, weil die Hülle, in der die Aminosäuren sitzen, geknackt wird“, erklärt Josef Bunge die Zusammenhänge. „Das ist wichtig, wenn man mit den Mischungen nah an die Versorgungsgrenzen herangeht und auf Sicherheitszuschläge verzichtet.“


Auffällig ist noch, dass die Rationen geringe Phosphorgehalte aufweisen. Das liegt daran, weil das Mineralfutter phosphorfrei ist. „Den P-Bedarf decken wir über die Schlempe ab“, erklärt Northoff.


Rationen 7 € günstiger:

Das ausgefeilte Fütterungskonzept geht auf, die Leistungen passen: Die Tageszunahmen liegen bei 800 g, die Futterverwertung beträgt 1 : 2,75. Auch die Verluste liegen mit 1,9 % im Rahmen. Wenig zu kritisieren gibt es auch bei den Schlachtdaten. Die Indexpunkte je kg Schlachtgewicht (SG) liegen bei 0,99 IXP.


Auch rein rechnerisch passt die Strategie. Northoffs Futterkosten lagen im Wirtschaftsjahr 2011/2012 bei 63 € je Mastschwein, wie Kammerauswertungen belegen. Seine Kollegen aus den Arbeitskreisen der Kammer NRW mussten im Schnitt 70 € je Masttier aufwenden. Unterstellt man die aktuellen Preise, liegt der Preisvorteil bei rund 5 €.


Wie ist das zu erklären? Josef Bunge kennt die Antwort: „Es liegt an den fehlenden Sicherheitszuschlägen. Durch die Aminosäuren-Optimierung brauchen wir diese nicht.“ Allein der um 5 % geringere Sojaanteil in der Endmastmischung reduziert die Futterkosten um über 1 € je dt Endmastfutter.


Hinzu kommt, dass zumindest im Winterhalbjahr kein Weizen eingesetzt wird und als Getreidekomponente Gerste im Vordergrund steht, die zudem im Hinblick auf die Darmgesundheit Vorteile hat. Auch der hohe CCM-Anteil von über 40 % macht die Mischung billiger. Der Landwirt spart durch den Mais rund 4 € je Schwein im Vergleich zum Weizeneinsatz (4 € Preisdifferenz mal 40 % Mischungsanteil mal 2,60 dt). 1,20 € Kostenvorteil je Tier bringt der Schlempeeinsatz mit sich, 0,80 € spart der Unternehmer durch den gemeinschaftlichen Einkauf des Mineralfutters.


Darmgesundheit muss passen:

Dank der ausgefeilten Fütterungsstrategie spart Bernd Northoff bares Geld. Damit das Konzept allerdings aufgeht, muss er ständig darauf achten, dass die Darmgesundheit seiner Schweine in Ordnung ist.


„Wenn zu viele krank machende Keime wie z. B. Hefen im Futter oder im Darm sind, fressen diese die sofort verfügbaren, freien Aminosäuren auf. Die Keime klauen dem Tier dann die Nährstoffe“, erklärt Josef Bunge. Schweinehalter, die im Stall mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, sollten also auf eine bis aufs I-Tüpfelchen ausgefeilte Fütterungsstrategie ohne Sicherheitszuschläge so lange verzichten, bis sich die gesundheitliche Situation wieder stabilisiert hat.Marcus Arden

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