Wegen des anhaltenden wirtschaftlichen Niedergangs der Ferkelerzeuger im Bundesgebiet hat der Deutsche Bauernverband (DBV) jetzt Alarm geschlagen. Die Ursache für die wirtschaftliche Misere der Sauenhalter liege in den enormen Kostensteigerungen, vor allem bei Futter und Energie. Seit 2006 seien die Kosten der Ferkelerzeugung beziehungsweise der Sauenhaltung durchgehend höher als die Erlöse. Die aktuellen Ferkelpreise von weniger als 50 Euro je Tier seien völlig unzureichend. Der Verband sieht die führende Position der deutschen Schweinehaltung in der Europäischen Union und damit auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze bedroht, wenn es nicht bald zu einer Trendwende kommt. DBV-Präsident Gerd Sonnleitner appellierte in einem Schreiben an Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer, vordringlich "einseitige und politisch bedingte Kostennachteile abzubauen", um eine wettbewerbsfähige Sauenhaltung am Standort Deutschland erhalten zu können. Ansonsten werde die gesamte Wertschöpfungskette bei Schweinefleisch in Deutschland in Frage gestellt, erklärte Sonnleitner. Wer einmal mit der Sauenhaltung aufgehört habe, der beginne damit nicht wieder. Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Michael Goldmann, unterstützte die Forderungen des DBV-Präsidenten und warf der schwarz-roten Bundesregierung vor, die heimische Veredlungswirtschaft im Stich zu lassen. Größter Kostentreiber im Energiesektor sei der Staat und damit die Bundesregierung, so der FDP-Politiker. Dennoch hätten Bundeskanzlerin und Bundeslandwirtschaftsminister Entlastungen beim Agrardiesel abgelehnt, kritisierte Goldmann. Sonnleitner forderte Minister Seehofer auf, sich auf Bundes- und EU-Ebene "mit aller Entschlossenheit" für ein Kostenentlastungsprogramm mit spürbarer Wirkung für die Sauenhalter einzusetzen. Der Bundesminister habe sich bereits sehr für eine Öffnung der Drittlandsmärkte für Schweinefleisch eingesetzt. Doch gelte es nun, eine Reihe Kosten entlastender Maßnahmen durchzusetzen, betonte der DBV-Präsident. Eine große Belastung sei das Festhalten der Europäischen Union an einer "weltfremden Nulltoleranz" für in der Gemeinschaft noch nicht zugelassene gentechnisch veränderte Futtermittel. Sollte die Eiweißfrage politisch nicht zu lösen sein, müsse der Bundeslandwirtschaftsminister konsequenterweise auch den Fleischimport von Tieren verbieten, die mit in der EU nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert worden seien, denn den Verbrauchern sei nicht klarzumachen, warum hiesige Schweine mit gewissen Eiweißfuttermitteln nicht gefüttert werden dürften, die aber bei Importen von Fleisch von Tieren aus Drittländern erlaubt seien. Eine weitere wichtige Maßnahme zur Kostenentlastung sei durch die Zulassung der Verfütterung tierischer Fette an Schweine möglich, erklärte Sonnleitner weiter. Trotz eindeutiger Aussagen der Politik, dieses in anderen EU-Mitgliedsländern gelöste Problem auch hier zu lösen, gebe es bis heute noch immer keinen Gesetzesbeschluss in Deutschland. Neben den Futterkosten seien vor allem auch die Energiekosten gestiegen, die die Sauenhalter schwer belasteten, führte Sonnleitner weiter aus. Deshalb müsse die Besteuerung von Strom, Gas und Diesel zur Entlastung gesenkt werden. Schweine haltende Betriebe müssten auch die Möglichkeit erhalten, zur finanziellen Eigenvorsorge betriebliche Rücklagen bilden zu können. Diese bilanzielle Schwankungsreserve sei angesichts stark schwankender Märkte und wegen des lang anhaltenden Preistiefs im Rahmen des Schweinezyklus für die betroffenen Betriebe notwendiger denn je.
Keine guten Aussichten für Ferkelerzeuger; eine Analyse (11.7.08)