Zutiefst unbefriedigend findet Uwe Bartels das Ergebnis der Agrarministerkonferenz in Münster zum staatlichen Tierwohllabel. Nach Jahren der Diskussion um die Notwendigkeit und die Konzeption eines staatlichen Tierwohllabels habe die Ministerrunde den Eindruck von Unklarheit und Unentschlossenheit verbreitet, sagte der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland am Donnerstag.
Währenddessen setze der Lebensmitteleinzelhandel, wie LIDL und Netto, mit ihrer Haltungskennzeichnung Fakten. Aber auch bei den wichtigen Akteuren in der Branche gebe es erfreulicherweise ein klares Bekenntnis zu einer Haltungs- und Herkunftskennzeichnung, so Bartels weiter. Der Deutsche Bauernverband (DBV), der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) sowie NGOs sprächen sich eindeutig für ein verbindliches staatliches Tierwohllabel aus. „Weshalb die Politik bei dem freiwilligen Tierwohllabel bleibt, ist mir angesichts der breiten Ablehnungsfront und deren überzeugender Argumente nicht nachvollziehbar“, zeigt sich der Vorsitzende verwundert.
Das freiwillige Tierwohllabel sei nur ein weiteres Label in der Reihe vieler und führe zu einer weiteren Verdrängung von deutschen Fleischprodukten aus dem Bereich Großverbraucher/Gastronomie und ebenfalls zu einer Verdrängung aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Dringend erforderlich sei ein für alle Vermarktungswege verpflichtendes Tierwohllabel. Ohne Verpflichtung würde der Großverbraucher- bzw. Restaurantmarkt - als nicht durch Kennzeichnung geprägten Absatzmarkt - für deutsche Fleischprodukte mit höherer Tierwohlqualität unerreichbar sein und mit ausländischen Produkten mit der Zeit bis zu 70% beliefert werden. Dies hätte entsprechende negative Auswirkungen für die deutschen Landwirte und Vermarkter.
Bartels erhofft sich einen raschen Kurswechsel weg von der Freiwilligkeit eines Tierwohllabels hin zu einer verbindlichen Haltungs- und Herkunftskennzeichnung. Einhergehend müsse eine Regelung beschlossen werden, die die finanziellen Mehrleistungen der Tierhalter vollständig und gesichert erstatte. Dies könne mit dem Instrument einer Fleischabgabe gesichert werden. Hierzu gebe es mittlerweile zunehmend mehr Zustimmung aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, so Bartels.