Bis August sollen Schweinebetriebe ihre Haltungsform gemäß Tierhaltungskennzeichnungsgesetz melden. An welche Organisation, das ist in den meisten Fällen noch offen. Nach einem einheitlichen Vorgehen der Bundesländer sehe es derzeit jedenfalls nicht aus, bedauerte Steffen Reiter, Geschäftsführer beim Verband der Fleischwirtschaft (VdF), auf dem Bauerntag der VzF GmbH in Verden.
Währenddessen dreht sich auch der Austausch zwischen Landwirten und Lebensmitteleinzelhandel zu höheren Haltungsformen im Kreis. Diesen Eindruck vermittelte die Diskussion auf der Veranstaltung.
Mehrjährige Partnerschaften ausbauen
„Wir haben ein ernst gemeintes Interesse an zukunftsfähiger regionaler Landwirtschaft“, versicherte Anna Spiess, Leiterin Nachhaltigkeit Einkauf bei Kaufland. Die Supermarktkette der Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl gehört, biete aktuell etwa 20 % Frischfleisch aus Haltungsform Stufe 3 und 4 an. Der Anteil an Haltungsform 3 im Sortiment steige derzeit noch leicht an und Kaufland habe großes Interesse daran, mehrjährige Partnerschaften mit Landwirten auszubauen. „Es ist aber nicht die Menge am Markt, die wir bräuchten, um noch mehr umzustellen“, erklärte Spiess weiter.
Anreize vom LEH fehlen
Die anwesenden Schweinehalter bemängelten hingegen fehlende Anreize seitens des Lebensmittelhandels. 5-Jahres-Verträge würden nicht ausreichen, um den kompletten Betrieb neu auszurichten. Länger vermag Kaufland laut Spieß allerdings nicht abzuschätzen, wie sich die Nachfrage entwickelt.
Höhere Preise keine Option
Wie wäre es dann mit höheren Preisen für die Rohware? Die müsste Kaufland an Verbraucher weitergeben. Und die Nachfrage würde wieder sinken. Spiess sprach sich daher für einen langsamen und machbaren Umbau der Tierhaltung aus.
Siegel für deutsche Produkte
Da Kunden sich laut Befragungen vor allem Tierwohl und Regionalität wünschen, kennzeichnet Kaufland immer mehr Artikel mit dem „Qualität aus Deutschland“-Siegel. Bisher ziert es etwa 1000 Eigenmarkenprodukte. Was als regional gekennzeichnet ist, kommt mindestens aus dem gleichen Bundesland oder enthält genauere Infos zur Region. Zugekaufte Schweinehälften werden laut Anna Spiess ausschließlich in eigenen Fleischwerken zerlegt und verarbeitet. Diese beliefern alle Filialen mit den fertigen Produkten. So werden täglich eine halbe Million Wiener Würstchen produziert und insgesamt 400 t Fleisch verarbeitet – überwiegend vom Schwein.