Torsten Roder aus Viecheln bei Behren-Lübchin (Kreis Rostock) will keine Schweine mehr auf Stroh halten. In diesem Fall ist das bemerkenswert, da er vor einigen Jahren mit seinen „Mecklenburger Strohschweinen“ groß in den Medien war und er dies als Aushängeschild des Familienbetriebs beschrieb.
So hatte er damals mit großem finanziellen Aufwand einen Stall auf Strohhaltung mit 1.000 Mastplätzen umgebaut und am neuen Tiefstreustall eine Einsichtplattform errichtet. Nun berichtet der NDR vom Aus, weil die Investitionskosten in die Höhe schnellen.
Vom Vorzeigebetrieb allein kann man sich nichts kaufen
Noch tummeln sich die Schweine in den mit viel Aufwand immer wieder auf den neuesten Stand gebrachten Ställen – 4.500 insgesamt. Doch es wird keinen Nachwuchs mehr geben. "Es ist einfach so, dass man sich heutzutage in der Landwirtschaft nur noch gehetzt und gejagt fühlt. Eine Verordnung, ein Gesetz jagt das andere. Man kommt nicht mehr hinterher, die Bürokratie wächst einem über den Kopf. Und das ist die Krux an der Sache, unser Produkt ist angeblich im Markt nicht mehr gefragt“, zeigt sich Roder ernüchtert.
Seinen Stall hatte er damals auf Haltungsstufe 2 umgestellt, jetzt werde Haltungsstufe 3 verlangt. Und der Handel zieht mit und schielt schon auf Stufe 4. Das bedeutet erneute Investition. Vielen Haltern fehlt dafür das Geld. Von 1 Mio. Schweine im Bundesland vor einigen Jahren ging es runter auf jetzt 500.000. „Wir sind das beste Beispiel: Vor vier Jahren waren wir noch bester Schweinehalter Deutschlands und jetzt werden uns die Verträge gekündigt“, sagt der Landwirt und nennt etwa das neue Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, das ihn ausboote. „Und das eigentlich vor dem Hintergrund, dass wir das beste Tierhaltungssystem in der Welt haben.“
Im Laden zählt weiter der billigste Preis
Verbunden mit den vergleichsweise höchsten Produktionskosten, ohne - so kritisieren die Halter – dass sich das letztendlich beim Verkaufspreis an der Ladentheke auszahlt. Lebensmittel vom Schwein werden verramscht, so Torsten Roder wörtlich im Gespräch mit dem NDR.
Aktuell wird in der Schweinehaltung hierzulande kaum noch investiert, stellt auch die LMS Agrarberatung fest. Doch wer nicht entsprechend mitzieht beim geforderten Umbau der Schweinehaltung, wird seine Schweine nicht mehr los. So geben immer mehr Halter auf.
Banken wollen Wirtschaftsplan sehen
Die Berater von LMS stellen auch fest, dass es immer noch Betriebe gibt, die nicht wissen, wohin die Reise geht. Investieren könnten die Höfe aber nur, wenn sie sicher sind, dass sie das Geld auch wieder hereinbekommen am Ende. Niemand investiere auf gut Glück, um dann zu schauen, ob es wohl klappt.
Mit dem Konzept könne man auch schlecht zur Bank gehen, erklärt eine Beraterin im NDR den Zuhörern. Die Bank finanziere ja nicht auf Verdacht. So stehe die Branche gerade vor vielerlei Problemen.
Torsten Roder jedenfalls will sich künftig auf den Ackerbau des Betriebes konzentrieren, den er gemeinsam mit seinem Bruder führt. Inzwischen hat er auch seinen Vorstandsposten im Zuchtverband Nordost aufgegeben. Hier gab es jüngst eine Fusion mit dem Verband Baden-Württemberg.