Solange die Vermarktung seiner Schweine weiter gesichert ist, kommt für Rainer Bertels aus Neuenkirchen in Nordrhein-Westfalen kein anderes Verfahren als die Mast von Improvac-Ebern infrage. Sein Bruder übernimmt mit seiner Familie und einem Mitarbeiter die Ferkelerzeugung. Rainer Bertels mästet die Tiere mit der Genetik Genesus x PIC 408 in seinem 1.850-er Maststall aus. Er nimmt zudem an der Initiative Tierwohl teil.
Alternative zur Chirurgischen Kastration
„Für Kombibetriebe ist die Immunokastration eine echte Alternative gegenüber der chirurgischen Kastration. Denn der Nutzen ist größer als die Kosten“, lautet die Überzeugung des 48-jährigen Nebenerwerbslandwirts, der Vollzeit als Disponent arbeitet.
Vor fünf Jahren probierte Rainer Bertels zunächst probeweise die Mast von intakten Ebern aus. Diese überzeugte ihn jedoch nicht. „Das Aufreiten der Eber führte zu Verletzungen, oft gab es Unruhe im Stall“, berichtet er. Auch die Lokalanästhesie sowie die Isoflurannarkose kamen für Rainer Bertels und seinen Bruder nicht infrage, da sie zu zeitintensiv und mit hohen Zusatzkosten verbunden waren.
Dreiphasige Mast
Sein Hoftierarzt machte Bertels schließlich auf die Immunokastration aufmerksam. Im Juni 2020, nachdem der Mäster zuerst die Vermarktung mit dem Schlachthof Manten in Geldern geklärt hatte, stieg er in die Improvac-Mast ein.
Alle acht bzw. 14 Tage stallt Rainer Bertels abteilweise 185 Tiere mit einem Gewicht von 26 bis 27 kg ein. Pro Bucht sind 23 Tiere nach Geschlecht getrennt untergebracht. Die Schweine füttert Rainer Bertels mit einem dreiphasigen Fertigfutter in Pelletform sehr stark N-/P-reduziert über Breiautomaten:
- In der Vormast bis 45 kg mit 13,2 MJ ME/kg und 15,5 % Rohprotein,
- in der Mittelmast bis 85 kg mit 13,2 MJ ME/kg und 14 % Rohprotein,
- in der Endmast ab 85 kg mit 13 MJ ME/kg und 13 % Rohprotein.
Impfungen dauern 60 Minuten
Die erste Improvac-Impfung führt Rainer Bertels gemeinsam mit seiner Frau 14 Tage nach dem Einstallen der Mastläufer durch. Pro Abteil impfen sie 95 Tiere und benötigen dafür 20 Minuten. Die zweite Impfung erfolgt zwischen dem 55. und 60. Masttag. Dann impft Rainer Bertels die Eber allein und benötigt dafür nochmals 20 Minuten. „Die Kosten für das Impfpräparat und die Arbeitsleistung liegen bei rund 4 € pro Improvac-Eber“, beziffert er.
Bis zur zweiten Impfung verhalten sich die geimpften Eber wie normale Eber. Rund acht bis 14 Tage nach der zweiten Impfung verändert sich das Verhalten der Tiere. Den Impferfolg kontrolliert Bertels während der Tierkontrolle anhand des Tierverhaltens. „Die mit Improvac behandelten Tiere sind deutlich ruhiger“, erklärt Bertels.
Der Landwirt schätzt aber nicht nur den ruhigen Umgang mit den immunokastrierten Ebern. Der springende Punkt ist für Rainer Bertels vor allem, dass die geimpften Eber eine bessere Futterverwertung gegenüber den Börgen aufweisen. „Das fällt durch die extrem hohen Futterkosten aktuell deutlich ins Gewicht“, berichtet der Mäster.
Futterkosten einsparen
Im vergangenen Herbst führte der Landwirt einen kleinen Versuch mit 226 Schweinen durch. Das Einstallgewicht betrug 24,9 kg. Nach 102 Masttagen lag das Ausstallgewicht bei 121,08 kg. Die Futterverwertung betrug 1:2,37.
Im Schnitt nahmen die Mastschweine rund 940 g pro Tag zu. „Die weiblichen Mastschweine schnitten mit Tageszunahmen von 880 g schlechter ab als die Improvac-Eber mit Zunahmen von 980 g pro Tag“, berichtet Bertels. Die Improvac-Eber kann er deshalb rund eine Woche früher ausstallen, als die weiblichen Tiere.
Das macht sich auch in den Futterkosten bemerkbar. „Wir sparen bei den Impfebern ca. 200 g Futter pro kg Zuwachs“, beziffert er. Über die gesamte Mastperiode benötigen die Improvactiere dadurch 20 kg weniger Futter gegenüber Kastraten. „Damit beläuft sich die Futtereinsparung aktuell auf ca. 8 € pro geimpften Eber“, berichtet Rainer Bertels von seinen Erfahrungen. Die geimpften Eber werden per AutoFOM klassifiziert und nach der Maske für weibliche Mastschweine abgerechnet.
Dank einer guten Sortierung erzielt der Mäster hier im Schnitt ca. 1,007 bis 1,01 Index-Punkte (IXP) pro kg Schlachtgewicht. „Der Schlachtkörpererlös der Impfeber liegt in etwa auf dem Niveau der weiblichen Tiere“, so Bertels. Von Nachteil ist die etwas geringere Ausschlachtung der Impfeber gegenüber den Kastraten. „Die Ausschlachtung ist mit 78,5 % rund 1,5 % schlechter als bei Börgen“, berichtet er.
„Unter dem Strich ist die Improvac-Mast ein top Verfahren für geschlossene Systeme und Mastbetriebe, solange die Abnahme gesichert ist. Es gibt keine kastrationsbedingten Ferkelverluste mehr. Zudem entstehen keine Kosten für die chirurgische Kastration“, betont Rainer Bertels.