Die unbefristeten Preissenkungen für Frischfleisch bei führenden Discountketten wie Aldi oder Norma ab dem 1. Juni sind in seltener Eintracht sowohl auf landwirtschaftlicher Erzeugerseite als auch bei Tierschützern auf scharfe Kritik gestoßen. Wie Aldi Nord und Süd in ihrer Werbung mitteilten, werden seit Monatsbeginn Teilstücke vom Schwein, Rind und Geflügel günstiger angeboten, wobei die Abschläge bis hin zu fast 7 % für Schweinegulasch reichen.
ISN: Fataler Zeitpunkt
Als „falsches Marktsignal zur Unzeit“ bezeichnete am Montag die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) die Aktion, da saisonal mit einem kleineren Schlachtschweineangebot und anziehenden Preisen zu rechnen sei, was angesichts der immer noch hohen Futterkosten für die Schweinehalter auch dringend notwendig sei. „Fatal“ nannte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack den Zeitpunkt der Preisabschläge mitten in der Grillzeit; er befürchtet „ein verheerendes Signal, dem mit Sicherheit die anderen Handelsunternehmen dankend folgen werden." Stack warf den Discountern vor, den Erzeugern in der aktuellen Tierwohldebatte einen „Bärendienst“ zu erweisen und durch Billigangebote dem Image und der Wertschätzung von Fleisch zu schaden. Nachhaltigkeit, mit der sich die Handelsunternehmen gegenwärtig gerne brüsten würden, sehe anders aus.
AbL spricht von Zynismus
Die Arbeitsgemeinschafts bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisierte die jüngste Preissenkungsrunde von Aldi ebenfalls heftig und sprach zudem von Zynismus, wenn Billigfleisch unter dem Label „Bauernglück“ vermarktet werde. Eine Stärkung der Marktposition der Landwirte und höhere Erzeugerpreise seien nur möglich, wenn das ruinöse Überangebot aus agrarindustriellen Strukturen abgebaut würde, so die AbL. (AgE)