Seit dem Maskenwechsel am 4. Oktober herrscht extreme Verunsicherung unter den Schlachtunternehmen. Denn offensichtlich erfolgte die Umstellung der Schätzformel für den Muskelfleischanteil und für die AutoFOM-Teilstückgewichte doch nicht erlösneutral. Alle bisherigen Auswertungen deuten vielmehr darauf hin, dass die Schweine seitdem deutlich bessere Klassifizierungsergebnisse erzielen und daher auch besser bezahlt werden müssen, als dies von den Schlachtunternehmen im Vorfeld der Umstellung kalkuliert wurde. Angesichts von 600.000 bis 700.000 wöchentlich per AutoFOM klassifizierten Schweinen summiert sich die Differenz für die Schlachtbranche schnell zu einem Millionenbetrag. Dementsprechend nervös sind die Unternehmen. Als erstes hat jetzt die Westfleisch reagiert und ihren Lieferanten angekündigt, für die 40. Kalenderwoche zunächst 2 Cent je kg Schlachtgewicht einzubehalten. Das Geld soll bis zur Klärung der Ursache auf einem Sonderkonto verwaltet werden. Auch Tönnies denke darüber nach, zunächst 1 Cent je kg SG zurückzuhalten, berichtet das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe in seiner aktuellen Ausgabe.
Worauf die bessere Klassifizierung zurückzuführen ist, ist bisher noch unklar. Wenn es sich um einen Formelfehler handelt, müsste der Effekt eigentlich flächendeckend und im gleichen Ausmaß in allen Schlachthöfen auftreten. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall. Denkbar ist auch ein technischer Effekt. Denn parallel zur Eingabe der neuen Formeln wurden offensichtlich auch Teile der Hardware in den AutoFOM-Geräten ausgetauscht. Vorübergehend soll sogar überlegt worden sein, komplett auf die Nadelklassifizierung umzustellen, bis die Hintergründe geklärt sind. Dafür fehlen jedoch die nötigen Geräte und das Personal. (lh)