Sehr geehrte Damen und Herren,
am vergangenen Freitag ist von der großen Koalition ein Gesetzentwurf für eine Fristverlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration verabschiedet worden. Mit dieser Fristverlängerung würden zwei Jahre gewonnen werden, um endlich den Ausstieg umzusetzen.
Kurzfristiges Ziel - Fristverlängerung, aber keine Zeit vergeuden
In der jetzigen Situation benötigen wir diese Zeit. Wir sind eine Gruppe aktiver Ferkelerzeuger jeglicher Betriebsgröße aus ganz Deutschland. Wir fühlen uns sowohl von der Politik als auch von unseren Verbänden vollkommen im Stich gelassen. Wir fordern umsetzbare und zeitnahe Lösungen, so dass wir unsere Betriebe auch in Zukunft noch erfolgreich weiterführen können.
Isofluran hat bislang noch keine Zulassung, Azaperon ist zur Zeit nicht lieferbar und der Absatz von unkastrierten Tieren ist begrenzt. Allerdings sind zwei Jahre nicht viel Zeit - keine Zeit um sich nun weiter auszuruhen, auf neue Studienergebnisse zu hoffen und erst einmal abzuwarten. Das schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass wir in zwei Jahren genauso weit sind wie heute. Deshalb fordern wir von der Politik einen klaren Fahrplan für den Ausstieg, so dass dieser auch bis 2021 vollzogen ist.
Mittelfristiges Ziel - unter Betäubung kastrieren In diesen zwei Jahren muss die Politik folgendes gewährleisten: Isofluran muss eine deutsche Zulassung bekommen. Neben der Zulassung des Wirkstoffes muss eine Prüfung der Geräte auf Funktionalität und Arbeitssicherheit erfolgen. Eine Art TÜV muss die zur Verfügung stehenden Geräte zertifizieren. Ein Erlass nach § 6 Abs. 6 Tierschutzgesetz muss auf den Weg gebracht werden, so dass der Landwirt die Erlaubnis bekommt, die Tiere ohne Anwesenheit des Tierarztes betäuben zu dürfen.
Es müssen Personen (Tierärzte) geschult werden, die dann wiederum die Landwirte in Theorie und v.a. in der praktischen Anwendung der Geräte schulen. Es sollten Gelder (Fonds oder Rentenbank) zur Verfügung gestellt werden, so dass die Landwirte die Investition der Geräte stemmen können.
Langfristiges Ziel - Amputationsverbot
Das langfristige Ziel sollte ein europaweites Amputations-, in diesem Fall Kastrationsverbot sein. Mit der Ebermast und der Immunokastration besteht die Möglichkeit, die Tiere unversehrt zu lassen und komplett auf die Kastration zu verzichten. Wir Landwirte wollen das gerne umsetzen. Dazu benötigen wir allerdings eine europaweite Lösung, denn ein nationaler Alleingang schafft hier eine Wettbewerbsverzerrung.
Wir deutschen Ferkelerzeuger werden aus dem Markt gedrängt und die Frage des Tierschutzes wird exportiert. Deswegen muss die Politik hier für die EU einen Ausstieg aus der Kastration formulieren. Zusätzlich müssen Politik und Handel den Weg für unkastrierte Tiere frei machen, so dass sowohl das Fleisch aus der Jungebermast als auch von immunokastrierten Tieren den Absatz im Handel finden. Wir brauchen daher eine Verbraucherinformationskampagne zur Aufklärung der Verbraucher über die Alternativen zur Ferkelkastration.
Bitte unterstützen Sie die deutschen Sauenhalter, damit wir einen gangbaren Weg für mehr Tierschutz finden und umsetzen können.
Mit freundlichen Grüßen
- Heinrich Henke, Bruchhausen-Vilsen
- Marcus Holtkötter, Altenberge
- Familie Heinemann, Aerzen
- Familie Timmermann, Ottenstein
- Kim Gericke & Friedrich-Wilhelm Bisanz Gericke, Aerzen
- Christian Röhlen, Erkelenz
- Familie Weustermann
- Christoph Westerkamp
- Markus Steverding
- Michael Volkening
- Betrieb Roland Hecht
- Stefan Ganslmeier
- Andrea Feuerstein, Landwirtstocher
- Ferkelerzeugerbetrieb Heinfried & Alexander Koch, Diepholzer Bruch
- Familie Müller, Backnang,
- Ferkelerzeuger und Mäster für kleine Metzger
Weitere unterstützende Landwirte bzw. Landwirtsfamilien:
- Familie Lucassen
- Familie Brocker
- Cord Meier, Schweinemäster aus Bückeburg
- Anne-Christin Niggeloh
- Bernhard Barkmann, Schweinemäster
- Michael Wester, Schweinemäster
- Markus Storck
- René Rempt
- Dr. Peter Veltmann, Tierarzt, Vechta
- Nadine Henke, Tierärztin, Bruchhausen-Vilsen