Getreide sollte nach der Ernte nicht direkt in den Trog der Schweine wandern, sondern zunächst eingelagert werden. Warum eine sofortige Verfütterung nicht ratsam ist, und wie lange das Getreide gelagert werden sollte, erklärt Dr. Gerhard Stalljohann von der Landwirtschaftskammer NRW in der aktuellen Ausgabe des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe.
Viele Versuche und praktische Erfahrungen zeigen, dass jüngere wie auch ältere Schweine Rationen mit Erntegetreide ungern fressen. Eine vollständige Futterverweigerung, vor allem in Verbindung mit der augenblicklichen Hitze, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Fressen die Schweine dennoch das Getreide, sind Tierverluste durch stärkere Gasbildungen im Darm und Darmverdrehungen möglich. Auch Fruchtbarkeitsprobleme können auftreten.
Diese Verdauungs- und Fruchtbarkeitsstörungen werden dadurch verursacht, dass enzymatisch gesteuerte Vorgänge im Korn sich auch nach dem Drusch noch fortsetzen. Während dieser Nachreifungsprozesse wird Restfeuchte im Korn umgelagert, die sogenannte "Schwitzphase" beginnt.
Daher sollte erntefrisches Getreide mindestens zwei Wochen, besser jedoch vier Wochen lagern, bevor es zum ersten Mal in den Trog der Schweine kommt. Wichtig ist, dass es mit einer Kornfeuchte von weniger als 15 % eingelagert, sowie gereinigt und regelmäßig belüftet wird, damit die Temperatur im Lager nicht über 15 °C ansteigt.
Liegt dennoch ein gravierender Futterengpass im Betrieb vor, kann das Erntegetreide mit älterer Ware verschnitten werden: In der ersten Woche sollte das Frischgetreide allerdings höchstens mit einem Anteil von 10 % eingemischt werden. Dieser Anteil kann nach und nach bis auf 50 % gesteigert werden. Auch beim Einsatz von Säuren oder bei der Einlagerung in vermahlener Form kann die Lagerzeit verkürzt werden. Zwei bis drei Wochen bis zur Verfütterung sind hier empfehlenswert.